Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 3. Band, 1. Abtheilung)

   
  
  
  
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oberfläche nimmt die Gesammtfläche der Maria ungefähr die Hälfte der Gesammt- 
fläche ein; eine genaue Grössenbestimmung ist natürlich in Folge der ungenauen 
Grenzbestimmung nicht möglich. Zu ihnen gehören die als Palus, Lacus, 
Sinus (Sumpf, See, Bucht) bezeichneten kleinen, mitunter auch etwas heileren 
und weniger einfórmigen, immerhin aber noch wenig formenreichen Gebilde der 
Mondoberfláche. 
2) Die helleren Theile der Mondoberfläche sind viel ungleichmässiger und 
zeichnen sich dadurch aus, dass auf ihnen bei schräger Beleuchtung Schatten 
verschiedener Länge sichtbar werden, wodurch sich die unter verschiedenartigem 
Lichte erscheinenden Partien als Erhebungen zu erkennen geben. Diese sind 
verschiedener Art; es sind: 
a) Einzelne, isolirte Berge oder langgestreckte Bergrücken, die, wenn 
sie niedrig sind, oft nur als helle Bergadern erscheinen oder bei grôsserer 
Mächtigkeit als Bergketten auftreten. 
b) In grôsserer Ausdehnung vereinigte Reihen von Bergketten bilden Hügel- 
landschaften oder Massengebirge, wie die Appeninen, Alpen, Hámus, 
Caucasus. 
c) Eine dem Monde eigenthümliche, auf diesem weit verbreitete Formation 
ist diejenige der Wallebenen, Ringgebirge und Krater. Diese zeichnen 
sich durch einen mehr oder weniger kreisfórmigen und hohen Wall aus, der 
eine innere, meist stark vertiefte Fläche begrenzt, aus welcher sich meist wieder 
einzelne isolirte Berge, Bergrücken, selbst kleinere Krater oder Ringgebirge, 
sogen. Centralberge, Centralketten, Centralmassen erheben. Der Unter- 
schied zwischen den Ringgebirgen und Wallebenen ist nur aus der Grösse ent- 
nommen. Man unterscheidet auch wohl kleine, mittelgrosse und grosse Ring- 
gebirge von den Wallebenen. Eine einheitliche Auffassung hat hier jedoch noch 
keineswegs Platz gegriffen. H. EBERT bezeichnet in seiner äusserst schätzens- 
werthen Zusammenfassung »Ueber die Ringgebirge des Mondes«!) als »kleine 
Ringgebirge« solche, deren Durchmesser bis etwa 30 4m, als »mittelgrosse Ring- 
gebirge« solche zwischen 30 und 90 £m, als »grosse Ringgebirge« solche zwischen 
90 und 120 £z Durchmesser, und als »Wallebenen« Gebilde mit über 190 4 
Durchmesser. MÄDLER bezeichnet als Wallebenen Flüchen von 10 bis 30 Meilen 
(75 bis 225 £m) Durchmesser; als Ringgebirge solche zwischen 15 bis 75 £z 
Durchmesser, und die kleineren, sonst aber ganz gleich geformten, stets mit 
einem Centralberge versehenen Gebilde als Krater, während solche Formen, bei 
denen weder ein bedeutend erhöhter Wall, noch ein Centralberg deutlich zu 
sehen sind, als Kratergruben bezeichnet werden. 
Im Gegensatze zu der Bezeichnung Mare hat man daher die Bezeichnungen 
Berge, Thäler, Stufenlandschaften, Hochgebirge u. s. w. in derjenigen Bedeutung 
zu nehmen, welche man denselben auf der Erde beilegt; denn, ohne hier auf 
die Bestimmung der Höhe einzugehen, worüber zum Schlusse gesprochen wird, 
kann dennoch schon hier erwähnt werden, dass ja unter gleichen Umständen grössere 
Höhen auch längere Schatten werfen werden, und die erstere direkt aus der 
Schattenlänge bestimmt werden kann. 
Bereits MADLER bemerkt in den Erläuterungen zu seiner Mondkarte, dass 
sowohl die Ringgebirge, als auch die Wallebenen keineswegs regelmässig be- 
grenzt wären, sondern dass von den Wällen meist Ausläufer nach Aussen gehen, 
dass einzelne Wälle nicht ganz geschlossen sind, sondern sich nach einer oder 
D) Sitzungsber. der Phys. med. Societüt Erlangen, 1890. 
  
     
   
   
   
  
    
     
  
   
     
     
  
   
    
  
  
  
    
   
    
    
  
    
     
   
  
  
   
   
  
  
  
  
  
	        
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