Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 2. Band)

  
  
  
   
Kometen und Meteore. 119 
krümmte Bahnen; manche Sternschnuppen scheinen sich plótzlich(7) oder auch 
stetig (e) zurückzukrümmen, um ihre Bahn in einer gegen die frühere um einen 
beträchtlichen Winkel, oft sogar um 180° geänderten Richtung fortzusetzen; andere 
scheinen auch einen Moment still zu stehen, und dann ihre frühere Bahn fortzusetzen, 
oder auch in dieselbe wieder zurückzukehren; oft beobachtet man eine springende, 
schnellende Bewegung wie beim mehrfachen Abprallen eines bewegten Körpers 
von Widerständen. ScummDT beschreibt einige Fälle von ganz merkwürdigen 
Bewegungsanomalien; so z. B. bemerkte er am 17. September 1843 ein Meteor, 
das schussweise Sátze machte!); am rr. November 1849 beobachtete er in Bonn 
ein solches mit schlangenfórmig gekrümmter Bahn, während Hzıs in Aachen 
dasselbe sich in einer geradlinigen Bahn bewegen, aber abwechselnd aufleuchten 
und verschwinden sah, so dass für den ersten Anblick die Meteore als zwei 
verschiedene gelten konnten ?). 
Viele Sternschnuppen hinterlassen auf den zurückgelegten Bahnen eine 
leuchtende Spur, bei manchen sehr kleinen Sternschnuppen ist weiter nichts als 
diese Spur zu sehen, so dass sie sich nur als Lichtlinie darstellen. OrwsTEDT?) 
bezeichnet diese als phosphoric lines, und unterscheidet sie von den luminous 
bodies, welche ihre Bahn für längere Zeit sichtbar fortsetzen und der dritten 
Gattung, den grossen Zre balls. 
Von diesen Lichtlinien, »leuchtenden Bahnstücken«, welche nur subjektive 
Phänomene sind, entstanden durch den zurückbleibenden Eindruck, den das 
helle, rasch bewegte Meteor auf der Netzhaut des Auges zurücklásst, ist aber 
wohl zu unterscheiden der eigentliche Schweif der Sternschnuppe, welcher 
oft erst nach dem Verschwinden der Lichtlinie erscheint. ScHMIDT beschreibt 
diesen folgendermaassen *). 
»Der Schweif hat selten parallele Ränder, manchmal eine besondere Farbe, 
und äusserst selten erkennbare, und dann sehr merkwürdige Bewegungen. Ge- 
wöhnlich ist der Schweif an seinen beiden Enden, namentlich am Anfange der 
Bahn, zugespitzt, und ist gegen den Punkt des Verlöschens hin, etwas breiter, 
zuweilen auch etwas heller. Ausnahmen mannigfacher Art sind sehr häufig. 
Der Schweif ist in einigen Fällen ganz gerade, mit deutlichem Durchmesser, 
und an seinen Rändern ausserst scharf begrenzt; er ist in der Mitte breiter, oft 
so breit, dass das Fragment eine elliptische Gestalt annimmt, zuweilen stellen- 
weise abgebrochen, aus Stücken bestehend, die wiederum in der Mitte breiter, 
an den Enden zugespitzt erscheinen. Bei weitem in den meisten Fällen zeigt das 
Schweiffragment keine Spur von Bewegung. Dass solche aber, wenn auch 
äusserst selten, wirklich vorkommt, und dann gewóhnlich in auffallender Weise, ist 
nicht zu bezweifeln. . . . 
»Am 24. Oktober 1845 um Mitternacht, als ich bei sehr heiterem Himmel 
mit Herrn Prof ARGELANDER im Garten der Bonner Sternwarte Vergleichungen 
über die Helligkeit verschiedener Fixsterne anstellte, leuchtete plótzlich ein roter 
Blitzschein auf, der die Nacht schwach erhellte. Wir sahen sogleich gegen das 
Zenith, woselbst eben das letzte gelbrothe Fragment eines von O—W durch den 
Perseus ziehenden bedeutenden Meteors erlosch. Zwei 5? lange, 1^ breite, ganz 
gerade Schweifstücke blieben stehen, und von ihnen erlosch das óstliche schon 
1) l c, pag. 10. 
2) 1. c., pag. 101. 
3) SILLIMAN, I. Serie, Bd. 25, pag. 339. 
4) »Resultate aus zehnjährigen Beobachtungen«, pag. 92. 
     
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
	        
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