Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 2. Band)

   
  
  
  
Kometen und Meteore. 219 
Der nachgewiesene Zusammenhang bezieht sich also auf vier Kometen, für 
welche die grósste Erdnáhe kleiner als 0'015 bleibt; für den Kometen 1680 ist 
der Zusammenhang mit den Decembermeteoren sehr wahrscheinlich, aber 
immerhin bleibt dabei die Ursache der geringen Zahl der Sternschnuppen noch 
zu erörtern. 
Wird die Entfernung wesentlich grösser, so kann ein Theil des Schwarms 
die Erde nur dann treffen, wenn dieser sehr ausgedehnt ist, dann wird aber der 
Radiant nicht fest bleiben, und es werden mehrere nahe bei einanderliegende 
Radianten an aufeinanderfolgenden Tagen beobachtet werden; sehr nahe 
liegende Radianten können dann demselben Schwarme angehören. Die Ent- 
fernung 0:01 Erdbahnhalbmesser ist noch etwa 233 Erdhalbmesser; der Schwarm 
muss also immerhin schon eine sehr beträchtliche Ausdehnung haben, wenn er 
sich selbst in dieser Bahn bewegend Theile in die Erdatmosphäre abgeben 
soll, die bis auf 150 4» Hohe herabsteigen. So kann es wohl auch vorkommen, 
dass einzelne Sternschnuppen von minder ausgedehnten Schwürmen in den 
obersten Regionen der Atmospháre die Erde streifen, und es wird kein aus- 
gesprochener Sternschnuppenfall von grossem Reichthum zu sehen sein; dieser Fall 
mag bei dem Kometen (46) vorliegen. Nichtsdestoweniger wird die Wirkung der 
Erde auf den Schwarm in dieser Entfernung noch ziemlich beträchtlich sein, 
und es kónnen auch Bahnánderungen für denjenigen Theil des Schwarms, der 
an der Erde vorübergeht, auftreten, während der übrige Theil nicht weiter be- 
rührt wird. Hat nun der Sternschnuppenschwarm an einzelnen Stellen eine 
grössere Ausdehnung in der Breite, so kann von dem Wulste, wenn dieser an 
der Erde vorübergeht, selbst ein neuer, kleinerer Schwarm abgetrennt werden. 
Noch mehr ist dieses der Fall bei den Wirkungen der äusseren Planeten, 
deren Wirkungsspháre bedeutend grósser ist; dadurch kann es auch kommen, 
dass ein der Erde sehr nahe kommender Schwarm in den aufeinanderfolgenden 
Erscheinungen, inzwischen gestört durch einen anderen Planeten, ein veründertes 
Bild darbietet. Ein solcher Fall würde eintreten, wenn z. B. der Komet (201) 
als Theil eines grossen Schwarms gedacht wird. Dieser Schwarm müsste, da 
er sich dem Jupiter auf 0-13 nihert (vergl. die Tafel auf pag. 94), vollstündig 
aufgelóst werden, und der aufgelóste Theil kann in die Gegend der Erde nur 
als sporadischer Schwarm kommen. Das Fehlen eines Sternschnuppenschwarms, 
welcher diesem sich der Erde ebenfalls stark nühernden Kometen entspricht, ist 
daher ebensowenig direkt ein Zeichen, dass dieser Komet eine Ausnahme gegen 
die anderen macht. 
Diesem Kometen zunächst kommt, was Annäherung an einen grossen Pla- 
neten betrifft, der Komet (220), welcher sich dem Saturn auf 0:3 nähert, und 
der Komet (46) welcher sich dem Jupiter auf 0-4 nühert. Thatsächlich ent- 
spricht dem ersten Kometen der mit den Leoniden an Zahl kaum vergleichbare 
Strom der Lyraiden; für den zweiten Kometen ist hierin ein zweiter Grund 
für das schwache Auftreten des ihm entsprechenden Stroms vom 26. December 
gelegen. 
CALLANDRRAU!) hat auch den Fall in Untersuchung gezogen, dass durch die 
Anziehung eines Planeten die Bahn eines Sternschnuppenschwarms vollstándig 
geündert würde, und die in der Invariante X der Bahn auftretenden Bahn- 
elemente durch die Coordinaten des Radianten ersetzt, so dass man eine Bedingung 
) Compt. rend. Bd. 112, pag. 1303. 
     
  
     
   
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
  
  
  
  
    
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
	        
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