Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 2. Band)

  
  
  
  
  
   
Kometen und Meteore. 225 
nehmen, welche nach den Meteoritenfillen unzweideutig erwiesen sind: die 
metallischen (Meteoreisen) und die nicht metallischen (Meteorsteine). Während 
nun die Massenanziehung der Sonne auf beide Klassen von Körpern gleichartig 
ist, kann die Wirkung der elektrischen Thätigkeit gewiss nicht die gleiche sein; 
von dieser werden die metallischen Körper mehr beeinflusst, und indem sie 
selbst in einen Zustand starker Ladung versetzt werden müssen, denn es ist vorerst 
kein Grund vorhanden, im Weltraume andere Wirkungen anzunehmen, als wie wir 
dieselben auf der Erde kennen, so werden die mit Elektricität und wahrscheinlich 
auch mit Magnetismus geladenen metallischen Kometoiden aufeinander wirken, und 
zwar lediglich in Folge ihres elektrischen und magnetischen Zustandes, während 
die Massenanziehung derselben gegenüber der weitaus überwiegenden Sonnen- 
anziehung verschwindet: dadurch wird eine Aggregation von Meteoreisen zu 
grösseren Körpern stattfinden können. Damit stimmt auch überein, dass man 
im Kometenspectrum, wo man nicht bloss das charakteristische Kohlenwasser- 
stoffspectrum fand, die Eisenlinien hervortreten sah. Umgekehrt wird es dann, wenn 
die elektrische Ladung in grósseren Entfernungen von der Sonne gegenüber 
Massenanziehung zurücktritt, der von der Intensität der letzteren, bezw. von der 
Massenanziehung äusserer Kärper auf die zusammenhängenden Kometentheile 
abhängig sein, ob dieser Zusammenhang weiter bestehen kann, oder gelôst wird. 
So kônnen innerhalb ausgedehnter Meteorschwärme mit Halbaxen, welche 
Umlaufszeiten von mehreren hundert Jahren entsprechen, Kometen entstehen 
und vergehen, und die Sternschnuppen sind gleichzeitig die Bausteine für eine 
neue Weit, und das Resultat des Zerfalles einer gewesenen. 
Gleichzeitig ist hierbei nicht zu übersehen, dass wenn die elektrischen 
Ladungen die Ursachen dieser Aggregationen und Bildungen von Kometen sind, 
dieselben auch gleichzeitig zu Entladungen Anlass geben können und müssen, 
welche sich dem Auge in den Kometenschweifen darbieten. 
Es ist nun allerdings keine absolute Bedingung für den Zusammenhang von 
Kometen und Meteoren, dass jeder Komet sich als ein Glied in einem Stern- 
schnuppenschwarme bewege. Dehnt man aber diese Aggregation auch auf die 
kurz periodischen Kometen aus, so kommt man, da alle sich nahe in der Ebene 
der Ekliptik und in einem Gürtel von nicht zu grosser Breite bewegen, zu dem 
Resultate, dass sich ein einziger Ring von Meteoriten nahe in der Ekliptik und 
in dem Zwischenraum zwischen Mars und Jupiter bewegt. Dass dieses nicht 
ausgeschlossen ist, ist klar; hier liegt wieder ein Bindeglied zwischen den Kometen 
und den kleinen Planeten. Die Erhöhung der optischen Kraft der Fernröhre 
bringt immer neue Glieder dieses Ringes, kleine Planeten und kurz periodische 
Kometen, zu unserer Kenntniss. 
Nicht anders aber steht es mit den nicht periodischen Kometen; wenn jeder 
dieser Kometen ein Aggregationscentrum von Meteoren wäre, so müssten sich 
den fortgesetzten aufmerksamen Beobachtungen, wenn auch nicht jetzt, so doch 
in späteren Zeiträumen und mit lichtstärkeren Instrumenten auch jene Fälle von 
Kometoiden offenbaren, die sich in den zugehörigen Bahnen bewegen, aber ihrer 
Unauffälligkeit wegen sich der planlosen Beobachtung entziehen. So werden 
bereits seit einigen Tahren für alle neu erscheinenden Kometen die Radianten 
gerechnet; wenn das Resultat bisber noch negativ ist, so kann deshalb noch 
nicht geschlossen werden, dass die Kometen, welche zu den Aggregationscentren 
zü zühlen sind, .zu den Ausnahmen gehören: denn vorläufig entziehen sich alle 
Meteore, welche nicht in die Atmosphäre gelangen, und welche von NEwTON 
mit dem Namen Meteoride belegt wurden, sofern sie nicht eine schon ziem- 
VALENTINER, Astronomie, II, I5 
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
	        
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