92 Universum.
in der Hauptebene sehr langsam, nach den Polen zu aber sehr rasch ab. Die
eigentliche Milchstrasse hat damit zunächst nichts zu thun.
Neben diesen höchst wichtigen Untersuchungen SEELIGER’s, die zum ersten
Mal auf der Grundlage wirklicher Beobachtungsergebnisse unsere Anschauung
vorwärts führen in den Raum, von der Sphäre weg, an der sie bislang gehaftet,
stützen die Anschauung auch mehrere graphische Darstellungen, obschon sie auf
der Sphäre bleiben. Da sind zunichst die Planisferi Schiaparelli’s, die seiner
Publikation »Sulla distribuzione apparente delle stelle visibile ad occhio nudo«
beigegeben sind. Sie stellen in stereographischer Polarprojection beide Hemispháren
dar, und geben in Trapezen, die von 5? zu 5? abstehenden Deklinations- und
20" zu 207 auseinanderliegenden Stundenkreisen begrenzt werden, erstlich die Zahl
aller Sterne bis zur Grósse 6:00, nachdem die Trapeze auf eine Ausdehnung von
100 Quadratgraden reducirt sind. Die das Mittel, das ungefáhr 10 ist, übertreffenden
Trapeze sind blau gezeichnet, die mehr als 15 Sterne enthaltenden in stürkerem
und die 20 und mehr Sterne tragenden in ganz tiefem Blau. Der Zug der
Milchstrasse tritt auf diese Weise angenáühert hervor, doch sind in dieser wieder
mehrere von einander getrennte Hauptdichtigkeitscentren ausgeprágt. Das inten-
sivste und grósste zieht an der Südhalbkugel von 13^ — 65° rückläufig zum
Aequator, der in 53^ geschnitten wird, und endet in 37 -- 30°. Die allerdichteste
Stelle liegt in 8% — 45? mit 28 Sternen auf 100 Quadratgrade. Ein anderer aus-
gedehnter Streifen grósster Sterndichte läuft dann von 1* + 55° rückläufig nach
17720 + 25° mit einem Maximum von 204 Sternen in 20% 107 + 45°. Wenn
diese aus dem allgemeinen Verlauf der Milchstrasse hervortretenden stärkeren
Dichtigkeiten als Repräsentanten von nahen und deshalb ausgedehnten Stern-
haufen gedeutet werden können, so stände die Sonne also genau in der Mitte
von 2 der grössten derselben. SCHIAPARELLI giebt dann auch die bildlichen
Darstellungen der Vertheilung der Sterne jeder Gróssenklasse von 500—6:00,
4:00—500, 3:00—4:00, 2:00—3:00 (in zwei verschiedenen grossen Trapez-
abschnitten) und endlich der Sterne bis zur 2:00 Grósse, natürlich müssen die
Trapeze allmáhlich grósser dabei ausfallen, für die hellsten Sterne ist nur eine
Zerfällung nach 8 Oktanten gewáhlt. Die beiden ersten Klassen zeigen noch
ungefáhr dieselbe Anordnung wie die Gesammtheit, die helleren aber nicht mehr
und beweisen damit die noch genauer zu besprechende Existenz eines gesonderten
Sternhaufens in unmittelbarer Náhe der Sonne. Zum Schluss legt ScHIAPARELLI alle
Sterne der Uranometria Argentina bis zu 95? Südpolardistanz und 672 ia einer
gesonderten Darstellung nieder, die wieder den oben bezeichneten Sternhaufen
in 8^ — 45? offenbart.
STRATONOFF hat in seinem Atlas zu den »Etudes sur ia structure de l'univers«!)
diese Darstellungen fortgesetzt für die Sterne der 2D und zwar in 9 Karten,
deren erste die Sterne 1^—6^"-0 behandelt, dann ist jeder halben Gróssenklasse
eine Karte gewidmet, und endlich eine für die Darstellung der Sterne 1»—9»0
bestimmt. Aus allen geht hervor, dass das Minimum der Dichtigkeit nicht im
Pole der Milchstrasse?) liegt, sondern zwar bei 137, aber mehr nach dem Aequator
zu verschoben, nur für die Sterne 8#-6—9w0 und 9-1—9#-5 ist der Nordpol der
Milchstrasse selbst das Dichtigkeitsminimum. Die Maxima liegen der Milch-
strasse ungefähr entlang, zeigen aber stellenweise nicht unbeträchtliche Ab-
!) Publications de l’observatoire de Tachkent, N.2. Tachkent 1900.
?) Dies ist wahrscheinlich dem Zufall zuzuschreiben, dass dort der Sternhaufen Coma Bere-
nices steht.
va