Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 2. Band)

  
      
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
    
178 Kometen und Meteore. 
Anzahl von Sternschnuppen zu bestimmten Zeiten vorhanden sein, zu welchen 
dieselbe per Stunde auf hundert und tausend steigt. Ein solcher grosser Stern- 
schnuppenfall im Jahre 1799 lenkte die allgemeine Aufmerksamkeit auf die 
Sternschnuppen, und ein mit diesem im Zusammenhange stehender ebenso 
grossartiger, im Jahre 1833, auf die gesetzmüssige Wiederkehr derartiger 
Erscheinungen. 
Am 13. November 1831 hatte Capitán BÉRARD auf der an der franzósischen 
Küste kreuzenden Brigg »Loiret« eine bedeutende Anzahl von Sternschnuppen 
beobachtet; am 12. und 13. November 1832 wurden aus Frankreich, der Schweiz 
und den Niederlanden, besonders aber aus Russland grosse Sternschnuppenfälle 
gemeldet. Besonders grossartig aber entfaltete sich wieder der Sternschnuppen- 
fall. vom 13. November 1833 in Nordamerika. OrwsrED hatte über denselben 
die Berichte gesammelt, und im »American Journal of Sciences and Arts», 
Bd. 25 (pag. 363) veróffentlicht. Die ausführlichsten Schilderungen sind von 
einem (nicht genannten) Beobachter in Boston, der seine Wahrnehmungen schon 
früher im »Boston Centinel« publicirt hatte. Er schátzte die Zahl der Stern- 
schnuppen innerhalb eines Zeitraumes von 15 Minuten vor 6 Uhr auf 8660: die 
Gesammtzahl der an diesem Morgen gesehenen Sternschnuppen auf: über 
200000. Der Fall begann zwischen 9 und 12 Uhr Abends, war am stärksten 
zwischen 9 und 5 Uhr Morgens, im Maximum etwa 4 Uhr Morgens. Dieser 
Beobachter weist auch schon auf den Sternschnuppenfall desselben Datums vom 
jahre 1799 in Cumana hin. 
Der Bereich der aussergewóhnlich grossen Zahl der Sternschnuppen war 
aber nicht sehr ausgedehnt. Capitän PARKER am Schiffe »Junior«, das sich am 
Eingange des Hafens von Mexiko befand (Breite 26°, westl. Länge von Green- 
wich 854°), begann zu zählen, musste es aber aufgeben; er berichtete, dass 
die Sternschnuppen nach allen Richtungen von einem festen Punkte auszugehen 
schienen, der ungefähr 45° Höhe hatte, aber während der Beobachtung 5° 
bis 10° zu steigen schien. 
Am Schiffe »Francia«, dass sich nordöstlich von den Bermudasinseln befand 
(in 36° Breite, 61° westl. Länge von Greenwich), waren die Meteore sehr zahlreich, 
aber ihre Zahl konnte leicht gezählt werden. 
Am Schiffe »Douglas«, das sich in der Nähe der Mündung des Amazonen- 
stromes befand (in 2° Breite, 41° westl. Länge) wurde bei vollständig freiem 
Himmel nichts besonders Auffälliges bemerkt, desgleichen am Schiffe »St. Georg« 
auf hoher See in 514? Breite und 20° westl. Länge. Dass die Sternschnuppen 
auch in Europa in grósserer Zahl beobachtet wurden, wurde schon oben 
erwáhnt. 
Aus den Berichten aller Beobachter zieht OLMSTED den bemerkenswerthen 
Schluss: dass die sámmtlichen Sternschnuppen aus einem Punkte des 
Himmels zu kommen schienen, welcher sich im Sternbild des 
Lówen befand!) und dass dieser Ausstrahlungspunkt (der Radiant) 
der täglichen Bewegung folgte?) Damit war aber eine der wichtigsten 
Grundlagen für die späteren Untersuchungen über die Novembermeteore und im 
allgemeinen über die Meteorfälle gegeben. 
Dieser Radiant ist nichts anderes als der bereits früher erwähnte Radiant 
jeder einzelnen Sternschnuppe, der Punkt, in welchem die durch das Auge zu 
HL c. Bd. 25, pag. 405. 
2) 1. c. Bd. 26, pag. 140. 
 
	        
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