Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 3. Band, 1. Abtheilung)

   
    
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
   
    
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Planeten, 427 
Aus allem folgt, dass der Ring ein in seiner Form constantes, aber in seinen 
feineren Details etwas verinderliches Gebilde ist. Durch das fortwáhrende Auf- 
treten und Verschwinden von neuen Theilungen schlossen PEIRCE und BonD auf 
eine flüssige Constitution des Ringes. Dass diese Annahme unzulässig ist, wurde 
schon von LAPLACE aus mechanischen Gründen festgestellt (vergl. den Artikel 
»Mechanik des Himmels, II. Bd., pag. 563). 
Schon Cassını hatte auf die Möglichkeit hingewiesen, dass der Saturnsring 
aus discreten Partikelchen bestehe. Später hatten MAxWELL und Hirn diese 
Ansicht zur Grundlage ihrer Theorie gemacht. SEELIGER bemerkt mit Recht!),dass 
die MaxwELL'sche Theorie, welche über die Constitution des Ringes ganz specielle 
Voraussetzungen macht, die mit der wirklichen Constitution wohl kaum auch nur 
eine entfernte Aehnlichkeit haben, als Begründung für die nicht homogene 
Constitution durchaus nicht beweisend sei. Er untersucht nun die Erscheinungen, 
die ein staubfórmiger Ring in photometrischer Hinsicht darbieten würde, und 
erhält eine »so nahe Uebereinstimmung mit den beobachteten Thatsachen, dass in 
ihnen vielleicht der stürkste Beweis, der für diese spricht, erblickt werden kann.« 
Hierfür spricht auch die Durchsichtigkeit des dunklen Ringes, welche 
gleich bei den ersten Beobachtungen auffiel| aber insbesondere von BARNARD 
1889 November 1, 2 anlässlich des Durchganges des Japetus durch den Schatten 
des Saturnsystems beobachtet wurde. Nachdem der ‘Trabant aus dem Schatten 
des Saturn herausgetreten war, war er bei dem Durchgange durch den Zwischen- 
raum hell, und zwar von ziemlich gleicher Helligkeit. Beim Eintritt hinter den 
dunklen Ring verlor er nach und nach, aber nur wenig an Helligkeit, bis er an 
den hellen Ring kam, in welchem er schliesslich verschwand ?). Hierbei zeigte 
sich also, dass der dunkle Ring in seinen dem Planeten zunächst liegenden 
Theilen fast alles Licht durchlässt und dass seine Undurchsichtigkeit mit der 
Annäherung an den hellen Ring successive zunimmt. 
Nebst den Veränderungen innerhalb der einzelnen Ringe, welche sich durch 
das Auftreten und Verschwinden von Theilungen darbieten, sind jedoch auch 
Veränderungen in der Grösse der Ringe selbst beobachtet worden. Aus der 
allerdings nicht unanfechtbaren Zusammenstellung von O. STRUVE (vergl. den 
Briefwechsel zwischen O. STRUVE und F. KAISER aus dem Jahre 1855 über diesen 
Gegenstand) geht hervor, dass der Durchmesser des ganzen Ringsystems sich 
allmählig zu verkleinern scheint, wenn auch bei der Ungenauigkeit der älteren 
Bestimmungen das Resultat nicht sehr sicher ist. Auffälliger tritt die Annäherung 
der inneren Grenze des Ringes Æ an den Saturn hervor. Die STRUVE'sche 
Zusammenstellung giebt die folgenden Resultate: 
ad: dg ad: dg 
HuvGeNs 1657 . 1:41 W. STRUVE 1826. . . (64 
CASSINI 1695 . 1:18 ENCKE und GALLE 1838 0:57 
BRADLEY 1719 . 0:95 Q. STRUVE 1851... .. 049 
HERSCHEL 1799. 0:86 
Hierzu kommt noch die Messung von Sxccui?) 0:53. 
Die Annäherung ist jedoch nicht gleichmässig, sondern etwas beschleunigt, 
und scheint auch die Ringe 4 und 7 ungleichmássig zu betreffen. Es ist nach: 
1) » Theorie der Beleuchtung staubfórmiger kosmischer Massen, insbesondere des Saturns- 
ringes«, Abhandlungen der kónigl. bayerischen Academie der Wissenschaften, I. Klasse XVIII. Bd., 
l. Abtheilung, pag. 29. 
?) Astron. Nachrichten Bd. 137, pag. 245. 
3) Astron. Nachrichten Bd. 16, pag. 50.
	        
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