Heliometer. 19
dass also keine seitliche Verschiebung der Objectivbálften senkrecht zum Spalt
vorhanden ist, weil man sonst keine engen Doppelsterne messen kann und auch
bei grösseren Abständen nur eine Projection davon zu Stande kommt. Um die
Mittelpunkte móglichst nahe zusammenzubringen, làásst sich eine der Objectiv-
hilften durch Correctionsschrauben parallel mit der Spaltrichtung verschieben,
aber auch nach erfolgter Correction kann sich im Laufe der Zeit wieder ein
kleiner Abstand einstellen und dieser kann sogar sofort auftreten, wenn man in
Positionswinkel bewegt. Bei Messungen von Doppelsternen geben die Ablesungen
des Positionskreises vor und nach dem Durchschrauben immer ein Mittel, die
Abstandsmessungen für diesen Fehler zu verbessern, misst man dagegen Durch-
messer von Planetenscheiben, und sucht die Abweichung der Objectivhàlften
durch Messungen an einem vielleicht weiter abstehenden Doppelstern mit wesent-
lich anderem Positionswinkel zu bestimmen, so sind die daraus erhaltenen Resul-
tate auf die Messung der Planetenscheibe nicht anwendbar. Bedient man sich
dagegen eines doppeltbrechenden Ocularprismas, welches einen einfachen Stern
in einen Doppelstern verwandelt, und am Heliometer vier Bilder von einem
Stern hervorbringt, so kann man die Abweichung der beiden Objectivmittelpunkte
mit Hilfe eines am Ocularende angebrachten Positionskreises ermitteln, und in
Gottingen wird dazu der kleine, eigentlich für die Oculareinstellung bestimmte
Kreis benutzt.
Zur Untersuchung der Theilungsfehler der Objectivscalen dient ein Mikroskop
in der Náhe der Scalen und parallel dazu, und ein an seinem Objectivende an-
gebrachtes reflektirendes Prisma lenkt das Bild der Scalen um 90? ab, so dass
sie im Ocular des Mikroskops sichtbar werden. Mit Hilfe eines groben T'rieb-
werkes lässt sich dem Mikroskop eine Bewegung in einer Längsrichtung geben,
so dass es über die verschiedenen Theilstriche geführt werden kann.
Die Beleuchtung der Scalen, Kreise und Mikrometertrommeln geschieht
durch acht Glühlampen, die ihr Licht von vier Accumulatoren erhalten.
Sowohl für die Bestimmung des Indexfehlers des Positionskreises, als auch
zur Prüfung der Abhängigkeit der Brennweite des Heliometers von der Tempe-
ratur und zur Herstellung von künstlichen Doppelsternen und Planetenscheiben,
befindet sich in einem Aufbau des neben dem Heliometerthurme stehenden
Treppenhauses ein horizontales Collimatorfernrohr von 1°3 % Focallänge. Diese
Einrichtung ist in den ersten Jahren benutzt, aber aus nachfolgenden Gründen
später aufgegeben worden:
1) Der Indexfehler des Positionskreises wird mit Hilfe eines Collimators nur
in einer Lage des Fernrohres, nämlich ausschliesslich im Horizont bestimmt; da
nun die Ableitung des Scalenwerthes für die Objectivscalen schon auf Sternbeob-
achtungen beruht, die an Meridiankreisen gemacht sind, so ist es consequenter,
dasselbe auch in Bezug auf die Positionswinkel zu thun. 2) Die Prüfung der
Abhängigkeit der Brennweite des Objectivs von der Temperatur geschieht viel
genauer durch Einstellungen auf einen Doppelstern und nach den Erfahrungen
in Góttingen am Tage durch Einstellung auf das Bild des stets sichtbaren Polar-
sternes, als durch einen Collimator, der wohl meistens eine kürzere Brennweite
als das Heliometer haben wird und dessen Focallünge, wenn auch bei geschützter
Aufstellung in geringerem Maasse, von der Temperatur abhängig ist. 3) Unter-
suchungen über den Einfluss des Positionswinkels auf Messungen von Doppel-
sternen und Planetendurchmesser lassen sich viel einfacher mit Anwendung des
Ocularprisma ausführen, und Untersuchungen über die absoluten Fehler von
2*