58 Kometen und Meteore.
Kerne, welche einen Kreissector von etwa 90? bildete, beilàufig der Sonne zu-
gekehrt war und bis auf 12 bis 15" Entfernung von dem Mittelpunkte von dem
nebligen Grunde, auf welchem sie lag, unterschieden werden konnte . . . Am
8. Oktober heiterte es sich wieder auf... Die Ausstrómung war stárker ge-
worden als am 2., der Winkel ihrer Ränder kleiner, etwa 45°; ich konnte
sie bis zu 15 bis 20" Entfernung von dem Mittelpunkte von dem hellen Grunde
unterscheiden, auf welchem sie lag«. Nach und nach wurde der Winkel an der
Spitze des Kegels, nach welchem die Ausstrómung scheinbar stattfand, kleiner,
d. h. die Ausstrómung mehr cylindrisch, jedoch nicht geradlinig begrenzt, sondern
etwas seitlich gekrümmt; am 12. Oktober war der Winkel der Begrenzung nahe
30?; »der Kern des Kometen und seine Ausstrómung gewährten das Ansehen
einer brennenden Rakete, deren Schweif, durch Zugwind seitwärts abgelenkt wird«
(vergl. Taf. III, Fig. 1). Am 13. Oktober war das Aussehen, wie Taf. III, Fig. 2
zeigt, vollig verdndert; an Stelle der Ausstrómung »lag eine unbegrenzte Masse
von Lichtmaterie, links von dem Mittelpunkte.« Am folgenden Tage, dem 14. Oktober,
hatte sich aber (vergl. Taf. III, Fig. 3) die Lichtausstrómung wieder hergestellt, und
blieb so mit grösseren Veränderungen bis zum 22. Oktober, an welchem Tage sie
die durch Taf. III, Fig. 4 dargestellte Form angenommen hatte. Diese war aber
am 25. Oktober wieder verschwunden, und an ihre Stelle eine der Lichtanháufung
vom 13. Oktober ähnliche, aber weniger intensive und weniger ausgedehnte
Lichtanhäufung getreten. Zu bemerken ist dabei noch, dass der Komet während
der Zeit des Ausströmens einen besonderen Glanz entwickelte. Schon am
2. Oktober bemerkte BESSEL eine starke Vermehrung des Glanzes; am 12. Oktober
erschien der Komet heller als die Sterne zweiter Grósse im grossen Báren; ebenso
am I3. Oktober; am 22. Oktober erschien er wie ein Stern dritter Grósse, und
am 25. »war der Kern des Kometen so glänzend, dass man ihn, als die Dämmerung
den Nebel noch fast unsichtbar machte, mit der schwächsten Vergrösserung des
Heliometers für einen Fixstern hätte halten können.«
Ganz ühnliche Ausstrómungen wurden von HEINSIUS bei dem Kometen von
1744 wahrgenommen!), und.in jüngster Zeit zeigte sich ein auffälliges Beispiel
derselben Art bei dem Kometen 1888 I. Am 21. Mai nahm die Helligkeit des
Kernes um 1 bis 2 Grössenklassen zu, und aus dem Kopfe des Kometen
schossen zwei sehr helle Ausläufer hervor, die sich kreisförmig nach beiden
Seiten umbogen (vergl. Taf. IV, Fig. 3) und den eigentlichen Schweif an Helligkeit
übertrafen. Bemerkt muss noch werden, dass der Lichtausbruch zwei Monate nach
dem Durchgange durch das Perihel stattfand.
Lichtausbrüche, welche sich durch mehr oder weniger schnelle, oft durch
plötzliche Vermehrung der Helligkeit des Kernes äussern, ohne das sonstige
Aussehen des Kometen wesentlich zu verändern, sind bereits mehrfach beob-
achtet worden.
Der Komet 18841 (No. 124) war bis zum 22. September 1883 sternartig,
von der 12. Grósse. Am 23. September stieg seine Helligkeit auf die 8. Grôssen-
klasse; der Kern war aber dabei nach ScCHIAPARELLI nicht sternartig, sondern
hatte einen erkennbaren Durchmesser und verwaschene Conturen. Am 25. September
hatte sich der Kern ganz verloren, und der Komet bildete einen sehr hellen
Nebel; hierauf folgte rasche Abnahme der Helligkeit; am 1. Januar 1884 bildete
der Komet nach Beobachtungen in Potsdam einen feinen Lichtpunkt mit
schwacher Ausstrahlung; 1% Stunden später war an Stelle des Kometen ein
1) BEssEL’s Werke, Bd. I, pag. 64.