Uhr, Pendeluhr. 33
Aufziehvorrichtungen mittelst eines Wassermotors, dessen Speisehahn zur ge-
eigneten Zeit selbstthätig geöffnet wird, wie sie sich MAYRHOFER!) hat patentiren
lassen, kommen bei astronomischen Uhren schwerlich in Betracht. Ebensowenig
dürfte die beim Oeffnen und Schliessen der Thür des Uhrkastens sich be-
thätigende Aufziehvorrichtung, die SCHEINBERGER?) erdacht hat, in Anwendung ge-
nommen werden, da die dazu sich als nothwendig erweisende Complication des
Aufziehmechanismus schwerlich im Verhiltniss zu dem erreichten Zuwachs an
Bequemlichkeit stehen dürfte.
2) Antrieb durch ein mit Hilfe von Elektricitàt gehobenes Ge-
wicht. Ein solcher wird benutzt bei der Pendeluhr der Stockholmer Stern-
warte, welche 1877 nach der Idee des 1875 verstorbenen THEORELL ausgeführt
worden ist. Die Triebkraft liefert ein an einem Seidenschnürchen befestigtes
kleines Gewicht von 4 2, welches der Elektromagnet jede Secunde einmal hebt.
Wieder niederfallend ersetzt es dem Pendel die verlorene leberdige Kraft, und
so bedarf die Uhr A^
keines — Steigrades.
F:g. 463 führt in
natürlicher Grösse
den diesen Zweck
verwirklichenden
Mechanismus vor®).
Das Pendel selbst
ist nicht dargestellt,
wohl aber der Pen-
delführer 7, welcher
in dem Steine :
endigt. Er trägt ein
Querstück, in wel-
chem die Axe des
bogenförmigen He-
bels ad gelagert ist.
An seinem Ende mit
dem Steine d versehen, wird es durch die Stütze 4 in passender Höhe gehalten.
Während nun das Pendel sich von links nach rechts bis zu der in der Figur
dargestellten Ruhelage bewegt hat, ist der Stein d an der über % befindlichen
Stütze hingeglitten, ohne dass eine Aenderung in der Lage der Theile des
Mechanismus eingetreten wäre. Schwingt aber das Pendel wieder nach rechts,
so stósst der Stein d gegen die Spitze über Z und drängt diese zur Seite, dabei
den nasenartigen Vorsprung £ der Axe f die Stütze 4 entziehend. Um f ist das
das Gewicht tragende Schnürchen gewunden und dieses dreht nun f im Sinne
des Uhrzeigers, wobei der Vorsprung e gegen c stossend dem Pendelführer z
seinen Antrieb ertheilt. Zugleich ist der links an / befindliche Haken seiner
Stütze 4 beraubt, und dadurch füllt der um die Axe p drehbare Rahmen 55 so
weit herab, bis der feste Stift % seine Bewegung hemmt. Sobald diese Lage-
änderung eingetreten ist, schliesst ein auf f angebrachter Contact den Strom,
der nun durch Vermittlung eines Elektromagneten ss wieder an seine frühere
(A. 463.)
7) Deutsches Reichspatent No. 47731 vom 12. Aug. 1888.
?) Deutsches Reichspatent No. 51522 vom 25. Juli 1889.
3) LINDHAGEN, Zeitschr. für Instrumentenkunde 1881 I, pag. 117.
VALENTINER, Astronomie, IV, 3