Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 2. Band)

    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
226 Kometen und Meteore. 
lich betrüchtliche Grósse haben, so dass sie mit den Kometen oder kleinen 
Planeten verglichen werden kónnen, der Beobachtung. 
^ Man darf nicht vergessen, dass man sich hier noch auf dem Gebiete der 
Spekulation bewegt. Die Meinung, welche die Kometen für primáre Kórper er- 
klärt, welche, durch äussere Kräfte affızirt, zerfallen, Sternschnuppenschwärme 
bilden, die durch die Erde oder irgend einen anderen Planeten gestört, auf- 
gelöste, in die Länge und Breite gezogene Ströme geben, kann als durch zahl- 
reiche Thatsachen der Beobachtung bestátigt angesehen werden. Nicht minder 
aber sprechen andere Thatsachen dafür, dass man, bei anderen Kometen, nicht 
von einem Zerfalle sprechen kann, sondern von einer Neubildung. Und die 
Frage, warum ist ein Komet nach seiner ersten Erscheinung oder nach einer 
Reihe von Erscheinungen nicht wiedergesehen worden, ist nicht mehr und nicht 
weniger berechtigt, als die Frage, warum ist er nicht früher gesehen worden? 
Bei der Beantwortung dieser Frage darf man sich jedoch nicht von dem Gedanken 
leiten lassen, dass dabei eine den Kometen specifische Erscheinung vorliegt. 
Eine Reihe von kleinen Planeten wurde nach ihrer ersten Opposition oder nach 
einigen Oppositionen nicht wiedergesehen, und trotz der Mannigfaltigkeit der 
Natur in den Details ist kein Grund vorhanden, hier eine für beide Klassen 
von Objecten verschiedene Ursache anzunehmen. Die nächstliegende Ursache 
bleibt aber die, dass man es mit einem Kreislauf der Erscheinungen zu thun 
hat, mit keiner fortwährenden Neubildung und keinem fortwährenden Zerfalle, 
sondein mit einem Wechsel von Erscheinungen theilweise constituirender, theil- 
weise destruirender Art. 
Auch die Planeten sind in diesen Kreislauf mit eingeschlossen, indem sie 
durch die Meteorfälle nothwendig Massen aufnehmen. Wenn auch nur die 
wenigsten Meteore zur Erde gelangen, so darf deshalb nicht übersehen werden, 
dass jede in den Dunstkreis der Atmospháre gelangte Masse als mit der Erde 
vereinigt zu denken ist, und deren Masse vergrôssert: denn sie lásst ihre ganze 
Masse in Dampfform oder in Form von kosmischem Staub, der sich langsam 
zur Erde niederschlügt, zurück. Man hat daher für die Massenvermehrung nicht 
nur die Gesammtzahl der Meteorfálle, sondern die Gesammtzahl der Stern- 
schnuppenfálle zu berücksichtigen. Dass andererseits eine Ausstrahlung von 
Materie in den Weltraum stattfindet, stattfinden muss, folgt unmittelbar aus der 
jedem gasfórmigen, flüssigen oder festen Kórper eigenen Tension, vermóge deren 
er, wenn nicht ein gewisser áusserer Druck auf ihr lastet, Theile in Dampftorm 
abgiebt, sich theilweise verflüchtigt. Dieser áussere Druck kann aber bei den 
Weltkórpern nur durch einen erfüllten Weltraum gedacht werden, und der noth- 
wendige Druck regulirt sich durch die Menge der Ausstrahlung von selbst. Ob 
die Aufsaugung von Materie aus dem Weltraum oder die Ausstrahlung der 
Mateiie in den Weltraum sich gegenseitig das Gleichgewicht halten, oder ob 
eine derselben vorherrscht, kann nur durch astronomische Beobachtungen ent- 
schieden werden. Durch die Aufsaugung von Massen muss in erster Linie eine 
Verzógerung der Translations- und Rotationsbewegungen auftreten. Für die Erde 
speciell müsste sich die Verzógerung der Rotationsbewegung in Form einer 
Secularbeschleunigung der Translationsbewegungen der anderen Himmelskórper, 
in erster Linie beim Monde offenbaren. Auch wurde diese Erscheinung in glück- 
licher Weise von v. OPPOLZER zur Erklárung des Umstandes herangezogen, dass 
die beobachtete Secularbeschleunigung des Mondes grósser ist, als die aus der 
Theorie der allgemeinen Anziehung sich ergebende. Doch ist man bei der nume- 
rischen Bestimmung, vorlàufig wenigstens, auch nur auf Vermuthungen angewiesen. 
  
  
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