Längenbestimmung.
Man wird also in der Praxis das Gewicht einer jeden Länge 4,, B,, 4,,
B,...nach der Formel
zT
z= © (7 + p)
berechnen und unter Berücksichtigung dieser Gewichte das Mittel aus allen A
und das aus allen. ZJ nehmen und darnach den Mittelwerth aus beiden, womit
die Länge gegeben ist.
Uebrigens muss erwáhnt werden, dass gerade bei der Dorpater Längen-
bestimmung, welche mit 29 Chronometern durch 10 Reisen zwischen Dorpat
und Pulcowa ausgeführt wurde, SrRUvE mit Rücksicht auf die kurze Dauer jeder
einzelnen Reise (im Mittel nur 45 Stunden) ausser der obigen Ableitung noch
eine andere Methode anwandte, indem er für jedes Chronometer einen an sich
constanten Gang annahm, der nur durch die Temperatur beeinflusst wurde. Er
ermittelte für jedes Chronometer die Temperaturcoéfficienten und bestimmte so
die Längendifferenz. Es ist auffallend, ein wie verschiedenes Verhalten die
einzelnen Chronometer nach diesen zwei Methoden zeigen. Das Chronometer,
welches nach STRUVE's Methode das grösste Gewicht hat, steht nach LINDELOEF's
Rechnung an 25. Stelle, ist also dort fast das schlechteste, umgekehrt ein Chrono-
meter, welches nach LINDELOEF an 5. Stelle steht, kommt nach STRUVE erst an
99. u. s. w. Es spricht sich hierin aus, dass ein Chronometer, welches einen
starken Temperaturcoéfficienten hat, im übrigen seinen mittleren Gang lüngere
Zeit beibehált, dass dagegen ein andres einen mit der Zeit stark veránderlichen
Gang hat. Beide Methoden ergänzen sich daher in gewisser Weise. Nach
LINDELOEF wird den Gangánderungen mehr Rechnung getragen, aber die
Temperatureinflüsse weniger berücksichtigt, welches letztere bei STRUVE vorzugs-
weise geschieht. "Was übrigens das Endresultat, das auf beiden Wegen erhalten
wurde, betrifft, so ist der Unterschied äusserst gering, indem sich im Mittel aus
allen Chronometern und Reisen nach LINDELOFF findet 14 24s-86, nach STRUVE
147 24590 mit dem wahrscheinlichen Fehler + 07:033.
Die nun folgenden Methoden können sich an erreichbarer Genauigkeit nicht
mit den oben besprochenen messen, indessen ist aus dem Gesagten genugsam
klar geworden, dass jene nur an festen Observatorien oder sonst unter günstigen
Verhältnissen anwendbar sind. Es werden aber oft genug Fille eintreten, wo
man nur auf geringe instrumentelle Hilfsmittel angewiesen, fern von jeglichem
Anschlussort, überhaupt in entlegenen Gegenden auf Reisen die Länge zu er-
mitteln hat. Dann ist man fast ausschliesslich auf die Beobachtung des Mondes
angewiesen, der in Folge seiner raschen Bewegung, insbesondere in Rectascension
seinen Ort am Himmel in kurzer Zeit merkbar verändert. Kennt man also seinen
Ort für einen bestimmten Zeitpunkt, für den Durchgang durch einen bestimmten
Meridian, und weiss wie viel er sich in einer Stunde oder einem sonst beliebigen
Zeitintervall weiter bewegt, beobachtet man schliesslich seinen Ort beim Durch-
gang durch einen andern unbekannten Meridian, so kann man daraus die Lage
dieses Meridians gegen den bekannten berechnen. Da nun die absoluten Orts-
bestimmungen zu viele unsichere Elemente in sich bergen, so verführt man in
der Weise, dass man den Rectascensionsunterschied gegen einige bekannte Sterne
ermittelt. In den astronomischen Tafelsammlungen finden sich nun für jeden
Tag vier Sterne angegeben, von denen zwei kurz vor dem Mond, zwei kurz
nach dem Mond culminiren, und deren Deklination im Mittel mit der Deklination
des Mondes an dem betreffenden "lag übereinstimmen. Ist nämlich 8, 8' die