18 Heliometer.
den Tage, werden dann nach dem Augenmaass noch die tausendtel Umdrehungen
abgelesen. Da bei einer Distanzmessung vier einzelne Einstellungen gemacht
werden, nümlich je zwei vor und nach dem Durchschrauben der Objectivhälften,
so wird bei der vierten Einstellung der Abdruck noch zweimal wiederholt, um
mit Leichtigkeit die Einstellungen für die folgende Distanzmessung unterscheiden
zu können. Die Bestimmung der periodischen Fehler einer Mikrometerschraube
nach den Brsser’schen Vorschriften ist bekanntlich insofern etwas umständlich,
als man bei jedem Eingriff in den Mechanismus des Mikrometers auf eine Aen-
derung gefasst sein muss; es ist deshalb dem Mikrometer die bekannte Einrichtung
gegeben, dass zwei Fadenpaare zur Ablesung der Scala II verwandt werden,
deren gegenseitiger Abstand ein ungrades Vielfache einer halben Schrauben-
umdrehung beträgt, so dass bei abwechselnder Benutzung der beiden Paare die
Hauptglieder des Ausdruckes für die periodischen Fehler sofort eliminirt werden.
Die Ablesung des Positionskreises, der bei den neuen Heliometern nicht mehr
am Objectivende, sondern mitten auf dem Fernrohr, nahezu in der Verlängerung
der Deklinationsaxe angebracht ist, geschieht mit Hilfe zweier um 180° abstehen-
der Mikroskope, die an einem das bewegliche Fernrohr umschliessenden und an
der Deklinationsaxe befestigten eisernen Cylinder angebracht sind, und deren
Trommeln den Raum von 10 Minuten in 60 Theile theilen, so dass man 10 Se-
cunden direkt ablesen und einzelne Secunden schätzen kann.
Zur Ablesung des Positionskreises wird nur eine Hälfte des Gesichtsfeldes
der beiden Mikroskope verwandt, und in der anderen Hälfte erblickt man durch
ein die Hälfte des Rohres einnehmendes Prisma hindurch ein Bild des Dekli-
nationskreises, der ebenso wie der Positionskreis eingerichtet ist, und um Ver-
wechselungen zu vermeiden, sind beide Kreise durch verschiedenartige Dia-
phragmen im Brennpunkt des Ablesefernrohres bezeichnet. Zur Drehung des
ganzen Rohres in Positionswinkel dienen drei verschiedene Triebe, mit welchen
man den Uebergang von sehr schneller Bewegung bis zur feinsten Mikrometer-
bewegung machen kann. Um Sterne von verschiedener Helligkeit neben einander
einstellen zu können, ist vor dem Objectiv senkrecht zur Axe ein in sieben Sec-
toren eingetheiltes Blendrad angebracht und drei dieser Sectoren sind mit Draht-
gittern von verschiedener Dichte ausgefüllt, so dass man nach Bedürfniss eine der
Objectivhälften damit bedecken und einen Stern um 1:4, 2:2 oder 2:5 Grössen-
klassen abblenden kann, und mit Hilfe von zwei dichten Zusatzgittern kann man
einen Stern erster Grösse als von achter Grösse erscheinen lassen, ohne den
Eindruck des Bildes zu stören, und wenn bei sehr hellen Objecten, z. B. dem
Planeten Jupiter, Beugungserscheinungen auftreten, so befinden sie sich in solcher
Entfernung, dass bei der Messung keine Störung entsteht.
Die Temperatur des Heliometers wird durch zwei Thermometer bestimmt,
von denen sich eines im Objectivkasten und das andere am Ocularende in einer
Kapsel befindet, so dass die Erwärmung durch die Nähe des Beobachters stark
abgeschwächt wird. Ein Metallthermometer neben dem Objectivende scllte im
Ablesefernrohr für die Objectivscalen sichtbar sein, aber durch die Erschütterungen
auf der Reise von Hamburg nach Göttingen war diese Einrichtung in Unordnung
gerathen und es gelang auch nicht, es ohne Störung für die Objectivscalen sicht-
bar zu machen, als die Messungen am Instrument schon im vollen Gange waren.
Es ist deshalb auf den Gebrauch verzichtet worden, da man durch die beiden
Quecksilberthermometer die Temperatur des Instrumentes genügend kennen lernt.
Bei den Messungen mit einem Heliometer wird vorausgesetzt, dass bei zu-
sammengeschraubtem Objectiv die beiden Bilder eines Sternes sich völlig decken,
—