Full text: Handwörterbuch der Astronomie (Vierter Band)

   
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
     
  
  
  
   
  
   
    
    
   
  
  
  
  
  
  
    
    
   
   
   
   
   
  
  
  
140 Zeit, Zeitbestimmung. 
Uhrzeit, d. i. des Stundenwinkels eines Gestirnes, dessen Rectascension bekannt 
ist. Man kann hierzu Beobachtungen im Meridian (Stundenwinkel gleich Null) 
anstellen, oder ausserhalb des Meridians, in welchem Falle der Stundenwinkel 
aus Durchgángen im Azimuthe oder aus Zenithdistanzmessungen berechnet werden 
kann. Zu bemerken ist noch, dass man den Stundenwinkel des wahren Frühlings. 
punktes sucht, in welchem Falle natürlich für die Rectascension der Gestirne 
deren wahre, mit Prácession und Nutation behafteten Orte zu verwenden sind, 
Allein die Nutation bewirkt, dass der Frühlingspunkt keine streng gleichfórmige 
Bewegung hat und demzufolge das Intervall, an einer wirklich gleichfôrmig 
verlaufenden Bewegung gemessen, zwischen zwei Durchgängen des Frühlings. 
punktes nicht genau constant ist, sondern kleinen Schwankungen unterliegt, 
Der Gang der Uhren ist ein allerdings noch weniger gleichmässiger; Vorausgesetzt 
aber, dass man völlig gleichmässig gehende Uhren herstellen könnte, so würden 
diese einen ungleichmässigen Gang zeigen, der aber nicht dem Gang der Uhr, 
sondern der Bewegung des Frühlingspunktes zufällt. Um ein Maass für den 
Stand und Gang von vollkommen gleichmässig gehenden Uhren zu erhalten, 
wäre es daher besser, die mittleren Rectascensionen der Sterne für das ge- 
gebene Datum zur Ableitung des Uhrstandes aus dem Stundenwinkel Zu ver- 
wenden. Praktisch allerdings ist dieser Unterschied vóllig belanglos, und die 
Verwendung der scheinbaren Sternórter erweist sich aus dem Grunde praktischer, 
weil man nebst den mittleren Sternórtern für den Jahresanfang die scheinbaren 
(nicht aber die mittleren) Oerter, namentlich aber die scheinbaren Deklinationen 
für die verschiedenen Daten braucht, da z. B. gemessene Zenithdistanzen nur 
mit diesen reducirt werden kónnen. 
Im folgenden sollen nun die wichtigsten Methoden der Zeitbestimmung 
kurz besprochen werden. 
A. Zeitbestimmung aus den beobachteten Meridiandurchgángen der 
Sterne. Die vorzüglichste und in der astronomischen Praxis am näufigsten an- 
gewendete Methode der Zeitbestimmung ist disjenize durch die Beobachtung 
der Meridiandurchgänge der Gestirne. Da die Sternze:t der Beobachtung eines 
Gestirnes im Meridian gleich seiner Rectascension ist, so erhält man 
U + X = a, X = 4 — U, 
wenn x der Stand der Uhr gegen Sternzeit ist; dies gilt, wenn man es mit 
fehlerfrei aufgestellten Instrumenten zu thun hat. Die hierzu dienenden Instru- 
mente sind das Passageninstrument im Meridian und der Meridiankreis. Da 
nicht nur die Beschreibung dieser Instrumente, sondezu auch die Methoden der 
Reduction der Zeitbestimmungen (Berücksichtigung der Instrumentalfehler) in 
diesen beiden Artikeln in aller Ausführlichkeit besprochen wurden, so wird es 
genügen, an dieser Stelle auf das dort Gesagte hinzuweisen. 
B. Bestimmung der Zeit aus einer beobachteten Zenithdistanz. Die 
Beobachtung der Zenithdistanz s eines Sternes, dessen Rectascension « und 
Deklination à sind, an einem Orte, dessen Polhóhe e ist, ergiebt den Stunden- 
winkel des Sternes aus der Formel 
€0$2 — sin 2in6 
Cost ox (1 19 ELO 
  
€0$ € cos Ü () 
und daraus die Sternzeit 8 nach 
8 7-3. 
Demnach ist, wenn z die Uhrzeit einer nach Sternzeit gehenden Uhr, also 
# + x = 0 ist, der Uhrstand 
X -—i--a-— (1a) 
    
   
 
	        
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