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Horizontalpendel. 39
Es beträgt darnach die ganze Oscillation 0'-018. Vergleicht man nun diese
Werthe mit der theoretisch geforderten Ablenkung
eg, = — 00174 stn 2z cos a — — €, sin Qz cos a,
wo z und a die Zenithdistanz und das Azimuth des Mondes (nördliche Ablen-
kungen als positiv gezáhlt) sind, welchen Ausdruck man unter Einführung der
Polhóhe e und Deklination 0, Stundenwinkel « transformiren kann in
£,— (&9 $222 — 169 5212 9 cos? 0)-- € 7052 9 sin2 0 cos c 3- 46g 5212 cos t0 cos (2« —180?),
so ist zuerst der erste Theil als constant mit dem Nullpunkt des Pendels zu
vereinigen. Das zweite Glied erhält für die Breite von Strassburg (o — 48? 35^)
den Faktor — 0'00218 sz 28 und variirt daher zwischen den Grenzen + 0':00181.
Das eintágige Glied bleibt daher immer sehr klein und verschwindet bei Beob-
achtungen eines Monats. Die Theorie erklärt also hier noch nicht die beob-
achtete Variation. Das halbtägige Glied ergiebt den mittleren Ausdruck für 0,—98?
zu -4- 0'-00798 ces (2« — 180?), es ist also etwas grösser als das beobachtete,
und letzteres weicht auch in der Phase in dem Sinne etwas ab, dass das Maxi-
mum der Ablenkung um etwa eine halbe Stunde später eintritt, als es die Theorie
fordert. Nimmt man aber an, dass die Erdoberfläche elastisch deformirt wird,
sei es durch die direkte Einwirkung des Mondes auf die Erde, sei es durch in-
direkte Wirkungen, in Folge des Drucks der vom Mond bewegten Wassermassen,
so würde sich eine solche Verzögerung erklären, während die Uebereinstimmung
des numerischen Coéfficienten in diesem Falle zunáchst als genügend angesehen
werden dürfte?) In Betreff der Elasticitát der Erdoberfläche sind die Beob-
achtungen in Wilhelmshaven sehr interessant und lehrreich. Dort, wo die obere
bis auf einige Meter hinabgehende Erdschicht aus schwerem Thonboden bestand,
der bei anhaltenden Regengüssen gánzlich durchweicht, zeigte sich, dass wenn
der Luftdruck um 1 zz stieg, die Lothlinie um den Betrag von 0':29 nach Osten
wanderte, mithin das Niveau des Ortes sich um diesen Betrag nach Osten senkte.
Da Barometerschwankungen bis zu 35 s» beobachtet wurden, so entsprach dies
Aenderungen im Niveau von mehr als 10". Die Bewegungen des Pendels ent-
sprechen so genau den Barometerschwankungen, dass man das Pendel geradezu
als sehr empfindliches Barometer ansehen konnte. Einflüsse der Temperatur
sind, wie zu erwarten, auch deutlich wahrgenommen, indessen bei der jeweils sorg-
fältig beobachteten Aufstellung des Apparates nicht in direkter Art, sondern als
eine Abhängigkeit der Sonnenstrahlung auf das Gebäude oder den dasselbe um-
gebenden Erdboden.
Wie schon an anderer Stelle erwáhnt, hat sich das Instrument sehr empfind-
lich gegen seismische Erscheinungen gezeigt. Die photographische Registrirung
giebt hier im Gegensatz zu vereinzelten Beobachtungen über Erdschwankungen
eine fortlaufende Controle über den Grad der Ruhe oder Unruhe des Erd-
bodens. Es lassen sich hier aus dem gewonnenen Material bereits drei ver-
schiedenartige Phánomene unterscheiden. v. REBEUR sagt über dieselben: »Eine
regelmässige Erscheinung in den aufgezeichneten Curven ist die mikroseis-
mische Bewegung. Dieselbe entsteht vermuthlich durch kleine Schwingungen
1) Spütere Beobachtungen in Strassburg, welche R. EHLERT angestellt und discutirt hat,
ergänzen diese Angaben nach verschiedenen Richtungen hin. Es wird dabei die Differenz in
Verbindung mit dem eintügigen Glied zur Berechnung einer Deformationswelle verwandt. Man
würde darnach für Strassburg für die durch Deformation entstehende Mondwelle den Ausdruck
0'':00551 cos (x — 2519:4) + 0'':00826 cos (2x — 384?)
erhalten.