Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 3. Band, 1. Abtheilung)

     
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
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Planeten. 411 
PICKERING protestirte 1890 gegen den Namen »Kanilec, &dussert aber selbst 
keine Meinung. 
Ein einfacher Versuch führt dazu, dass diese sogen. Marskanile in der That 
wahrscheinlich keine Kanále, sondern Bergzüge, und zwar einfache Bergzüge sind, 
welche sich durch ein Refractionsphánomen verdoppelt darstellen. 
Bringt man in einem vollstándig verdunkelten kleinen, mit einem stark 
brechenden Medium gefüllten Kämmerchen in einer Wand ein Fensterchen an 
und befestigt an der gegenüberliegenden Wand ein Relief, beleuchtet man dieses 
Relief von aussen und sieht in das Fenster, also nahe normal zum Relief, so 
werden kleine Erhebungen, so wie Bergadern, je nach der Albedo verschieden 
hell erscheinen, und es werden die glänzenden Stellen von dunklen Streifen um- 
randet, also die Bergadern von dunklen Linien umsäumt erscheinen. 
Dieser Versuch ist nicht neu; er ist leicht anzustellen und giebt alle Details, 
welche bei der Marsbeobachtung im Laufe der Jahre auftreten, im Zeitraum von 
wenigen Stunden bei der Beobachtung des Augenhintergrundes mit dem Augen- 
spiegel. ; 
Der Anfänger sieht hierbei zunächst — nichts; sodann ein verwaschenes 
Bild von Flecken und Streifen; allmählich mit wachsender Uebung treten in 
klaren Augenmedien (normalen Augen) die Details des Augenhintergrundes immer 
deutlicher hervor: die Sehnervenpapille mit ihrer scharfen Begrenzung und den 
austretenden Gefässen, den Hauptstänmen der Centralarterie und Centralvene; 
dann allmählich erst die helleren Arterien und dann auch die dunkleren Venen 
in der Form von durch scharfe, helle Streifen getrennten, ver- 
schieden dunklen Doppellinien. Ein veränderter Anblick bietet sich in 
zweil) für diese Betrachtungen zu erwähnenden Fälle dar: a) Bei Trübungen der 
Augenmedien (beginnendem Linsenstaar, Hornhaut- oder Glaskôrpertrübungen 
u. s. w.) werden natürlich die Details verwaschen, undeutlich, theilweise auch 
unsichtbar. b) Bei allgemeiner Gefüssverengerung (z. B. bei Glaucom, bei 
Stauungspapille u. s. w.) werden die stark verengten Gefásse als einfache 
Linien gesehen. 
Da nun aber die Gefásse, wie der anatomische Befund lehrt, einfach ver- 
laufende Stämme sind, deren Verdoppelung daher nur als eine optische Er- 
scheinung aufgefasst werden kann, so kann man auch für den Mars annehmen, 
dass der verhültnissmássig parallele Verlauf der sogen. Kanále nur eine optische 
Erscheinung ist, nämlich das Auftreten eines glänzenden Kammes auf einfachen 
Bergadern. 
Die für das Zustandekommen dieser Erscheinung nóthigen Bedingungen 
sind: 
1) Nebst guten Instrumenten auch eine hinreichende Uebung, die erst durch 
wiederholte Beobachtung eines bereits wiederholt gesehenen und ziemlich gut 
bekannten Objectes erlangt werden kann (Schürfung der Sinne für die Wahr- 
nehmung von Details), wie denn auch z. B. auf der MápLER'schen Mondkarte noch 
die meisten Berge und Wiálle kreisfórmig sind, wo später immer zahlreichere 
Unregelmássigkeiten hervortraten. 
2) Klare und ungetrübte Medien, die die Lichtstrahlen zu passiren haben. 
l) Natürlich ausgeschlossen die für diese Erklärung belanglosen Jocalen Veränderungen 
bei Sehnerven-, Netzhaut- oder Aderhautentzündungen u. s, w.
	        
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