Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 4. Band)

   
  
  
  
  
Zodiacallicht oder Thierkreislicht. 
Zodiacallicht oder Thierkreislicht ist eine noch keineswegs 
sicher erklärte Erscheinung, welche sich als matte, allmählich verlaufende Licht- 
pyramide in gewissen Jahreszeiten dem aufmerksamen Beobachter, wenn er fern 
von stôrendem Licht den klaren Himmel beobachtet, zeigt. In unseren Breiten 
ist das Zodiacallicht am besten in den Monaten Januar bis März nach Sonnen- 
untergang, in den Herbstmonaten vor Sonnenaufgang zu sehen, und man er- 
blickt es als eine schräg, nahe in der Ebene der Ekliptik liegende Pyramide. 
In den Tropen ist das Zodiacallicht während des ganzen Jahres ziemlich gleich- 
mässig sichtbar. Zuerst wird es im 17. Jahrhundert von D. Cassını erwähnt, und 
es muss auffallen, dass es nicht im Alterthum beobachtet wurde. Immerhin darf 
hieraus nicht auf eine Unsichtbarkeit in jener weit zurückliegenden Zeit ge- 
schlossen werden. Wie bei so manchen Erscheinungen wird auch hier die doch 
keineswegs so auffallende Erscheinung der Aufmerksamkeit entgangen sein. 
Man hat wohl Anzeichen dafür zu beobachten geglaubt, dass das Zodiacal- 
licht in veránderlicher Helligkeit glánzt. Und in der That muss dem auf 
merksamen Beobachter die grosse Helligkeit auffallen, in der das Licht in ge- 
wissen Jahren im Vergleich zu anderen erscheint. Die einfache Erklärung der 
mehr oder minderen Durchsichtigkeit der Luft ist nicht ausreichend, denn in 
gleicher Weise müsste dann die Helligkeit der Milchstrasse beeinflusst worden 
sein, was aber keineswegs immer der Fall war. Nicht selten überstrahlt auch 
in unseren Breiten das Zodiacallicht den Schein der Milchstrasse ganz erheblich. 
Auch im Innern des eigentlichen Kegels sind hellere und mattere Streifen ver- 
muthet worden, auch glauben manche Beobachter feine, neblige Lichtstreifen 
in der Nähe der Zodiacallichtpyramide und mit dieser in Zusammenhang stehend 
gesehen zu haben. Es ist aber ausserordentlich schwer, mit voller Sicherheit 
die Grenzen des Lichtkegels anzugeben, in der Regel ist die dem Horizont 
zugeneigte Seite nicht so weit von der Axe zu verfolgen wie die gegenüber- 
liegende, was sich durch die Absorption in der Atmosphäre erklärt. 
Der diffuse Charakter der Erscheinung ist die Ursache, dass trotz der sehr 
beträchtlichen Menge von Beobachtungen, welche namentlich im 19. Jahrhundert 
und besonders gegen Ende desselben durch JuL. SCHMIDT (Das Zodiacallicht, 
Braunschweig 1855), Heıs (Zodiacallich tbeobachtungen 1847— 75, Münster 1875), 
Jones (Observations on the Zodiacal Light, Washington 1876; Observations at 
Quito, Americ. Journ. of Science 1857), SERPIERI (La luce Zodiacale, Memorie 
della Società degli Spettroscopisti 1876), SEARLE (The Zodiacal Light, Proceed. 
of the Americ Academy 1883; Researches on the Zodiacal Light, Annals of the 
Astron. Observ. of Harvard Coll. XIX, 2. Cambridge 1893), GRUEY (Observations 
de la Lumiere Zcdiacale a Toulouse, oo Rend. des séances de l'Acad. des sc. 
t. 79. 80 Paris), MARCHAND (Cpt. Rend. t. 121, Paris 1895), BARNARD (Astron.- 
Journal), und viele Andere angestellt worden sind, eine ganz bestimmte Erklärung 
nicht hat gegeben werden kônnen. Alle Angaben beruhen auf Einzeichnungen 
in Sternkarten oder sind solche über die Lage der Axe, der Ausdehnung des 
Kegels nach Schätzungen, deren Sicherheit von der Schärfe des Auges des 
Beobachters, von der günstigen Lage des Beobachtungsortes und anderen der- 
artigen Umständen abhängt. Dass das Zodiacallicht nahe mit der Ekliptik zu- 
sammenfállt war längst angenommen worden, dennoch blieb aber zweifelhaft, 
ob man sich, wie HEIs und JONESs, einen Ring um die Erde nach Art des Saturn- 
rings darunter zu denken habe, oder vielmehr einen in der Ebene des Sonnen- 
äquators gelegenen sehr flachen meteorischen Ring, der sich von der Sonne 
    
  
  
    
    
   
    
    
    
   
    
     
     
       
  
     
    
  
    
   
  
  
     
  
    
    
    
   
    
    
    
   
   
  
  
	        
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