396 Mechanik des Himmels. 41. 42.
Eine besondere Erscheinung bietet in Hinsicht der Secularbewegung der
Elemente der Mercur dar. LEVERRIER bemerkte 18591), dass die Secularbewegung
des Mercurperihels, wie sie sich aus den Beobachtungen ergiebt, um nahe 43"
im Jahrhundert grösser ist, als der theoretisch bestimmte Werth. Wollte man
die Differenz durch eine unrichtige Annahme der Massen der störenden Planeten
erklären, so könnte dieses nur durch eine Aenderung der Venusmasse geschehen,
weil, da die Venus keinen Satelliten hat, ihre Masse nur durch die Störungen
bestimmt werden kann, welche sie auf andere Himmelskörper ausübt. Die aus
der Secularbewegung des Mercurperihels folgende Venusmasse würde aber um
nahe den zehnten Theil ihres Werthes von demjenigen abweichen, welcher sich
aus den durch die Beobachtungen ziemlich genau bekannten Störungen in der
Lage der Ekliptik ergeben. LEVERRIER vermutete die Ursache in dem Vorhanden-
sein eines innerhalb des Mercur gelegenen »intramercuriellen« Planeten, der
später den Namen Vulcan erhielt, für welchen aber die Nachforschungen bisher
zu keinem Ergebnisse geführt haben?).
BauscHINGER?) berechnete die Stórungen nach der Methode, welche HANSEN
für die kleinen Planeten angewendet hat, kommt aber ebenfalls zu dem Resul-
tate, dass der rechnerisch bestimmte Werth der Secularbewegung des Mercur-
perihels mit dem beobachteten nicht übereinstimmt; allein er gelangt zu dem
Schlusse, dass nach der Uebereinstimmung der Resultate es nicht ausgeschlossen
ist, dass der Mangel in den Methoden der Stórungsrechnung liegt, und dass
»die vorhandenen Stórungstheorieen ein empirisches Glied erfordern«.
HARZER*) findet, dass sich die Bewegung des Mercurperihels erkliren liesse,
wenn man die Sonnencorona als flache Scheibe von der Dicke eines Sonnen-
durchmessers bis auf etwa 4 Sonnendurchmesser im Aequator der Sonne aus-
gedehnt annimmt, und deren Dichte etwa 44 der Dichte des Wasserstoffes an-
nimmt.
42. Secularstórung der mittleren Lánge. Für die Secularstórung in
der mittleren Linge Z, hat man nach 38 (3) wenn cose, cos 1o gleich 1 ge-
setzt werden:
dAL, __ 2 08 sing dQ , sini 22
dt uz on Um. Dc am Oi.
(1)
Nun ist, wenn man den in 40 (4) weggelassenen, constanten Theil der von
dem betrachteten stórenden Kórper herrührenden Stórungsfunktion mit Jo1} be-
zeichnet.
2=E {01} + 4 (01)(e? + e'2) + [01]ee'cos (x — «') — 4 (01) [sin? à + sin? à —
— 9 sin i sin i' cos (&, — &/)].
Die Coéfficienten {01}, (01), [01] sind Funktionen von 2; sei
0 0
— 2a 01} = {ou}; — 2a 2 (op = (0; — 2a À [01] = foi,
so wird
eo
— 2a 2; = X [lo1] 4- $(01) (e? 4- £e?) + [O1J'ee'cos (x — x") —
— 4 (01)' [sin? i + sin? i' — 9 sin à sin i' cos(Q) — a]
!) Comptes rendus Bd. 49, pag. 381.
7) Vergl. den Artikel »Planeten«.
3) Astron. Nachrichten, Bd. 109, No. 2594.
4) Astronomische Nachrichten Bd. 127, No. 3030.