Universum, 123
dass die Nebel im Allgemeinen als Angehörige des Milchstrassensystems be-
trachtet werden müssen, also dem ganzen untergeordnet sind, nur von den pla-
netarischen, den ringförmigen und den Spiralnebeln liess sich das der geringen
Anzahl dieser Objecte wegen nicht sicher erweisen. Nun hat der jüngst allzu-
{rüh von dem Felde seiner astronomischen Entdeckungen abgerufene JAMES
Keser mit dem Crossiev-Reflector der Lick-Sternwarte nicht nur eine unge-
ahnte Fiille neuer Nebel entdeckt, da sein Fernrohr weit tiefer als die fritheren mit
Hilfe der Photographie in den Raum eindrang, er hat die Zahl der in ihm sicht-
baren Nebel für den ganzen Himmel auf 120000 geschätzt gegen die kaum 10000,
über die STRATONOFF bei seinen Untersuchungen verfügte; er hat aber vor allem
gefunden, dass unter den neuentdeckten Nebeln die überwiegende Mehrzahl
Spiralnebel waren und kommt zu dem Schlusse, die spiralige Structur für die
vorherischende oder fast für die typische Form der Nebel zu halten. Sobald
nun die Fortsetzung der von KEELER begonnenen Entdeckungen neuer Nebel
an dem so leistungsfähigen Instrumente uns mit nahezu allen von ihm erreich-
baren Objecten bekannt gemacht haben wird, wird eine Untersuchung über die
Vertheilung der Spiralnebel gesondert erfolgen müssen. Ergiebt diese dann
eine Anordnung derselben ohne jede Rücksicht auf die Milchstrasse, sodass die
Spiralnebel ihrerseits als selbständige Milchstrassensysteme gedeutet werden
können, so ist die Annahme einer spiraligen Structur auch für unsere Milchstrasse
nicht nur eine mögliche, sondern eine sehr wahrscheinliche Hypothese, dann
würden sich die Spiralnebel (und die planetarischen Nebel) deutlich von den übrigen
Nebeln sondern und nur letztere wären als Glieder unseres Milchstrassensystems
anzusprechen. Ergiebt sich aber für die Vertheilung der Spiralnebel das gleiche
Gesetz wie für die andern Nebel, so wären auch sie dem Milchstrassensystem
zuzurechnen und der EasroN'schen Annahme für die Structur der Milchstrasse
fehlten dann jedenfalis die Analogieen.
Es ist klar, wie wichtig diese von der Fortführung der KEELER’schen Ent-
deckungen herbeizuführende Entscheidung auch noch in anderer Beziehung ist.
Gehören nämlich alle Nebel auch zum Milchstrassensystem, so ist dieses das
einzige Individuum, das wir kennen im endlosen Raum, dann. bildet die ganze
Welt der sichtbaren und unsichtbaren Sterne, der Milchstrassenwindungen, der
Sternhaufen und Nebelflecke nur eine Insel im Weltall, und von andern Lebe-
wesen des leeren Raums wissen wir entweder gar nichts, weil die OLBERs'sche
Extinction des Lichtes (s. o.) uns jede Kunde von ihnen entzieht, oder es sind
überhaupt keine da und die ganze Materie des Alls ist in dem einzigen Kosmos
untergebracht, von dessen zahlreichen, längs einer Hauptebene neben- und
hintereinander stehenden Sternhaufen, einer auch unsere Sonne umschliesst.
Sind aber die Spiralnebel coordinirte Glieder des Milchstrassensystems, SO giebt
es noch ausserhalb unserer Welteninsel andere im Ozean des Raumes zerstreute
und den Weg, unter diesen die höhere Wesenseinheit, die Anordnung zu Milch-
strassensystemen, aufzufinden, den die philosophischen Ueberlegungen KANT's und
LAMBERT's einschlugen, wirklich zu betreten, steht den Entdeckungen der Zukunft
bevor.
Heutzutage beschränkt sich ja unsere Kenntniss über die räumliche An-
ordnung von Himmelskörpern thatsächlich auf die Sterne der BD und /5 D,
deren áusserste in dem 70fachen der Entfernung der Sterne erster Grósse, dem
7fachen des Abstandes der Sterne 6. Grósse, bis zu denen das unbewaffnete
Auge reicht, liegen; die letzten Sterne HerscHEL's, wenn wir diese mit als
áusserste Glieder des Milchstrassenhaufens betrachten wollen, würden aber mit
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