Kosmogonie.
Ordinaten benutzt, giebt zugleich über das elektrische, vielleicht auch magne-
tische Verhalten der Körper und ihre Stellung im NEWLAND-MENDELEJEFF'schen
System Aufschluss. Dass GRÜNwALD!) zu ähnlichen Ergebnissen durch Unter-
suchung der Gasspectren kam, darf hier freilich nicht als Bekräftigung
herangezogen werden, da nach Kaiser's?) Kritik diese Ergebnisse schwerlich
gerechtfertigt sind. Die Frage, was dem Protyle voranging, beantwortet CROOKES
nicht, er deutet nur an, dass dies Elemente mit negativem Aequivalent gewesen
sein könnten, vielleicht auch die Elektricität, die nach HELMHOLTZ?) méglichenfalls
aus Atomen bestehe und aus dem Lichtäther gebildet sein könne. Dieser setze
demnach in seinen abgeleiteten Formen das Weltall zusammen. Mehrere Ent-
deckungen der neuesten Zeit namentlich auf chemischem Gebiete dürften freilich
eine Modifikation einiger dieser Annahmen fordern,
2) Die Nebelmassen und Fixsternsysteme.
Wenn Crookes auch die Ursache, die das Protyle zur Verdichtung an-
regte, im Dunkeln liess, so hat er mit seiner Hypothese einen Schritt weiter
zu thun versucht, als alle seine Vorgänger. Denn diese beschränken sich da-
rauf, aus der Voraussetzung eines mit Kräften ausgestatteten Urnebels oder
Feuernebels die Entstehung von Weltkörpern mit rotirender und
in bestimmter Richtung fortschreitender Bewegung, wie es die Fix-
sterne sind, zu erklären.
Dass solche Nebelmassen, deren Theilchen gasförmig sind, in der That be-
stehen, ist durch die Spectroskopie bewiesen worden, dass der Weltraum
»geradezu ausgefüllt ist mit mehr oder weniger ausgedehnten Gebilden sehr
dünn verstreuter Materie,« die vermuthlich in physikalischer Beziehung sehr ver-
schiedene Constitutionen aufweisen, hat die Himmelsphotographie über jeden
Zweifel erhoben?). Aber es giebt auch eine Anzahl Nebel, welche sich bei ge-
nügend starker Vergrösserung in Sterne auflösen, und die Beobachtung solcher
war es, welche WILLIAM HERSCHEL®) eine Ansicht wieder aufnehmen liess, die
KaNT bereits dreissig Jahre vorher auf eine Arbeit von WRIGHT®) gestützt aus-
gesprochen hatte (pag. 11). Danach sollen alle Nebelflecke Fixsternsysteme
sein, die so weit von uns entfernt sind, dass die einzelnen Sterne nicht mehr als
solche erkannt werden kónnen, ihr Licht zu einem gemeinschaftlichen hellen
Scheine zusammenfliesst. Diese wie Inseln im Weltall verstreuten Sternmassen
sollten Systeme bilden, welche Räume von verschiedenster Form einnühmen.
Auch unsere Sonne gehöre einem solchen von linsenförmiger Gestalt an.
Für das in der Richtung seiner grössten Ausdehnung blickende Auge fliesse
das Licht der dort befindlichen Sterne zusammen und erscheine: am Himmel
als eine Zone von grösserer Helligkeit, wie die Umgebung, erscheine als uns
D GRÜNWALD, Ueber die merkwürdigen Beziehungen zwischen dem Spectrum des Wasser-
dampfes und den Linienspectren des Wasserstoffs und Sauerstoffs, sowie über die chemische
Structur der beiden letzteren und ihre Dissociation in der Sonnenatmosphire. Astron. Nachr.
1887. No. 2797. — Mathematische Spectralanalyse des Magnesiums und der Kohle. Sitzungsber.
der Akademie der Wissenschaften zu Wien. 1887. XCVI. Abt. II, pag. 1154. — Spectral-
analyse des Cadmiums. Ebenda, 1889. XCVIII. Abt. IL. 967.
2) KAISER, Chemiker-Zeitung 1889, No. 100 und 102.
3) HELMHOLTZ, FARADAY-Vorlesung 1881.
*) H. SEELIGER, Ueber den neuen Stern im Sternbild Auriga. Astron. Nachr. 1892,
No. 3118.
5) W. HERSCHEL, On some observations tending to investigate the construction of the
heavens. Philosophical Transactions of the Royal Society. 1784.
6) WRIGHT, An original Theory of the Univers. London 1750.