Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 2. Band)

  
    
20 Heliometer. 
Durchmesserbestimmungen erhält man mit einem solchen Collimator auch nur in 
ungenügender Weise. 
Die vorhin schon erwähnte Untersuchung der Theilungsfehler der Objectiv- 
scalen hat in folgender Weise stattgefunden. Die Beweglichkeit des Unter- 
suchungsmikroskops geht nicht so weit, dass man die ganzen Längen beider 
Scalen unmittelbar mit einander vergleichen kann, auch ist nicht die ganze Länge 
von 200 Theilen auf jeder Scala zu untersuchen, sondern nur eine Länge von 
180 Theilen kommt bei den grössten Ausweichungen der Objectivhälften zur 
Geltung, und ferner bildeten, so lange noch die Ablesung des Metallthermometers 
in Frage kam, nicht die Striche 100 und 300 die sichtbaren Mitten der beiden 
Scalen bei zusammengeschraubten Hälften, sondern 104 und 304, weshalb sich 
die Untersuchung auf den Raum 14 bis 194 auf Scala I und 214 bis 394 auf 
Scala II zu erstrecken hat. Es wurden nun zunächst die beiden Hälften einer 
Scala mit Hilfe einer Hälfte der anderen Scala miteinander verglichen, wodurch 
die Fehler des Striches 104 gegen die Mitte von 14 und 194, und 304 gegen die 
Mitte von 214 und 394 bekannt wurde. Nachdem auf diese Weise beide Scalen 
halbirt waren, wurden in verschiedener Weise Ráume von 30 Theilen einer Scala 
mit den aufeinanderfolgenden Räumen der anderen Scala verglichen, wodurch 
die Theilungsfehler der Striche 44, 74, 104 . . . . 134, 164 auf Scala I und 244, 
974 . . . 884, 864 auf Scala II bekannt wurden, indem man die Fehler der vier 
Endstriche 14, 194, 914, 394 als Null annehmen konnte. Durch eine zweite 
Dreitheilung, nédmlich durch Abtragen des Raumes zwischen 10 Theilstrichen, 
wurden dann die Fehler von 24, 34, 54, 64 u. s. w. bekannt, dann durch eine 
Reihe von Fünftheilungen die Fehler aller mit graden Zahlen bezeichneten 
Striche, und schliesslich durch Halbirung dieser Ráume ergaben sich die 
Theilungsfehler auch für alle einzelnen Striche. Diese Untersuchung wurde in 
den Sommermonaten von 1889 und 1890 von SCHUR und AMBRONN ausgeführt, 
und jeder von ihnen hat darauf an 90 Tagen je eine Stunde verwandt, im 
Ganzen hat also die Untersuchung von der Berechnung abgesehen, 180 Stunden 
in Anspruch genommen. Ohne auf Einzelheiten einzugehen, hat die Rechnung 
gezeigt, dass durch Vernachlässigung der Theilungsfehler eine Distanzmessung 
um 0'^3 unrichtig werden kann, während die Unsicherheit der Messung des Ab- 
standes zweier um 4000 Secunden von einander entfernter Sterne etwa 0'-17 
beträgt und durch Wiederholung natürlich erheblich geringer wird. 
Am Positionskreise sind Untersuchungen über Theilungsfehler nicht angestellt, 
da nur zwei nicht verschiebbare Mikroskope vorhanden sind. Da aber dieser 
Kreis von RepsoLp auf derselben Theilmaschine getheilt ist, wie der Kreis am 
Meridianintrument der Strassburger Sternwarte, bei dem nach den Untersuchungen 
von ScHur der Fehler eines Durchmessers nur ausnahmsweise eine Secunde be- 
trägt, so werden wohl auch bei dem Göttinger Heliometer nur ausnahmsweise 
Fehler entstehen können, die bei Messungen zwischen um 2° voneinander ent- 
fernten Sternen den Betrag von 0''03 im Bogen grössten Kreises erreichen; auch 
zeigt es sich bei den Messungen, dass die zufälligen Beobachtungsfehler den 
möglichen Betrag der Theilungsfehler bei Weitem überragen. 
Die Abhängigkeit der Ocularstellung von der Temperatur des Instrumentes 
ist durch häufiges Einstellen auf Doppelsterne bei Nacht und auf den Polarstern 
vor Beginn von Sonnenbeobachtungen bestimmt worden. Aus Gründen, welche 
hier nicht näher auseinandergesetzt werden können, wird die Temperatur des 
Instrumentes aus den berichtigten Angaben des Objectivthermometers O und des 
Ocularthermometers o durch den Ausdruck / — O 4- L(o — O) berechnet, und 
     
  
   
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
 
	        
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