Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 2. Band)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
Kometen und Meteore. 227 
Nicht minder wichtig ist die Betrachtung der zweiten Gattung von Strömen, 
der stellaren Ströme. Hier hat man es nicht mit Himmelskörpern zu thun, 
die dem. Sonnensystem angehören; es sind Schwärme, welche an der Bewegung 
des Sonnensystems nicht theilnehmen, und durch die Anziehung der Sonne auf 
kurze Zeit dem Sonnensystem einverleibt, dasselbe wieder verlassen. Ein Unter- 
schied bezüglich ihrer Stellung zu den Kometen kann jedoch nicht angenommen 
werden, denn sie stehen zu den sich in hyperbolischen Bahnen bewegenden 
Kometen in derselhen Beziehung, wie die planetaren Schwärme zu den sich in 
elliptischen Bahnen bewegenden Kometen, 
Bezüglich der stellaren Schwärme ist jedoch eine noch grössere Vorsicht 
geboten. Man hat in vielen Fällen bereits eine grössere Anzahl von identischen 
Radianten für lange Zeiträume, aber die erscheinenden Sternschnuppen tragen 
dabei doch den Charakter von sporadischen Sternschnuppen. Zumeist erscheinen 
während einer Nacht nur einige wenige Meteore aus einem gewissen Radianten, 
wenn auch durch längere Zeiträume hindurch, durch viele Nächte immer aus 
demselben Radianten; eigentlich stellare Schwürme, d. i. Sternschnuppen in 
grósserer Zahl, die aus einem stationáren Radianten kommen, sind selten. Da 
ist es denn nicht ausgeschlossen, dass hin und wieder, wie schon erwáhnt Radianten, 
die in Folge der zulidssigen Beobachtungsfehler fiir identisch gehalten werden, 
bei genauerer Bestimmung derselben sich als verschiedene ergeben würden; 
überhaupt ist die zulässige Zahl der Radianten um so grösser, je mehr dieselben 
getrennt werden, d. h. je weiter die Genauigkeit der Beobachtung eine Differen- 
zirung gestattet. Bei dem heutigen Stande der doch nur sehr rohen Stern- 
schnuppenbeobachtungen ergiebt sich daher eine überwiegende Wahrscheinlich- 
keit zu Gunsten der Identität von beobachteten Radianten, und damit eine er- 
höhte Wahrscheinlichkeit für planetare oder stellare Sternschnuppenschwärme. 
Nichtsdestoweniger muss das Vorhandensein von Radianten in Betracht ge- 
zogen werden, welche, nach Ausscheidung der den Schwärmen angehörigen 
Radianten, regellos nach allen Richtungen vertheilt sind, und den eigentlich 
sporadischen Meteoren angehören. "Trotz der grossen Zahl der Radianten der 
ersten Klasse. bleibt die von ScnuraPARELLI erkannte Tbatsache im Grossen und 
Ganzen die, dass »der Apex als das hauptsáüchlichste Condensationscentrum der 
Meteorschauer anzusehen ist, und dass alle Anomalien in der Vertheilung der 
Ströme nicht hinreichen, dieses Merkmal zu verwischen« 1). 
Eine gewisse Rectifikation hat dieser Satz allerdings in der auffälligen Er- 
scheinung der Verspátung des Maximums der Sternschnuppenfálle erfahren müssen, 
wodurch sich, wie schon ScHIAPARELLI erklürt, unleugbar nebst diesem optischen 
ein physisches Condensationscentrum offenbart. Allein es tritt hier nur eine 
theilweise Verschiebung, eine resultirende aus zwei Wirkungen auf, von denen 
die eine, die Wirkung des optischen Condensationscentrums, immerhin auf 
eine ausserordentlich grosse Zahl von sporadischen, regellos vertheilten 
Meteoren weist. 
Dass diese Meteore, vereinzelt ohne Wirkung auf die grossen Himmelskórper, 
in ihrer ganzen Menge aber eine nicht unbetrüchtliche Wirkung auf die Bewegung 
der Himmelskórper ausüben kónnen, ist selbstverstándlich. WALKER bemerkte 
schon 1864, dass man in den um die Sonne kreisenden Meteoren den Wider- 
stand zu suchen hat, welcher die Anomalie in der Bewegung des ENCKE'schen 
Kometen erzeugt. FAYE hat diese Idee später dahin erläutert, dass man es in 
D. c, pag. 131. 
15” 
     
     
   
  
  
  
  
     
   
  
  
  
  
  
  
  
     
   
  
  
     
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
      
  
   
	        
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