Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 2. Band)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
Kometen und Meteore. 179 
ihrer geradlinigen Bahn gelegte Parallele die Himmelskugel trifft. Haben aber 
ale Sternschnuppen denselben Radianten, so kommen sie in untereinander 
parallelen Bahnen zur Erde: sie bilden einen Schwarm zusammengehóriger, 
sich in parallelen oder wenigstens in der Nähe der Erde sehr nahe 
parallelen Bahnen bewegender Körper, einen »Sternschnuppen- 
schwarm «. 
Der beobachtete Radiant giebt nur die Richtung der Tangente in derjenigen 
Bahnstrecke, welche eben beobachtet wurde (77, Fig. 268). OrMsrED nimmt 
jedoch!) einen eftektiven Ausstrahlungspunkt in der aus seinen Rechnungen 
folgenden Höhe von 2238 englischen Meilen (3600 Zm) von der Erdoberfläche an. 
Es waren nun zwei Fragen zu beantworten: 1) Ist die Erscheinung des fixen 
Radianten im Lówen eine dem Meteorfalle vom 13. November allein angehörige 
Erscheinung, oder giebt es noch andere Radianten, aus welchen eine gróssere 
Anzahl von Sternschnuppen zu kommen scheint, und 2) war das Wiedereintreten 
des grossen Sternschnuppenfalles 1833 am selben Datum wie r799 eine zu- 
fällige Erscheinung, oder musste man hier eine Gesetzmissigkeit vermuten?)? 
Beide Fragen kónnen von einander nicht getrennt werden; man fand bald, 
dass es thatsächlich eine gróssere Anzahl von Punkten am Himmel giebt, aus 
welchen Sternschnuppen zu kommen scheinen, und zwar stets an bestimmten 
Tagen des Jahres; d. h. das Bild, welches die Sternschnuppen im Grossen und 
Ganzen darbieten, ist zwar so, dass aus allen Punkten des Himmels Stern- 
Schnuppen auszustrahlen scheinen, also in allen Punkten des Himmels Radianten 
gelegen sind, welche aber, ohne bestimmtes Gesetz vertheilt, jeden beliebigen 
Tag des Jahres Sternschnuppen liefern, und bei denen die Ungleichmissigkeit 
der Vertheilung nur eine Folge der Bewegung der Erde ist; nebst diesen 
Sternschnuppen, welche, vereinzelt von verschiedenen Radianten kommend, als 
sporadische bezeichnet werden, giebt es aber noch gewisse Radianten, aus denen 
Sternschnuppen in grosser Zahl, in ganz bestimmten Zeiten kommen, und welche 
Radianten von Sternschnuppenschwáürmen oder (nach SCHIAPARELLI) syste- 
matischen Sternschnuppen bilden. 
QUuETELET machte schon 1836 auf den Radianten im Perseus aufmerksam, 
aus welchem am 10. August eine grosse Zahl Sternschnuppen ausstrahlt. Diese 
Erscheinung war übrigens schon frühzeitig bemerkt worden, wenn man auch 
derselben keine weitere Bedeutung — am allerwenigsten eine astronomische bei- 
legte; ihrer wurde als der »feurigen Thrünen des hl. LAURENTIUS« bereits in 
alten Kirchenkalendern gedacht, welche Bezeichnung sich im Volksmunde auch 
noch jetzt erhalten hat. 
1836 und 1837 machten HuMBorpT und Hzmnmick auf den bedeutenden Stern- 
schnuppenfall am 6. Dezember aufmerksam, welcher mit einem am 6. Dezember 
T L c. Bd. 26, pag. 144. Die Höhe ist aus den an verschiedenen Punkten beobachteten 
Orten des Radianten berechnet, Da diese Beobachtungen aus den Bahnen der Sternschnuppen 
am Himmel bestehen, aus denen erst der Radiant erschlossen werden muss, so kann der 
angegebene Ort für diesen selbst um mehrere Grade fehlerhaft sein. 
?) Der Sternschnuppenfall wiederholte sich in aussergewöhnlich grossartigen Dimensionen 
wieder im Jahre 1866; dieses Mal aber sehr stark in Europa, während er in Amerika nur 
schwach war. In Greenwich zählte man um 12% 42%: 70 Sternschnuppen in der Minute, um 
1257: 118, um 17 20 das Maximum von 123 Sternschnuppen in der Minute. FAYE, der in 
Paris beobachtete bemerkt dazu (Compt. rend. Bd. 63, pag. 849): »Ce qui m'a le plus frappé 
Cest que toutes ces Étoiles sauf deux divergeaient de la partie supérieure de la constellation du Lion 
comme en 1833. 
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