Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 2. Band)

    
54 Kometen und Meteore. 
Auge sichtbaren Kometen durch eine oft. nur kurze, oft ziemlich ausgedehnte, 
bei manchen besonders auffälligen Kometen sich über einen grossen Theil des 
Himmels ausdehnende mächtige »Ausstrahlung«, den Schweif, welchem die 
Kometen ihren Namen verdanken. Man nennt den Kometennebel, welcher das 
eigentliche Objekt des Kometen bildet, die Coma, mitunter auch den Kopf; 
doch findet man, namentlich in àlteren Werken, den Namen »Kopf« in zweierlei 
verschiedener Bedeutung gebraucht. ScHRÓTER nennt die Coma des Kometen 
die »Kernlichtkugel«, die vordere, der Sonne zugekehrte Begrenzung des Kometen- 
schweifes, welcher sich z. B. bei dem Kometen (122) 1811 1 auf einen, anfänglich 
ca. 18-, spáter bis zu 7 fachen Durchmesser der Coma erstreckte, den Kopf. Dieses 
schliesst sich mehr der älteren Bedeutung an, bei welcher unter Coma (Haar) 
der eigentliche Schweif verstanden war. HEVvEL gebraucht in seiner Kometographie 
den Namen »Kopf des Kometen« /caput cometae) in der jetzt üblichen Bedeutung, 
für den Kometennebel, zählt aber die Nebelhülle (die Coma) bereits zum Schweife, 
während er als Kometen nur den in der Mitte des Nebels auftretenden Lichtpunkt, 
den Kern (nucleus) erklärt!). Lichtpunkte dieser Art, Kerne, sind nicht bei allen 
Kometen sichtbar. Selbst bei grossen, mit freiem Auge sichtbaren Kometen 
fehlen dieselben manchmal. So war bei dem Kometen (298) (1887 I) keine Spur 
eines Kernes zu finden; die Coma, als Begleiterin des Kernes auch »Nebel- 
hülle« genannt, war so verwaschen und diffus, dass der Komet im Fernrohr 
früher verschwand als dem blossen Auge, und dass mikrometrische Messungen 
(Ortsbestimmungen) überhaupt nicht gemacht werden konnten; die Positions- 
bestimmungen dieses Kometen waren, ein in diesem Jahrhundert einzig da- 
stehender Fall, blosse Einstellungen am Aequatoreal und Ablesungen am Kreise. 
Mitunter treten bei Kometen mehrere Kerne in dem Kopfe auf; mitunter 
haben dieselben nur das Aussehen von undeutlichen Lichtansammlungen, Ver- 
dichtungen, so dass bei einer grossen Anzahl von Kernen der Kometenkopf ein 
granulirtes Aussehen erhält. Ein derartiges Aussehen hatten nach den HEVEL- 
schen Zeichnungen (vergl. in seiner »Cometographie« die Tafeln zwischen pag. 452 
und 453 und zwischen pag. 458 und 459) die Kometen von 1500, 1607, 1647 und 
1661. Eine ähnliche Erscheinung beobachtete ScHiAPARELLI bei dem Kometen 
(224) (1862 IIT)?) am 25. August 1862. 
Mehrere getrennte Kerne sahen TycHo und CORNELIUS GEMMA bei dem 
Kometen von 1577 (No. 29). Spektroskopische Beobachtungen haben gezeigt, 
dass selbst bei denjenigen Kometen, bei welchen ein deutlicher Kern nicht wahr- 
zunehmen ist, ein solcher vorhanden ist. Das Spectrum des Kometen besteht 
nämlich?) aus einem continuirlichen Spectrum, das von einem festen (oder 
tropfbarflüssigen) Kern herrübrt, und mit der Helligkeitszunahme dieses Kernes 
auch an Intensität gewinntf) und aus einem Linienspectrum, das den in der 
Nebelhülle (Coma) auftretenden Stoffen angehórt. Das continuirliche Spectrum 
zeigt sich nun selbst bei denjenigen Kometen, bei denen ein deutlicher Kern 
nicht constatirbar ist. 
T) Caput Cometae, nempe nucleus una cum. circumfuso jubare (vergl. z. B. seine »Cometo- 
graphie«, pag. 341. 
?) Vergl. »Entwurf einer astronomischen Theorie der Sternschnuppene, deutsche Ausgabe 
von BOGUSLAWSKI, pag. 173. 
3) Vergl. den Artikel »Astrospectroskopie«, pag. 408. 
4) Ebenda, pag. 409, vergl. auch Herz, »Bestimmung der Bahn des grossen Kometen von 
1811«, pag. 200. 
    
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
 
	        
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