136 Mikrometer und Mikrometermessungen.
Drehungsphase, welche der Stellung des beweglichen Fadens entspricht, mit
Leichtigkeit ablesen.
Das Andrücken des Streifens geschieht auch hier durch eine pneumatische,
aber gegen früher verbesserte Vorrichtung. An das hohle Messingstück % wird
ein weiteres Stück Gummischlauch angesetzt, an dessen anderem Ende: ein
Gummiballon befestigt ist, welcher am zweckmässigsten in einer Tretvorrichtung
untergebracht wird. Durch ein kurzes, derbes Auftreten bläht sich die Blech-
büchse à auf und treibt den durch den Rahmen rz gehenden Papierstreifen
gegen die Spitzen der Trommel. Während aber bei dem ersten Apparat die Mikro-
meterschraube selbst mit der Fortbewegung des Streifens belastet war, wird der-
selbe Zweck hier in der folgenden sinnreichen Weise erreicht. Die dem Gummi-
ballon entströmende Luft zertheilt sich nach zwei Richtungen; ein Theil nimmt
den vorhin beschriebenen Weg, der andere tritt durch den über die Büchse ge-
bogenen Gummischlauch g in die Röhre mm' und treibt in dieser einen Kolben
von z; nach z. Der Kolben steht mit einer schmalen Messingplatte in Ver-
bindung, die unter der Rolle 4 sitzt, um die Achse dieser Rolle drehbar ist und
an ihrem anderen Ende e eine kleine gekrümmte Feder / trügt, welche an
ihrem rechten Ende in einen Haken auslüuft. Wird nun der Kolben in der
Richtung von z nach m' geschleudert, so gleitet der Haken der kleinen Feder
f von links nach rechts über den Umfang der gezahnten Scheibe hinweg und
hakt im Augenblick des Stillstandes bei dem zuletzt erreichten Zahne fest. In
demselben Moment tritt eine durch den Kolben in der Róhre zusammengepresste
Spiralfeder in Wirksamkeit und treibt ihn und die drehbare Messingplatte mit
der Feder / zurück und bewirkt dadurch eine kleine Drehung der Rolle 4 von
rechts nach links, wodurch zugleich die Vorrathsrole um ein weniges gedreht
und eine frische Stelle des Streifens für die folgende Registrirung bereit wird.
Um dem Uebelstande zu entgehen, dass durch die gleichzeitig vor sich
gehende Registrirung und Vorwártsbewegung des Papieres anstatt Punkte Striche
eingerissen werden, treibt die Blechbüchse zu derselben Zeit mit dem Papier-
streifen den um 7; drehbaren Haken Z4 in den gezahnten Umfang der oberen
Scheibe der Zugrolle 4 und hilt diese so lange fest, bis der Papierstreifen die
Spitzen wieder verlassen hat.
Das Fadennetz des Declinographen besteht nur aus wenigen Fáüden, einem
festen Stundenfaden für Durchgangsbeobachtungen und zwei dazu senkrechten
festen Fáden, welche einen Anhalt für die Breite der aufzunehmenden Zonen
geben sollen; auf dem beweglichen Schlitten, welcher auch das Ocular trágt,
ist nur ein Faden für die Declinations-Einstellungen aufgespannt.
Wie oben angeführt worden ist und auch aus der vorstehenden Beschreibung
hervorgeht, kann der Declinograph, namentlich in seiner verbesserten Form, bei
Anschlussbeobachtungen, die in Ruhe ausgeführt werden kónnen, trotz der
grösseren Ganghóhe der Schraube mit dem gewóhnlichen Fadenmikrometer
concurriren; sein eigentliches Arbeitsgebiet wird aber die rasche und zugleich
genaue Aufnahme von kleineren Theilen des Himmels sein, und voraussichtlich wird
er hier noch lange Zeit neben der photographischen Abbildung mit Vortheil
verwandt werden kónnen. Bei der Wiederaufsuchung eines nicht allzu erheblich
von der Vorausberechnung abweichenden kleinen Planeten wird er sogar
vor der photographischen Aufnahme den Vorzug gewihren, dass der Ort des
Himmelskórpers zugleich mit einer Genauigkeit bestimmt wird, welche der Aus-
messung des auf der Platte (strichformig) abgebildeten Objectes 1n vielen Füllen
merklich überlegen ist.