Mechanik des Himmels. 62,
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erfordern. Dieses bestimmte auch LEVERRIER zu der Meinung, dass die
Rechnungen von ADAMS und DELAUNAY fehlerhaft sein müssten; der Streit wurde
in der französischen Academie — oft sehr persönlich — geführt. HaANSEN blieb
lange bei seinen theoretisch gefundenen Resultaten stehen, gab aber später die
Richtigkeit der ADAMS’schen und DErAUNAY'schen Resultate zu, wobei er aber
praktisch den grósseren, empirischen Werth beibehalten zu müssen glaubte, durch
welchen die historischen Finsternisse dargestellt werden, und DELAUNAY vertrat
schon damals die Ansicht, dass die Abweichung der auf theoretischem Wege
erhaltenen von dem aus den Beobachtungen gefolgerten Werthe irgend einer bis
dahin noch nicht erörterten Ursache zuzuschreiben. wäre.
Im Jahre 1865 glaubte er diese Ursache, oder wenigstens eine dieser Ursachen
in der Wirkung der Ebbe und Fluth gefunden zu haben!). Die Wirkung lässt sich
kurz folgendermaasen erörtern: Der Mond wird an der ihm zugewendeten und ab-
gewendeten Seite in der Richtung des Radiusvectors des Mondes eine Anschwellung
der Erde erzeugen; diese wird sich aber im Sinne der tüglichen Drehung weiter-
bewegen. Wenn sie stabil bliebe, so würde sie an der dem Monde zugewendeten Seite
vom Monde stárker angezogen als der Erdmittelpunkt, an der abgewendeten Seite
schwächer, so dass ein Drehpaar entstehen müsste, welches immer eine Drehung der
Erde gegen den Mond zu, also entgegengesetzt der täglichen Bewegung erzeugen
würde; dadurch müsste die Drehung der Erde verlangsamt, der Tag etwas länger
werden; in diesem nach und nach immer länger werdenden Tage würde der Mond
immer grössere Strecken beschreiben, so dass also, reducirt auf die als Einheit
angenommene Tageslänge, der Mond sich immer schneller zu bewegen scheinen
muss. Diese Anschwellung ist nun allerdings nicht stabil, sondern wird vom
Monde in der Richtung des Radiusvectors stets neu erzeugt; aber da sie in
Folge der stetigen-Zusammenwirkung der Mondanziehung und Erdrotation immer
etwas in der Richtung der Erdrotation vorgeschoben ist, so. wird an der Art der
Wirkung nichts geändert, nur wird die Grösse derselben wesentlich vermindert.
Bald darauf hatte BERTRAND?) bemerkt, dass diese "Anschwellung auch eine
Reaction auf den Mond, eine Anziehung auf denselben und darauf erfolgende
Verringerung seiner Bewegung erzeugt, wodurch aber nur der numerische Werth
etwas reducirt wird.
Eine andere Ursache, welche eine Acceleration in der Bewegung erzeugen
kann, wurde 1834 von v. OPPOLZER in dem Niederschlagen von kosmischem
Staub auf die Erde angegeben?) Die Wirkung derselben ist eine dreifache:
1) Durch Vergrósserung der Massen der Erde und des Mondes wird die Be-
wegung beschleunigt. Ist:
M = M, + M4 m ze ctm
£* (M 4- m)
Uu
so wird zur anziehenden Kraft — die stórende Kraft in der Richtung
; £* (M' -- m! : J
des Radiusvectors Æ, = — un) # hinzutreten, welche in der mittleren
Länge eine Stôrung erzeugt, die durch die Differentialgleichung
dA, is 2 & (M' -- m!) ;
dt ai
bestimmt ist, so dass
!) Compt. rend. Bd. 61, pag. 1023.
?) Compt. rend. Bd. 62, pag. 162.
3) Astron. Nachr. Bd. 108, pag. 67.