Full text: Handwörterbuch der Astronomie (Vierter Band)

Zodiacallicht oder Thierkreislicht. 185 
bis etwas über die Erdbahn hinaus erstreckt. MARCHAND hat auf dem Pic du 
Midi, wo bei gewöhnlicher Durchsichtigkeit der Luft das Zodiacallicht das ganze 
Jahr hindurch sichtbar ist, seit 1892 vielfach die Erscheinung zu beobachten Ge- 
legenheit gehabt und gefunden, dass das Licht »nicht nur aus den bekannten 
kegelfórmigen Lichtsáulen besteht, die man am Horizont in der Náhe der Sonne 
nach dem Untergang und vor dem Aufgang derselben sieht, sondern auch aus 
einem schwachen, an den Rändern abgeblassten Lichtstreifen, der in der Ver- 
lüngerung der Axe des am Horizont sichtbaren Lichtkegels die ganze Himmels- 
kugel ungefáhr nach einem grössten Kreis umspannte, womit gelegentliche 
frühere Beobachtungen bestátigt wurden. Ferner hat er aus seinen Beob- 
achtungen ableiten kónnen, dass das Zodiacallicht ein Breite von ca. 14? besitzt, 
dass seine Axe sehr nahe einem gróssten Kreise liegt, der gegen die Ekliptik 
6—19 geneigt ist, und für den der aufsteigende Knoten die Länge von 70° be- 
sitzt. Darnach stellt er als Thatsache fest, dass die Axe des Zodiacallichts ziem- 
lich mit der Ebene des Sonnenäquators zusammenfállt, denn thatsáchlich betrágt 
die Neigung dieser gegen die Ekliptik 7? und ihr aufsteigender Knoten hat eine 
Länge von etwa 74°. 
Diese Resultate haben eine volle Bestätigung durch M. Worr's Unter- 
suchungen gefunden. (»Ueber die Bestimmung der Lage des Zodiacallichts und 
den Gegenschein«. Sitzber. d. Math. Phys. Classe d. K. B. Academie der Wiss., 
München 1900.) Er versuchte das Zodiacallicht zu photographiren und aus dem 
Bild die Axenlage zu bestimmen. Dazu waren aber die gewóhnlichen lichtstarken 
Objective nicht verwendbar. Er construirte einen besonderen Apparat, dem er den 
Namen »Schnittphotometer« beilegte. Es wurde von der Firma Zeiss in Jena ein 
Quarzobjectiv hergestellt, dessen Oeffnung 37 zm betrug, während die Distanz des 
Bildes von der vordersten Fläche nur 36 zm war. In der optischen Axe be- 
findet sich unmittelbar vor der Bildebene ein solid mit dem Objectiv verbundenes 
Diaphragma mit ganz enger Ocffnung, und unmittelbar hinter diesem Diaphragma 
liegt die photographische Platte. Diese kann nun ihrer Linge nach in ihrer 
Ebene hinter dem Diaphragma vorbei geschoben werden und es können so 
auf der Platte eine Reihe von kleinen Bildern neben einander erzeugt werden, 
wobei jedes Bildchen genau in derselben Axe aufgenommen, und ein ganz be- 
stimmter Punkt des Himmels ohne jede Abblendung und Lichtverlust der Linse 
abgebildet wird. Wird nun der Apparat mit einem astronomischen Axensystem, 
sei es mit einem Universalinstrument oder mit äquatorealer Montirung ver- 
bunden, so lässt sich auch der Punkt des Himmels, auf den das Quarzobjectiv 
gerichtet ist, genau bestimmen. So wurde jeweils eine kleine Stelle des Zodiacal- 
lichts auf der Platte aufgenommen, dann die Platte weiter geschoben, der 
Apparat àuf eine andere Stelle des Zodiacallichts gerichtet und diese auf- 
genommen. Bei genau gleicher Expositionszeit sind die Helligkeiten der Bilder 
vergleichbar und es lassen sich auch die hellsten Punkte des Zodiacallichts 
bestimmen, durch Aufzeichnung und Verbindung der hellsten Stellen die Axen- 
lage feststellen. 
Schon die ersten Beobachtungen mit diesem Apparat ergaben Resultate, 
die genau mit dem von MARCHAND auf schätzendem Wege erzielten überein- 
stimmten, die aber des vollständig objectiven Vorgangs wegen, die bei der 
Worr'schen Methode zur Anwendung kam, von wesentlich ausschlaggebenderer 
Bedeutung sind. 
Die Schärfe der photographischen Aufnahmen ist bei dieser Gelegenheit 
noch in erhóhtem Maasse hervorgetreten. Zuerst von BRORSEN, dann aber 
  
 
	        
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