Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 2. Band)

    
Kometen und Meteore. 
Einklange, dass sie für die Meteore eine Geschwindigkeit ergeben, welche mit 
der Geschwindigkeit der Erde in ihrer Bahn vergleichbar ist. 
ScuwmT giebt in seinen »Resultaten« über die Geschwindigkeiten keine 
Zahlen; die Resultate waren nicht befriedigend, meist enorm gross, so dass er 
es vorzog, »alte Ungewissheiten nicht durch neue schwankende Angaben zu 
vermehren«?). 
Hält man für die mittlere Weglünge 167, für die mittlere Hóhe 100 £z, 
für die mittlere Sichtbarkeitsdauer 0*7 fest, so folgt die mittlere Geschwindigkeit 
16 >< 0:01745 >< 10 
Diese Geschwindigkeit ist das 70fache der Geschwindigkeit einer Kanonen- 
kugel, und etwa um die Hälfte grösser, als die Geschwindigkeit der Erde in 
ihrer Bahn. Sie ist aber, wie spiter gezeigt wird, nicht die wahre kosmische 
Geschwindigkeit (7), sondern die relative Geschwindigkeit gegen die Erde (#); 
w ist im allgemeinen kleiner?). Allein man hat zu beachten, dass diese Ge- 
schwindigkeit die mitilere Geschwindigkeit nicht nur aller Meteore, sondern 
auch jedes Meteors im Laufe seiner Bahn ist, und zwar die mittlere Ge- 
schwindigkeit wáührend seiner Sichtbarkeitsdauer. Beim Beginn seiner Sicht- 
barkeit war seine Geschwindigkeit schon grósser und hat zu Ende seiner 
Sichtbarkeit in Folge des Luftwiderstandes schon abgenommen. Aber bereits, 
wenn es sichtbar wird, hat es so viel an lebendiger Kraft verloren, dass es 
zum Glühen kommt, und dieser Verlust an lebendiger Kraft ist natürlich auf 
Kosten seiner Geschwindigkeit eingetreten: die Geschwindigkeit der leuchtenden 
Sternschnuppe ist schon bedeutend kleiner, als diejenige der noch nicht leuchten- 
den. Man kann also annehmen, dass die kosmische Geschwindigkeit der Meteore 
eine weit grössere ist, als die Geschwindigkeit der Erde. 
Denkt man sich im Raume ein beliebiges, festes, rechtwinkliges Axensystem, 
und seien xq, Jg, £9 die Coordinaten der Erde, x,,y,, 2, die Coordinaten einer 
Sternschnuppe .S, so werden die Differentialgleichungen der Bewegung der Stern- 
schnuppe im Raume in der Nähe der Erde?) 
  
d? > 
o moa mes 
d? AL. 
Ay 
d?z, 2, —2 
LS a en Pt 
de? f 73 + Z 
72 = (x, — x9) + (91 — X9? + (31 — 20)” 
wobei # die Constante der Erdanziehung ist. Wählt man als Einheit den 
Aequatorhalbmesser der Erde, als Einheit der Zeit die Zeitsecunde (an Stelle des 
mittleren Sonnentages), so wird 
ke Vm 
E e CA Ln ; 
(sin x)? + 24 - 60 - 60 
wobei £g die Constante der Sonnenattraction, 7; die Erdmasse und x die Sonnen- 
tof" : 1 tr, e 
parallaxe ist; also mit 7 = 330000" — 8-815: 
log & — 0093615 — 10, log k'" — 2408040. 
  
1) L c., pag. 144- 
?) Weil die meisten Sternschnuppen aus der Gegend des Apex kommen. 
3) Vergl. den Artikel »Mechanik des Himmelse, § 9 und § 25. 
  
   
  
  
  
  
  
  
    
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
    
   
   
   
   
  
   
  
  
  
  
   
   
  
  
 
	        
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