Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 2. Band)

    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
   
  
  
  
  
  
  
     
  
  
   
   
   
Kometen und Meteore. 
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Diese Formen bilden schon mannigfach den Uebergang zu den anomalen 
Kometenschweifen. Nebst der Hauptform des von der Sonne weggerichteten, 
nur wenig gekrümmten Schweifes hat man nämlich wiederholt kürzere Neben- 
schweife beobachtet, die zu den Hauptschweiten geneigt, oft auch gegen den 
Radiusvector der Kometen senkrecht stehen, oder zur Sonne gerichtet sind, 
und die deshalb als anomal bezeichnet wurden. 
Unter den älteren Kometen, von denen HEvEL in seiner Kometographie be- 
richtet, bietet die merkwürdigsten Erscheinungen in dieser Art der Komet (29); 
bei welchem CORNELIUS GEMMA nebst dem Hauptschweife noch einen zweiten, 
kürzeren Schweif von derselben Krümmung in nahe derselben Richtung sah, 
überdies aber noch drei nahe gleich lange, ziemlich kurze Nebenschweife, von 
denen der eine nahe 30? gegen den Hauptschweif geneigt, von der Sonne weg 
gerichtet, der zweite nahe senkrecht auf dem Radiusvector des Kometen und 
der dritte zur Sonne gerichtet war. 
Zunächst wäre dann der grosse Komet von 1680 (No. 46) zu erwähnen, bei 
welchem GOTTFRIED KIRCH ebenfalls einen gegen die Sonne zu gerichteten Schweif 
beobachtet hatte, weiter der Komet von 1:744, welcher 6 fächerförmig geordnete, 
30 bis 40? lange Schweife hatte; der Komet von 1807, der einen lüngeren, fast 
geraden und einen kürzeren, stark gekrümmten Schweif hatte. Der Komet von 
1823 hatte zwei mehrere Grade lange Schweife, von denen der eine der Sonne 
zu, der andere von der Sonne weggerichtet war, 
Merkwürdige Erscheinungen bot der DowaTrsche Komet (218). Derselbe 
hatte nebst einem langen, gekrümmten Hauptschweif noch einen zweiten, be- 
deutend schwácheren, geraden, ebenfalls von der Sonne weg gerichteten; die 
zur Sonne zugekehrte Schweifhülle, gewóhnlich die Lichtausstrómung genannt, 
welche, wie oben bei dem Kometen (122) erwähnt wurde, eine. durch einen 
dunklen Zwischenraum von der Coma getrennte Dunsthülle bildete, war beim 
DoNaTIschen Kometen geschichtet, gleichsam aus einer Reihe von concen- 
trisch. übereinandergelegten Lichthüllen bestehend; eine übnliche Erscheinung 
beobachtete WINNECKE auch bei dem Kometen 1862 II. 
Anomale Schweife wurden auch beobachtet bei dem Kometen 1844 I und 
bei dem Kometen 1862 II. 
Der WINNECKE'sche Komet (181) hatte im Jahre 1875 zwei kurze, einen 
Winkel von 60° einschliessende Schweife, zwischen welchen sich mehrere andere 
fácherfórmig ausbreiteten. 
Der Komet 1888 I zeigte einen gegen den Haupfschweif unter 60° geneigten 
Nebenschweif (vergl. die Fig. 1 und 2, Tafel IV). 
Besondere Aufschlüsse über die Kometenschweife brachte seit 1892 die Photo- 
graphie. Bei dem Kometen 1892 I zeigten die auf dem Mount Hamilton und in 
Sydney aufgenommenen Photographieen eine Theilung des Schweifes in mehrere, 
bis zu 8 Strahlen, wáhrend er direkt (im Fernrohre) nur von BARNARD am 3. April 
doppelt gesehen wurde. Am 7. April zeigten die Aufnahmen eine in 2? Ent- 
fernung vom Kopfe sich zusammenballende Anschwellung, welche das Bild eines 
zweiten Kometen darstellte, aus dessen Kopf ein neues System von Strahlen 
hervorbrach. Eine ähnliche Erscheinung zeigte der Komet 1:892 III auf einer 
photographischen Aufnahme, welche BARNARD auf dem Mount Hamilton am 
10. November, vier Tage nach seiner Entdeckung, erhielt: eine schwache, diffuse 
Nebelmasse am Ende des ca. 1? langen Schweifes, welche Anschwellung übrigens 
auch von CAMPBELL schon am 8. und 9. November beobachtet worden war. 
   
 
	        
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