Kometen und Meteore. 50
Stern 7. Grosse getreten; von 7% 207 bis 8% 10” M. Z. Potsdam fand eine weitere
Zunahme der Helligkeit statt; dabei trat das continuirliche Spectrum ausser-
ordentlich stark hervor, wührend das Bandenspectrum bedeutend zurücktrat.
Auch am 13. und 19. Januar war das continuirliche Spectrum besonders hell
(der Komet ging durch sein Perihel am 25. Januar).
Der Komet (321), entdeckt am 6. November 1892 bereits lange nach seinem
am 13. Juni erfolgten Periheldurchgange, wurde am 14. Januar 1893 noch als
ein mit Schwierigkeit zu erkennendes Object von HoucH in Evanston gesehen;
am 16. Januar wurde er aber von KoBorp in Strassburg, sodann in Nordamerika
wieder als ein fixsternartiges Object 8. Grôsse mit einer Nebelhülle von 30"
Durchmesser gesehen, und am 23. Januar war seine Helligkeit noch 8. Grósse.
Obgleich dié máchtige Schweifentwickelung der grossen, mit freiem Auge
sichtbaren Kometen jedenfalls zu den grossartigsten Naturschauspielen zu zählen
ist, so bieten sich für den Astronomen bei gewissen Kometen noch viel merk-
würdigere Erscheinungen dar: die Theilungen der Kometen.
Theilungen von Kometen wurden schon in doppelter Art beobachtet:
Theilungen des Kernes, wobei die sämmtlichen Kerne in derselben Nebelhülle
eingeschlossen waren, sodass der Kopf des Kometen aus einer Coma bestand,
in welcher sich mehrere Kerne befanden; und Theilungen des Kometen in
mehrere Theile, von denen jeder aus Coma und Kern bestand.
Offenbar können die bereits früher erwähnten Kometen mit mehreren Kernen,
sofern diese deutlich begrenzte Lichtpunkte bildeten, ebenfalls zu denjenigen
Kometen gerechnet werden, welche vielleicht ursprünglich ebenfalls nur einen
Kern hatten, bei denen man aber die Theilung nicht beobachten konnte, weıl
sie vor dem Sichtbarwerden des Kometen stattfand.
Schon ARISTOTELES berichtet in seiner »Meteorologia« Kap. VI, dass DEMOCRIT
von der Erscheinung von in Sternen aufgelósten Kometen spricht. Die Mittheilung
ist aber zu unbestimmt und von keiner anderen Seite bestätigt, um derselben
grosses Gewicht beizulegen. Ueberdies muss bemerkt werden, dass Theilungen
von Kometenkernen in Anbetracht der Kleinheit des Kopfes nicht wohl mit
freiem Auge wahrgenommen werden können‘).
Wohl die erste beobachtete Theilung eines Kernes ist die von HEVEL in
seiner Kometographie?) berichtete Theilung des Kometen von 1618. Die aus-
führlichsten Beobachtungen rühren von Cysarus her, der dieselben folgender-
maassen beschreibt:
Am 8. December war der Kern bedeutend grösser geworden und nicht mehr
rund, sondern in drei oder vier unregelmässige, kugelfôrmige Figuren getheilt,
die aber mit einander verbunden waren (quales solent apparere Saturni comites).
Am 17. December waren an Stelle des früher festen Kernes einige kleine
Sterne getreten, welche am 18. noch deutlich getrennt gesehen wurden.
Am 20. December. Der Kern scheint aus mehreren Sternen zu bestehen,
von denen sich drei durch besondere Helligkeit auszeichnen.
Am 24. December. Kern und Schweif wurden grosser, aber weniger hell,
von den drei hellen Punkten wurde nur mehr einer gesehen; die übrigen Kern-
punkte schienen an Zahl gewachsen, aber mehr zerstreut.
1) Man beachte nur, dass schon ein ziemlich scharfes Auge dazu gehört, um die
Sterne e und 5 Lyrae, welche etwa 3}' von einander entfernt sind, oder selbst die beiden
Sterne a, und a, Capricorni, welche ca. 61' von einander entfernt sind, getrennt zu sehen.
?) pag. 341.