260 Längenbestimmung.
SCHUMACHER zur Ausführung gebracht, indem er im Jahre 1817 die Längendifferenz
zwischen Hamburg und Kopenhagen auf diesem Wege zu bestimmen versuchte. ;
Das Resultat, welches er mit Benutzung zweier Chronometer erhielt, zeigte aber den
noch von einem im Jahre 1820 wiederholten Versuch mit drei Chronometern eine
Abweichung von etwa 8 Secunden. Auch eine Reise im Jahre 1821 mit 5 Chrono- ve
metern liess grosse Unsicherheiten in den Ergebnissen der einzelnen Uhren. can
Indessen lag die Unsicherheit ersichtlich in der Schwierigkeit der Reise, welche
theils zu Wagen, theils mit Segelschiff bei stürmischem Wetter viele Tage in
Anspruch nahm, Umstände, welche die gegen jeden Stoss empfindlichen Chrono-
meter nicht vertragen konnten. Es trat dies deutlich hervor, als SCHUMACHER dies
noch in dem gleichen Jahre durch ZAHRTMANN eine Reise mit sechs Chronometern
unter Benutzung des Dampfschiffes von Kiel nach Kopenhagen, und anderweitiger
Uebertragung von Kiel nach Hamburg ausführen liess. Hier waren die grössten
Abweichungen unter den sechs Chronometern nur eine Secunde, wogegen die
Rückreise mit vier der gleichen Chronometer aber unter Benutzung einer um
Skagen herumgehenden Brigg, die 11 Tage unterwegs war, zu Einzelresultaten
führte, die fast 18 Secunden von einander differirten. Es geht schon aus diesen
ersten grösseren Versuchsreisen hervor, dass man auf genaue Längenbestimmungen id
nur rechnen kann, wenn die Reisen schnell und unter grosser Schonung der n
Chronometer bewirkt werden kónnen. Selbstverstándlich wird man auch nur
ausgesucht gute Uhren und eine grosse Anzahl verwenden, ausserdem die Reisen
thunlichst. mehrmals wiederholen. Diese Bedingungen haben Veranlassung zu sd
sehr ausgedehnten Chronometerexpeditionen gegeben. Die erste derartige kam Me
im Jahre 1824 zur Ausführung, wo die englische Admiralitát ein Dampfschiff aus-
rüsten liess, um einestheils die Làüngendifferenzen zwischen dánischen und engli-
schen Dreieckspunkten und einigen sonst wichtigen Háfen der Nordsee zu be-
stimmen, sodann zur Untersuchung anderer für die Marine wichtiger Fragen, die
hier nicht in Betracht kommen. Das Schiff erhielt 28 Chronometer, und da
Helgoland eine Referenzstation bildete, wo ein passageres Observatorium zur
gleichen Verbindung mit Altona errichtet war, so wurden jenen 28 englischen
Chronometern noch 9 dänische hinzugefügt, von denen sich aber im Laufe der
Reise 2 unbrauchbar erwiesen, sodass im ganzen 35 Chronometer zur Verfügung
standen. Das Schiff war vom 3o. Juni bis 1o. September unterwegs, und wieder- | ;
holte in dieser Zeit die Vergleichungen an den einzelnen in Betracht kommenden À
Häfen häufiger, sodass z. B. die Längendifferenz Altona-Helgoland achtmal durch
die 7 dänischen, viermal durch die 28 englischen Chronometer bestimmt wurde,
und die zwischen Helgoland und Greenwich viermal durch die 7 dänischen und
sechsmal durch die 28 englischen. Die hierbei erreichte Genauigkeit entsprach,
was die Uebereinstimmung der cinzelnen Reisen und Chronometer betrifit, allen
Wiinschen und Erwartungen. oS
Eine zweite grosse Chronometerexpedition wurde in Russland unter der is
Leitung des Generals SCHUBERT ausgeführt, um die Längen der für die Schiff- T
fahrt wichtigsten Häfen der Ostsee zu bestimmen. Auch Preussen, Dänemark
und Schweden waren durch die Antheilnahme der auf ihren Gebieten belegenen
Sternwarten an diesem Unternehmen betheiligt. Ein russisches Kriegsdampf-
schiff war besonders dazu ausgerüstet und machte wührend eines Zeitraums von
115 Tagen im Jahre 1833 eine dreimalige Reise mit Anlaufen aller im Programm |
aufgenommenen Häfen. Nicht weniger als 56 Chronometer kamen zur Ver- |
wendung. Zum ersten Mal wurde bei diesen Längenbestimmungen auch auf die
Ermitteiung der persönlichen Gleichung Bedacht genommen, denn auch diese