72 Kometen und Meteore.
2) Der von GniscHow 1743 entdeckte Komet wurde ebenfalls später nicht
wiedergesehen. CLAUSEN, der seine Bahn berechnete, hält ihn jedoch für identisch
mit dem periodischen Kometen (132) und ist der Meinung, dass die beträchtlichen
Aenderungen durch eine Stórung des Jupiter bewirkt wurden, welcher die Umlaufs-
zeit von 6:78 Jahre (vor 1758) auf 5:60 Jahre (nach 1817) vermindert hátte (vergl.
auch pag. 9o).
3) Auch dieser, am 1. April 1766 von HELFENZRIEDER entdeckte Komet, ist
nicht wiedergesehen worden. Man hat neuerdings die Vermuthung ausgesprochen,
‘dass der Komet identisch wire mit dem periodischen Kometen (131); mehr
Wahrscheinlichkeit hat die Annahme der Identitit mit dem Kometen (277) oder
(293), immerhin unter der Voraussetzung von bedeutenden Störungen; ausführliche
Untersuchungen hierüber sind noch nicht angestellt.
4) Für den von MESSIER am 14. Juni 1770 entdeckten Kometen hatte bereits
der erste Berechner LExELL, nach welchem der Komet auch der LEXELL'sche
Komet genannt wird, eine Umlaufszeit von 53 Jahren gefunden; man warí daher die
Frage auf, warum er nicht früher gesehen worden war. Als er dann bei seiner
in den Jahren 1776 und 1781 erwarteten Wiederkehr nicht gesehen wurde musste
der Grund hierfür angegeben werden. Zweifel an der Ellipticitát der Bahn, an
der Güte der Beobachtungen, veranlassten, dass die Frage wiederholt von ver-
schiedenen Berechnern insbesondere von BURCKHARDT aufgenommen wurde.
LAPLACE hatte als Ursache eine starke Annäherung des Kometen an Jupiter ge-
funden, durch welchen derselbe im Jahre 1767 aus einer nahe parabolischen Bahn
in jene elliptische übergeführt worden war, welche sich aus seinen Beobachtungen
im Jahre 1770 ergeben hatte, in welcher er aber nur bis 1779 blieb, in welchem
Jahre neuerdings eine so bedeutende Annäherung des Kometen an Jupiter stattfand,
dass seine elliptische Bahn wieder vollständig umgestaltet wurde.
Die Apheldistanz dieses Kometen ist in seiner elliptischen Bahn zwischen
1767—1779, gleich 5:63, also etwas grósser als die grosse Halbaxe der Jupiters-
bahn. Steht nun Jupiter in der Richtung des Aphels, wenn der Komet dasselbe
passirt, so ist die Annäherung der beiden Körper so stark, dass die Wirkung
des Jupiter nicht mehr als Störung angesehen werden kann, indem sie die
Wirkung der Sonne übertrifft, und LAPLACE wandte für die Untersuchung eine
Methode an, bei weicher die Bahn während der grossen Annäherung als eine
jovicentrische angesehen wird!). Später wurden diese Arbeiten in weit ausge-
dehnterem Umfange von LE VERRIER wieder aufgenommen”). Da es denkbar ist,
dass einem gewissen Werthe eines Elementes, z. B. der Knotenlänge, andere
Elemente entsprechen, welche die mögliche Bahn des Kometen vor der ersten
Störung bezw. nach der zweiten grossen Störung innerhalb der zulässigen Beob-
achtungsfehler darstellen, so kann man die sämmtlichen möglichen Elementen-
systeme als Funktionen eines Elementes darstellen, oder, wie dieses LE VERRIER
that, alle Elemente von einem gewissen Parameter (unabhángige Variable), welchen
er p. nennt und welcher mit der Genauigkeit der Beobachtnngen zusammenhängt,
abhängig machen. LE VERRIER fand so, dass unter den bis dahin entdeckten
Kometen. kein mit dem LExELL’schen identischer sein könne. Erst in neuerer
Zeit wurden durch die Untersuchungen CHANDLER’S über den Kometen 309 (s.
hierüber das später über die Störungen durch Jupiter Gesagte) auf die mögliche
Identität dieser beiden Kometen aufmerksam gemacht.
1) Vergl. den Art. »Mechanik des Himmels« 8 68.
?) Annales de l'Observatoire de Paris; T. III.