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des Pendels, die durch horizontal gerichtete Oscillationen des Bodens erzeugt
werden, ohne dass dabei eine Veränderung der Gleichgewichtslage eintritt.
Man muss dies daraus schliessen, dass wie bei den Erdbebenstôrungen
symmetrische Figuren entstehen. Wenn Erdwellen, wie die sogleich zu er-
wähnenden, im Spiele wären, so müsste diese Symmetrie zuweilen gestört sein,
oder die Amplitude der Wellen müsste so klein sein, dass sie gegenüber den
Ausschlägen des schwingenden Pendels nicht in Betracht käme. Die mikro-
seismische Bewegung ist in Strassburg im Winter häufiger als im Sommer, er-
reicht aber niemals die Grösse wie auf den früheren Stationen Wilhelmshaven
und Potsdam«.
»Eine zweite, sehr eigenartige und bisher in dieser Weise wohl noch nirgends
wahrgenommene Erscheinung bilden die Erdpulsationen, welche wir nach dem
Aussehen der Curven und auch aus anderen Gründen als etwas von der mikro-
seismischen Bewegung durchaus Verschiedenes anzusehen berechtigt sind. Sie
haben mit ihr nur das gemeinsam, dass das Maximum ihrer Entwickelung etwa
in dieselbe Jahreszeit fällt. Als dritte auffällige Erscheinung sind die zahlreichen
Störungen anzuführen, die wohl alle von entfernten Erdbeben herrühren.«
»Diese Störungen dauern meistens nur einige Stunden, und ihr Zusammentreffen
mit gleichzeitigen Erdbeben ist in sehr zahlreichen Fällen nachgewiesen, wobei
solche aus den grössten Entfernungen, Japan, Persien u, s. w. deutlich zur Re-
gistrirung kamen. Bei 369 correspondirenden Beobachtungen in Strassburg und
Nicolajew in der Zeit von 1892 Februar bis 1893 August wurden 114 correspon-
dirende Störungen verzeichnet, und wenn bei diesen Registrirungen nicht für jede
Störung: am Pendel eine entsprechende Ursache aufzufinden war, so ist zu be-
denken, dass fast $ der Erdoberflüche vom Ocean bedeckt sind, dass es anderer-
seits noch weite Strecken auf der Erde giebt, die noch kaum oder nur sehr
selten. von Kulturmenschen betreten, daher direkter Beobachtung oder Ver-
gleichung unzugänglich sind«.
Auf weitere Einzelheiten einzugehen, ist hier nicht der Ort, es muss dafür
auf die in grösseren Abhandlungen niedergelegten Untersuchungen verwiesen
werden; insbesondere sind zu erwähnen:
I. FR. ZÖLLNER. 1) Ueber eine neue Methode zur Messung anziehender und
abstossender Kräfte. 2) Ueber die Construction und Anwendung des Horizontal-
pendels. 3) Zur Geschichte des Horizontalpendels (sámmtlich in den »Berichten
der K. Sách. Ges. d. W.«; abgedruckt im 4. Band von ZôLLNER’s »wissenschaft-
lichen Abhandlungen«, in denen auch eine ursprünglich in PocGENDORFF's »Ann.
d. Physik« veróffentlichte Schrift SArAnIK's »Beitrag zur Geschichte des Horizontal-
pendels« wiedergegeben ist).
IL E. v. REBEUR-PascuwiTZ. 1) Ueber das ZórLNER'sche Horizontalpendel
und neue Versuche mit demselben (>Verhandl. d. Naturw. Vereins in Karlsruhe,
zo. Bd.«, 1888). 2) Das Horizontalpendel und seine Anwendung zur Beobachtung
der absoluten und relativen Richtungsünderungen der Lothlinie (»Nova acta der
Kaiserl. Leop. Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher, 60. Bd. No. Ig,
Halle 1892). In diesem Werke ist am Schluss ein ausführlicher Literaturnachweis
mitInhaltsangabe gegeben, wo auch die verwandten Arbeiten von RUSSELL, d'ABBADIE,
PLANTAMOUR, G. H. DARWIN, MILNE u. Á. besprochen werden. 3) Horizontal-
pendelbeobachtungen auf der kaiserlichen Universitáts-Sternwarte zu Strassburg
1892—1894 (»Beitráge zur Geophysik, herausgegeben von G. GERLAND, IL Bd,
2. Heft, No. 7«, Stuttgart 1895). 4) Verschiedene Aufsätze und Mittheilungen in