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anders, wie beim Jupiter, und erst in höheren geographischen Breiten schneller
abzunehmen«?). Diese Erscheinung wurde auch am 18. und 10. April, am 13.
26. und 27. Mai bemerkt. Stets war die grösste Krümmung nahe bei 45°. ‘Am
27. Mai 1805 machte HERSCHEL eine Messung und fand für den Durchmesser
der grössten Krümmung 11"”-88, für den Aequatorealdurchmesser nur 11''44;
als Ursache dieser Abweichung des Saturn von der genauen sphäroidischen
Gestalt nimmt HERSCHEL die Anziehung des Ringes auf den Saturn an.
Dieselbe Erscheinung sah Arry am 15. September 18482); er bezeichnet
die Form als square shouldered; am 16. und 17. hingegen erschien der Planet
einfach, elliptisch. DENNING hingegen fand durch Messung diese von ihm eben-
falls gesehene eigenthümliche Gestalt nicht bestätigt und erklärt die Erscheinung
als eine optische Täuschung, hervorgerufen durch das Aneinanderhängen der
hellen Ringcontouren an die Planetenscheibe?).
Die Masse des Saturn wurde ebensowohl aus den Stérungen in der Be-
wegung des Jupiter und Uranus, als aus den Entfernungen der Satelliten be-
stimmt. Die jetzt allgemein angenommene Masse kann als bereits sehr
nahe richtig angesehen werden. Eine genauere Bestimmung derselben ist von
geringerer Wichtigkeit wie für Jupiter, da sein Einfluss auf die Bewegung anderer
Himmelskórper, namentlich der kleinen Planeten sowohl seiner geringeren Masse,
als seiner grósseren Entfernung wegen minder gross ist.
Flecken und Streifen wurden auf dem Saturn schon von CassiNI im Mirz
1683 gesehen, der auch die Rotationszeit ableitete. HERSCHEL sah%) auf dem
Saturn einen fünffachen Streifen und schloss aus den Veründerungen desselben
auf eine Rotationszeit von 10^ 16" 0*4; LaAPLACE erhielt für dieselbe 10^ 16717725).
HarL beobachtete vom 7. December 1876 bis 2. Januar 1877 einen grossen
Fleck von 2—3" Durchmesser, von glinzend weisser Farbe und scharfer Be-
grenzung, und leitete daraus die Rotationszeit 10% 147 23*8 ab$).
Der interessanteste "heil des Saturn, durch welchen derselbe gegen die
übrigen Planeten besonders merkwürdig ist, ist jedoch sein Ringsystem.
Der Ring wurde schon von GALILEI 1610 gesehen, ebenso von FONTANA,
GASSENDI, HEVEL u. a.; doch sind die von den älteren Beobachtern gegebenen
Zeichnungen untereinander sehr abweichend; es sind kleine, kreisfórmige oder
auch lingliche, eifórmige Anbánge, dann halbmondfórmige Henkel u. s. w. Eine
Zusammensellung dieser Beobachtungen gab Ricciorr in seinem »>Aldnagestum
novum«, Ll. Bd., pag. 488. Seine eigene Darstellung von 1648 October rs und
1649 Ende Márz und Juli 20 kommt der Wahrheit schon ziemlich nahe: die
beiden halbmondförmigen Henkel vereinigen sich an den Polen des Saturn und
bilden so einen in der Ebene der Scheibe gelegenen ovalen Ring.
HuvGENs sah 1655 den Saturn ebenfalls mit zwei Henkeln, die aber im
Frühjahr 1656 verschwanden. Bei ihrem Wiedererscheinen 1656 kam er auf
die richtige Lösung, welche er in einem Anagramm publicirte, dessen Lösung
»4nnulo cingitur, tenui, piano, nusquam cohaerente, ad eclipticam inclinato« war.
1) Berliner Astron. Jahrb. für 1809, pag. 197.
?) Greenwich Observations 1848, V. Abtheilung, pag. 44.
3) Monthly Notices Bd. 41, pag. 84.
4) Berliner Astron. Jahrb. für 1798, pag. 9o.
9) Exposition du sysième du monde; der angegebene Werth ist 0:428 Tage.
6) Astron. Nachr. Bd. 90, pag. 149.