Heliometer.
Heliometer. Erste Vorschläge zur Herstellung von Helio-
metern. Ehe das mit dem Namen Heliometer bezeichnete Instrument sich
Eingang in die astronomische Beobachtungskunst verschafft hatte, war man bei
der Bestimmung des gegenseitigen Abstandes zweier Gestirne hauptsáchlich auf
das Fadenmikrometer angewiesen. Bei diesem Apparat wurden die festen Fäden
senkrecht zur tüglichen Bewegung der Gestirne gestellt und daran zur Bestimmung
des Rectascensions-Unterschiedes die Durchgangszeiten wahrgenommen, ferner
wurden die Deklinations-Unterschiede dadurch bestimmt, dass man den voran-
gehenden Stetn auf einem festen Faden entlang laufen liess und dann auf den
nachfolgenden durch eine Mikrometerschraube einen beweglichen Faden einstellte,
so dass man aus der Ablesung der Schraubentrommel in Verbindung mit einer
zweiten Ablesung, die der Coincidenz des beweglichen und des festen Fadens
entsprach, den Deklinations-Unterschied in Einheiten der Schraubenumdrehung
ausgedrückt bestimmen konnte. Nach demselben Verfahren war auch der Durch-
messer eines Himmelskürpers, z. B. der Sonne, in zwei auf einander folgenden
Richtungen, nämlich parallel und senkrecht zum Himmelsáquator zu bestimmen.
Dagegen versagte die Anwendung des Fadenmikrometers bei der Bestimmung
des Durchmessers in einer beliebigen Richtung gegen die tágliche Bewegung so
lange man die zu Anfang dieses Jahrhunderts durch FRAUNHOFER eingeführte Uhr-
bewegung der Aequatoreale noch nicht kannte.
Aus dem Bedürfniss, den Durchmesser eines Himmelskörpers in jeder
beliebigen Richtung zu bestimmen, entstand bei dem französischen Astronomen
und Geodàáten BoucuER in Paris der Gedanke, durch Anwendung zweier in dem-
selben Rohre befindlicher Objective von demselben Himmelskórper ein Doppel-
bild herzustellen, welches durch eine messbare Verschiebung eines der Objective
so angeordnet werden konnte, dass sich die Ränder der beiden Scheiben be-
rührten. War diese Berührung einmal hergestellt, so musste sie auch erhalten
bleiben, wenn durch die tägliche Bewegung das Gestirn über das Gesichtsfeld
des Fernrohres vorüberzog. Die erste Nachricht über diesen Vorschlag von
BoUGUER findet sich in der »Histoire de Vacademie royale des sciences«, Annee
1748, pag. 87, und in den »Mémoires de lacademie«, pag. rr, und nach der
hier gegebenen Beschreibung bestand die vorgeschlagene Einrichtung darin, zwei
volle‘ Objective anzuwenden, die so standen, dass die Ränder der neben einander
sichtbaren Sonnenbilder sich berührten. Bei der scheinbaren Vergrösserung der
Sonnenscheibe im Winter mussten die Bilder dann übereinander treten, im
Sommer dagegen einen freien Raum zwischen sich lassen und diese kleinen
Segmente oder Zwischenrüume sollten. mit einem Fadenmikrometer gemessen
werden, um additiv oder subtractiv zu dem festen Abstande der beiden
Objectivmittelpunkte hinzugefügt, auf diese Weise den veränderlichen Sonnendurch-
messer zu geben. Würde man die Objective noch weiter gegen einander ver-
schiebbar machen, so kónnte man auf diese Weise Abstünde von 3—4^ messen.
Einige Jahre spüter machte SgoRT in den »Philosophical Transactions« der
Royal Society in London, Vol. 48, pag. 165, darauf aufmerksam, dass eine solche
Erfindung von Savery in Exeter schon im Jahre 1743 angezeigt worden sei und
zwar hat SAvERY in einem hier wórtlich mitgetheilten Vortrage den Vorschlag
gemacht, ein Objectiv durch drei einander parallele Schnitte in vier Segmente
zu zerlegen und entweder die beiden äusseren oder die beiden inneren Segmente
in der Weise aneinander zu befestigen, dass die von ihnen entworfenen Sonnen-
bilder sich mit ihren Rändern nahezu berühren.
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