Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 2. Band)

   
     
  
   
   
  
   
   
  
  
   
   
  
   
   
   
   
    
  
  
   
  
   
  
   
   
   
  
  
    
   
  
  
  
   
   
   
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
Heliometer. 
der Durchmesser der Venus zum Durchmesser der Sonne, so dass, wenn man 
die Sonne durch das kleine und die Venus durch das grosse Objectiv durch ein 
gemeinschaftliches Ocular beobachtete, bei geeigneter Einstellung des Abstandes 
der beiden optischen Axen in Positionswinkel und Distanz das Bild der Sonne 
dasjenige der Venus mit einem schmalen Ringe umgab. Auf die allmähliche 
Veründerung der Lage der Mittelpunkte der beiden Himmelskórper wurde da- 
durch Rücksicht genommen, dass das kleine Objectiv mit Hilfe einer Mikrometer- 
schraube verschoben und das ganze Fernrohr im Positionswinkel gedreht werden 
Die centrische Einstellung des Venusbildes auf das wie bemerkt etwas 
gróssere Sonnenbild wurde nicht direkt durch das Ocular, sondern durch Pro- 
jection auf einen davor angebrachten Schirm beobachtet und da bei einem 
solchen Instrument die Objective natürlich nicht durchgeschraubt werden, so 
waren noch besondere, hier nicht näher zu erörternde Untersuchungen nothwendig, 
um aus den jedesmaligen Ablesungen der Mikrometerschraube den Abstand der 
Mittelpunkte von Sonne und Venus zu bestimmen. Diese beiden gleichgestalteten 
Heliometer wurden bei dem Venusdurchgang 1882 in Amerika unter — 334 und 
+ 9294 Grad Breite benutzt. 
Zum Schluss dürften wohl noch einige Betrachtungen darüber anzustellen 
sein, welche Stellung das Heliometer in Zukunft gegenüber der sich immer 
weiter ausbildenden Anwendung der Photographie auf die Astronomie ein- 
konnte. 
nehmen wird. 
Unter den astronomischen Instrumenten nimmt in Bezug auf die Genauig- 
keit das Heliometer entschieden die erste Stelle ein; während man aber den 
gewöhnlichen Refractoren, wie der Erfolg lehrt, immer grössere Dimensionen 
geben und dadurch immer schwächere Sterne beobachten und auch photo- 
graphiren kann, sofern bei genügend langer Exposition die an sich schwache 
Lichtwirkung sich immer mehr steigert, was bei Beobachtungen mit dem Auge 
natürlich nicht stattfindet, SO ist diese Aussicht dem Heliometer mit seiner 
complicirten mechanischen Construction wohl nicht beschieden und selbst bei 
den grössten erreichbaren Dimensionen fällt immer der Nachtheil ins Gewicht, 
dass man bei dem Gebrauche des Heliometers zuerst damit beginnt, die beiden 
Hälften auseinander zu schrauben und dadurch die Lichtstärke des Apparates 
sofort auf die Hälfte zu reduciren. 
Nachdem man bei den Venusdurchgängen in diesem Jahrhundert neben den 
Heliometern auch photographische Apparate angewandt hatte, zeigte es sich bei 
der Bearbeitung, dass die aus den Heliometerbeobachtungen der deutschen Ex- 
peditionen erhaltenen Resultate, wenn auch die Erwartungen wohl etwas weiter 
gegangen waren, doch vollkommen auf der Höhe der Zeit standen und dass die 
photographischen Aufnahmen der Nordamerikaner Dank der ausserordentlichen 
sorgsamen Vorkehrungen damit nahezu gleichwerthig waren, dass dagegen die 
photographischen Aufnahmen auf den deutschen Expeditionen schon’ viel zu 
wünschen übrig liessen, weshalb sie bei dem zweiten Venusdurchgang im 
Jahre 1882 nicht wiederholt wurden, während anderweitige Versuche, soweit 
darüber etwas in die Oeffentlichkeit gedrungen ist, als vollständig verunglückt 
anzusehen sind. 
Im folgenden Jahrzehnt hat die Anwendung der Photograpbie auf die 
Astronomie freilich. sehr bedeutende Fortschritte gemacht und bei der Schnellig- 
keit, mit der man heutigen Tages einen Sternhaufen photographisch auf- 
nehmen kann, dessen Bestandtheile an Helligkeit weit jenseits der mit dem 
Heliometer zu erreichenden Grenzen liegen, hat die photographische Methode 
  
 
	        
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