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Mechanik des Himmels. 1. 279
Die der Erfahrung entnommenen Elemente, welche einen Zustand mechanisch
bestimmen, sind zunächst die Massen der aufeinander wirkenden Körper, ihre
Entfernungen von einander und die Richtungen ihrer Verbindungslinien.
Die Masse eines Körpers kann nur aus der Wirkung selbst durch die Er-
fahrung erschlossen werden; man sagt, die Masse eines Körpers ist die doppelte,
dreifache . . . zfache, wenn ihre Wirkung (z. B. die bei einem und demselben
zweiten Kórper erzeugte Geschwindigkeit oder Beschleunigung) die doppelte,
dreifache . . . z fache ist. Sind in verschiedenen Fàllen gleiche Massen in ver-
schiedenen Ráumen enthalten, so sagt man, die Kórper haben verschiedene
Dichten, und nennt Dichte das Verhàáltniss der Masse zum Volumen. Das
Wesen der die Ráume ausfüllenden Massen, die Materie, bleibt uns dabei
ebenso verborgen, wie die Kraft, und es ist vom philosophischen Standpunkte
eine Inconsequenz, von der Unvorstellbarkeit einer »Wirkung in die Ferne« zu
sprechen, wenn man nicht ebensowohl von der Unvorstellbarkeit »verschieden
dichter Massen« spricht.
Eine nothwendige Folge der gemachten Annahme ist die Proportionalitát
der Kraft mit der Massel). :
Weitere Erfahrungselemente sind: das Gesetz der Trügheit, das Gesetz von
der Zusammensetzung der Bewegungen, Geschwindigkeiten und Kräfte nach dem
Bewegungs-, Geschwindigkeits- und Kráfteparallelogramme, und das
Gesetz der Gleichheit von Wirkung und Gegenwirkung ?).
Die Intensität der Kraft wird gemessen durch die erzeugte Bewegung: Ge-
schwindigkeit oder Beschleunigung, und ist dieser proportional. Da andererseits
die erzeugte Beschleunigung g (bei continuirlichen Kráften) verkehrt proportional
der bewegten Masse m ist, so wird
d?
$
7 —‘?
Kennt man das Gesetz, nach welchem sich die Kraft Pändert in analytischer
Form, so wird man die Bewegung der Masse m durch analytische Operationen
verfolgen d. h. die Bewegung beschreiben können.
Hat man es mit der Anziehung zweier Massen zu thun, so wird P pro-
portional den beiden wirkenden Massen M und m, und überdies eine Function
der Entfernung sein, also
rod
gen Oder um
P = Mmf();
fiir den Fall des NEwTON'schen Attractionsgesetzes ist die Intensität der Kraft
bestimmt durch : ;
LU) =:
Die Richtung der Kraft fällt erfahrungsgemäss (s. I. Band, pag. 100) mit der
Richtung der Verbindungslinie der wirkenden Massen zusammen, und unter
') Dass auch Entfernung und Richtung Erfahrungselemente sind, mag nur beiläufig
erwühnt werden. Zu Grunde gelegt muss nacb unserer Erfahrung der EucLID’sche Raum werden
in dem sich durch jeden Punkt zu einer gegebenen Geraden nur eine sie nicht schneidende Gerade
legen lüsst, und in welchem Strecken ohne Gróssenünderungen verschoben werden kónnen. Die
Beweise für das Kráfteparallelogramm sind ebenso Scheinbeweise wie diejenigen für die Winkel-
summe des Dreiecks.
?) Der Vollständigkeit halber mag erwähnt werden, dass der in philosophischen Schriften
öfter wiederkehrende Einwurf gegen die Möglichkeit einer »Wechselwirkung« nur auf eine
falsche Deutung des Wortes zurückzuführen ist, indem es sich dabei nicht um eine »ab-
wechselnde«, sondern um »Simultanwirkungen« der Massen auf einander handelt.