Full text: Handwörterbuch der Astronomie (Vierter Band)

  
  
  
Zeit, Zeitbestimmung. 133 
Diese Beziehungen werden wichtig, wenn man aus den Astronomischen Ephe- 
meriden (Berliner Astronomisches Jahrbuch, Greenwicher oder Washingtoner 
Nautical.Almanac, Pariser Connaissance des temps) gewisse Gróssen (Sternórter, 
Monddistanzen etc.) für bestimmte Zeiten irgend eines Beobachtungsortes zu 
entnehmen hat. Die aufgenommenen, mit der Zeit veränderlichen Grôssen sind 
meist tabulirt für den mittleren Mittag (mitunter auch für den wahren Mittag) der 
Ephemeride. Um nun die gesuchte Grösse für eine gewisse Zeit 0 eines Beob- 
achtungsortes zu finden, dessen Längenunterschied A gegen den Meridian der 
Ephemeride (Berlin, Greenwich, Paris, Washington) ist, hat man die Zeit © durch 
Anbringung des Längenunterschiedes in Ortszeit der Ephemeride (Berliner, Green- 
wicher Zeit etc.) zu verwandeln. Wird der Längenunterschied À positiv. gezählt, 
wenn der Beobachtungsort westlich von dem Meridian der Ephemeride liegt, 
so wird der Ortszeit 9 des Beobachtungsortes die Zeit der Ephemeride 0 -- À 
entsprechen, und die für diese Zeit der Ephemeride entnommene Zahl ist für 
die Ortszeit 9 des Beobachtungsortes gültig. Beispiele werden sich im Folgenden 
ergeben. 
Diese Rechnungen würden wesentlich vereinfacht werden, wenn auf die Orts- 
zeit verzichtet würde, und jede Uhr durch Anbringung des Längenunterschiedes 
sofort auf den Meridian einer Ephemeride reducirt würde. Die z. B. nach Green- 
wicher Zeit gestellten Uhren gäben dann an jedem Ort der Erde die Zeit des 
Normalmeridians, die sogen. Weltzeit. Mancherlei Uebelstände, welche bei 
einer solchen Unification unvermeidlich sind, namentlich der Umstand, dass 
0 Uhr Weltzeit auf die verschiedensten Tageszeiten fallen kónnte, brachten es 
mit sich, an Stelle der Weltzeit eine andere zu substituiren, welche von der 
Weltzeit um eine ganze Anzahl von Stunden differirt, daher leicht auf dieselbe 
reducirt werden kann, sich dabei aber der Ortszeit möglichst nahe anschliesst, 
die sogen. Zonenzeit. Für alle Orte, die etwa eine halbe Stunde Längen- 
differenz beiderseits vom Normalmeridian (Greenwich) haben, gilt die Zeit des 
Normalmeridians (Westeuropäische Zeit); für alle zwischen einer halben Stunde 
und 1} Stunden Längendifferenz liegenden gilt die um 1% vermehrte Zeit des 
Normalmeridians (Mitteleuropäische Zeit); für diejenigen Orte, die nahe zwischen 
]} und 2} Stunden Längendifferenz gegen Greenwich haben, gilt die um 2 Stunden 
vermehrte Greenwicher Zeit (Osteuropäische Zeit). (Daraus folgt, dass. WZZ gleich 
der Zeit des Normalmeridians (Greenwich) ist, MZZ auf die Zeit der Ephemeride 
durch Anbringung der Reduction — 1^ verwandelt wird; O ZZ endlich durch 
Anbringung der Correction — 2^. Unbequemlichkeiten gegen die bürgerliche 
Zählweise können dabei nicht entstehen, da die Unterschiede zwischen Ortszeit 
und Zonenzeit hóchstens eine halbe Stunde erreichen kónnen. 
Schreitet man nun nach Osten weiter, so wird die Weltzeit dieselbe bleiben, 
aber die Zonenzeit fortschreitend um 1^, 2^, die Ortszeit sucessive, grösser 
werden. Nach Umschreiten der ganzen Erde würde demnach die Ortszeit in den 
dem Normalmeridian náchst gelegenen Orten um nahe 94^ grosser, d. h. das 
Datum um 1 grösser sein. Umgekehrt würde beim Fortschreiten nach Westen 
in derselben Weise die Zonenzeit um 1^, 27 kleiner werden, und demnach schliess- 
lich die dem Normalmeridian nächstgelegenen östlichen Punkte ein um 1 kleineres 
Datum haben. Schreitet man nach beiden Seiten fort, so wird man hierbei zu 
Orten gelangen, bei denen das Datum zu beiden Seiten, je nach der Richtung, 
in welcher man sich denselben nähert, oder ursprünglich genähert hat, eine 
Differenz von 17 zeigen. Die Entdeckung der Inselwelt Polynesiens erfolgte meist 
gegen Westen hin (auf dem Wege über Amerika), während die an der Ostküste 
 
	        
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