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Mikrometer und Mikrometerm essungen. 199
der linearen Verschiebung der Hälften zu dem. correspondierenden Winkel
grósser wurde, als es sonst der Fall gewesen würe. Auch wurden diese Objectiv-
mikrometer, wie sie von DoLLOoND bezeichnet wurden, vielfach mit Spiegeltele-
scopen verbunden. Im Uebrigen verblieben sie wesentlich in dieser Gestalt bis
auf FRAUNHOFER, der, wie HANSEN treffend bemerkt, in seinem Wirken nicht
sich genügend, in die Fusstapfen zu treten, die seine Vorgünger ihm vorgezeichnet
hatten, wichtige Verbesserungen schuf. Vor allem verwarf FRAUNHOFER das zweite
Objectiv ganz und ersetzte beide durch ein durchschnittenes achromatisches Ob-
jectiv; an Stelle der früheren gezahnten Ràáder führte er feine Schrauben ein,
die zur Fortbewegung der Hälften und zur Ausmessung der Verschiebungen
dienten; das Instrument wurde mit einem Positionskreis versehen und parallak-
tisch montirt. Dadurch erlangte das Heliometer mehr und mehr eine selbständige
Bedeutung, welche ihm bis auf den heutigen Tag nicht nur geblieben, sondern
durch die Erweiterung der ihm gestellten Aufgaben und Dank der Vervoll-
kommnung, die es in den letzten Jahrzehnten in der REPsoLp'schen Werkstütte
für Prácisionsmechanik erhalten hat, noch mehr und mehr zugenommen hat.
Indem für eine ausführlichere Beschreibung des Instrumentes und seines
Gebrauches auf den Abschnitt »Heliometer« verwiesen wird, sollen hier die
Apparate besprochen werden, bei denen dasselbe Princip benutzt, die Ver-
doppelung der Bilder aber auf eine andere Weise bewirkt wird. Man nennt sie
gewóhnlich Ocularheliometer, weil das Bild entweder durch das Ocular selbst
oder durch eine in der Nähe des Oculars eingeschaltete getheilte Linse oder
durch ein Prisma verdoppelt wird.
Als erstes dieser Ocularheliometer mag genannt werden das
Doppelbildmikrometer von AMICI.
AMICI schaltete in der Nähe des Oculars, zwischen diesem und dem
Objectiv eine getheilte positive oder negative Linse, deren beide Hàlften làngs
der Schnittlinie nach der einen oder anderen Seite verschoben werden konnten,
in den Strahlenkegel ein!) und versah sie mit Scala und Positionskreis zur
Bestimmung der Grósse der Verschiebung und ihrer Richtung. ENCKE, welcher
einen derartigen, übrigens leicht mit jedem Instrument zu verbindenden Apparat
für die Berliner Sternwarte erworben hatte, hebt hervor, dass der Unterschied in der
Qualitát der Bilder mit und ohne getheilte Linse nur gering und meistens nur durch
gewisse Beugungserscheinungen, d. h. Strahlen, die senkrecht auf der Schnitt-
linie stehen, merklich sei. Um die farbigen Ränder, welche die einfache Linse
erzeugt, zu vermeiden, machte v. STEINHEIL die Zwischenlinse achromatisch und
gab zugleich den beiden Hälften eine gleichzeitige symmetrische Bewegung nach
entgegengesetzten Seiten. Es wurden dadurch »vollkommen scharfe achroma-
tische Bilder« erzielt, und, was sehr wichtig war, die Coincidenzen konnten
stets in der Achse des Hauptobjectivs beobachtet werden. Was ersteres betrifft,
so scheinen die Erfolge nicht ganz den Erwartungen entsprochen zu haben,
!) KAISER sagt im IIL Band der Annalen der Leidener Sternwarte bei Besprechung des
AMICIschen Mikrometers, der Gedanke würe nicht neu gewesen, schon LAMBERT habe ein ühn-
liches Mikrometer erfunden und angewandt und in seinem Werke »Beiträge zum Gebrauche
der Mathematike, pag. 221, beschrieben. Das LAMBERT’sche Mikrometer ist aber nicht ein
Ocular- sondern ein Objectivmikrometer gewesen, hergestellt aus einem durchschnittenen Brillen-
glase von 10 Zoll Brennweite, welches als Objectiv diente, und einer 13 zôlligen Ocularlinse.
LAMBERT hat dasselbe benutzt, um den Abstand des Kometen vom Jahre 1769 von nahe ge-
legenen Sternen zu bestimmen.