Heliometer. 5
In den »Phil. Tr. for 1753« Vol. 48, part. I, pag. 178, wird ferner von JOHN
DorLowNp der Vorschlag gemacht, ein zur Messung beliebiger Abstände verwend-
bares Heliometer dadurch herzustellen, dass übereinstimmend mit der jetzt ge-
bräuchlichen Form dieses Instrumentes ein Objectiv durch einen Schnitt durch
den Mittelpunkt und in der optischen Axe in zwei Hälften von der Form einer
halben Kreisfläche zerlegt und den einzelnen Theilen eine messbare Bewegung
in der Richtung des gemeinschaftlichen Halbmessers gegeben wird. Danach
könnte man DoLLOND als den Erfinder der gegenwärtigen Form des Heliometers
ansehen (man vergl. noch seine náhere Auseinandersetzung »Phil. Tr. for 1753«.
Vol. 48 part. II, pag. 551), wenn nicht La GOURNERIE in den »Comptes rendus«
der Pariser Akademie, Band 88, pag. 215, darauf aufmerksam gemacht hätte,
dass auch diese endgiiltige Form des Instrumentes schon von BOUGUER im Jahre
1748 in der »Bibliothèque impartiale« Vol. III, pag. 214, in Vorschlag gebracht
worden sel.
In diesen Schriften ist auch mehrfach die Rede von der Verbindung eines
Heliometerobjectivs mit einem Spiegelteleskop, jedoch hat, soweit bekannt, eine
solche Einrichtung keine praktische Bedeutung erlangt.
Die Beobachtungen von TRIESNECKER an einem Heliometer. Wenn
auch BoucuER als der eigentliche Er£nder des Heliometers in .seiner jetzigen
Gestalt anzusehen ist und er dem Instrument mit Rücksicht auf die Anwendung
auf die Sonne diesen Namen gegeben hat, so wird doch Dorrowp als derjenige
zu bezeichnen sein, der ein solches Instrument zum ersten Male zum Gebrauch
für die Astronomen hergestellt hat, und fernerhin muss man das Verdienst, zum
ersten Male eine gróssere Reihe von werthvollen Beobachtungen mit solchem
Instrumente angestellt zu haben, unzweifelhaft dem Wiener Astronomen FRANZ
von PAULA TRIESNECKER Zzuschreiben. Das von ihm angewandte DoLLoND'’sche
Objectivmikrometer ist in den »Wiener Ephemeriden« für 1796, pag. 314, náher
beschrieben. Dasselbe war an einem Fernrohr von 34 Fuss Länge und 24 Zoll
Oeffnung angebracht, und die Scala zur Messung der Stellung der Objectivhälften
war in englische Zoll und deren Unterabtheilungen eingetheilt. Die beiden
Objectivhälften bewegten sich von der optischen Axe aus gleichzeitig nach ent-
gegengesetzten Seiten, und während einer der Objectivschieber eine Scala trug,
war an dem anderen Schieber ein Index angebracht, der auf den Nullpunkt der
Scala zeigte, wenn die optischen Axen der beiden Objectivhálften zusammen-.
fielen und das Fernrohr nur ein einfaches Bild des Gestirnes gab. Eine Zeichnung
eines Instrumentes dieser Construction findet sich in PEARSON’s »Practical Astro-
nomy« und auch LaALANDE's »Astronomie« Vol. II enthalt Beschreibungen und
Zeichnungen älterer Heliometer. Die von TRIESNECKER an diesem Instrument
angestellten Beobachtungen, namentlich über die Stellung des Jupiterstrabanten
gegen den Planeten würden ihres Alters wegen einen hohen Werth besitzen,
wenn zuverlässige Daten zur Verwandlung der Scalenablesungen in Bogenmaass
vorhanden wären; aber es lässt sich nachträglich Nichts darüber ermitteln, da
wohl der DorroxD’sche Refractor, aber nicht mehr der Mikrometer-Apparat auf
der Wiener Sternwarte vorhanden ist.
Die kleineren FmRAuNHOFER'schen Heliometer. Der nächste Schritt
auf diesem Wege war die Herstellung einer Anzahl von kleineren Heliometern
durch FRAUNHOFER in den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts für die Stern-
warten in Berlin, Breslau, Gottingen, Gotha und anderen Orten, aber abgesehen
von einigen Beobachtungen an den Instrumenten in Breslau und Berlin durch
BRANDES und WINNECKE in den Zwanziger und Fünfziger Jahren und einigen Kometen