Full text: Handwörterbuch der Astronomie (Zweiter Band)

  
  
  
  
  
    
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
   
  
  
      
Kometen und Meteore. 
fortsetzen. Kleinere Meteore werden schon in den obersten Schichten der Luft 
aufgezehrt, ohne dass eine Abweichung ihrer Bewegungsrichtung vom grössten 
Kreise sich merkbar machte; grössere ändern ihre Bewegungsrichtung, wie er- 
wähnt gegen das Ende ihrer Bahn, und nur diejenigen grossen Meteore, welche 
trotz des fortwährenden Verbrennens noch hinreichende Masse haben, um in 
die unteren Luftschichten zu gelangen, beschreiben dann Bahnen von der Form f 
(Fig. 255); nur wenige Meteore, und zwar nur jene, welche nahe aus dem Zenith 
fallen, gelangen thatsächlich zur Erde. Auch in dieser Richtung wirkt die Luft 
wie ein elastisches Polster). 
Eine zweite Ursache, durch welche die Bewegungsrichtung thatsächlich ge- 
ändert wird, ist die unregelmássige Form der Meteore. Jeder Kórper von un- 
regelmissiger Gestalt, der in einer Translationsbewegung begriffen ist, wird durch 
den Luftwiderstand in eine Rotationsbewegung versetzt, wodurch auch die Richtung 
seiner Bewegung geändert wird. Derartige Complikationen treten bei der Be- 
wegung von Kugeln aus gezogenen Geschützen auf; bei diesen ist der Lauf schwach 
schraubenförmig gedreht; dadurch erhält die Kugel eine Rotationsbewegung, 
und da sie nicht kugelförmig, sondern conoidisch ist, so wird sie aus der verticalen 
Ebene etwas abgelenkt. 
Noch complicirter werden die Bewegungen, wenn der Schwerpunkt einer 
solchen, in dieser Weise in Rotation versetzten Kugel ausserhalb der Symmetrie- 
axe liegt. Schiessversuche wurden in Christiania mit derartigen Kanonenkugeln 
vorgenommen; sie wurden hergestellt, indem man in der Form seitlich an einem 
Stäbchen ein Thonkügelchen anbrachte. Dieses wurde dann herausgeschabt, 
und die Oeffnung an der Stelle, wo das Stábchen das Kügelchen hielt, durch 
einen Eisenpfropfen verschlossen. Bei einem vierzebnpfündigen Geschiütze, das 
unter einem Elevationswinkel von 10° mit einer Anfangsgeschwindigkeit von 
1000 engl. Fuss (ca. 300 ;»;) abgeschossen worden war, war nach einem Wege 
von 8400 engl. Fuss (2:5 £s) die Kugel um 40 Fuss (12 s) X 
von der ursprünglichen Richtung nach der Seite abgewichen; 2 
die Horizontalprojection der Bahn war ungefihr ein Kreis von 
270 £m Radius. Eine vierpfündige Haubitze, unter einem Ele- 
vationswinkel von 45? abgeschossen, wich in der Entfernung 
von 1316 Fuss (400 m) um 27 Fuss (8:5 s) ab; die Horizontal- 
projection der Bahn war ungefähr ein Kreis (aber etwas ge- 
schlingelt) von nahe 10 4» Radius. 
Sehr instructiv in dieser Richtung ist das von den Austra- 
liern benützte Wurfgeschoss: der Bumerang, eine knieartig 
gebogene Scheibe 22:4, Fig. 258 die etwas windschief, also 
wie eine Schraubenfläche gebogen ist, so dass z. B. die 
Ecken ac über die Zeichnungsfläche heraustreten; wie ein 
Pfeil abgeschossen, geräth dieselbe in eine drehende Be- 
wegung und wird dabei in einem weiten Bogen zum Ausgangspunkte zurückkehren, 
Manche Abweichungen von den Bahnen lassen sich durch optische Unregel- 
mässigkeiten erklären. SCHMIDT erklärt die schlängelnde Bewegung dadurch, 
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(A. 258.) 
I) Dieses scheint auch die Ursache, dass bei den teleskopischen Meteoren anomale 
Bewegungserscheinungen viel seltener auftreten. SCHMIDT sah (Resultate, pag. 173) unter 146 
teleskopischen Meteoren nur eine sicher als anomal zu bezeichnende Bahn (und eine máóglicher- 
weise schwach gekrümmte) wührend er unter 4068 mit freiem Auge beobachteten Meteoren 175 
anomale Bewegungen sah; diesem entspricht der Prozentsatz von 0:682 bei den teleskopischen, 
hingegen 4:49, also nahe 7 mal so viele bei den mit freiem Auge sichtbaren. 
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