Universum. 69
keit zwischen beiden Darstellungen wahrzunehmen. Der einzige Weg zu einer
wirklichen Kenntniss der Milchstrasse sei daher, wenn möglichst viele Liebhaber
der Astronomie unabhängig von den bereits vorliegenden Zeichnungen sich neu
an die Aufgabe heranmachten, nach eigenen Wahrnehmungen dieselbe abzu-
zeichnen; nur so könne der persönliche Fehler eliminirt werden,
Die hier geforderte Betheiligung von Laien ist schon öfters angeregt worden,
zuerst wohl in der klassischen »Aufforderung an Freunde der Astronomie zur
Anstellung von ebenso interessanten und nützlichen, als leicht auszuführenden
Beobachtungen über mehrere wichtige Zweige der Himmelskunde«, die ARGE-
LANDER in SCHUMACHER's Jahrbuch fiir 1844, pag. 122 erliess, dann hat Heıs in
seiner »Wochenschrift für Astronomie, Meteorologie und Geographie« 1864,
pag. 265, diese Aufforderung wiederholt und besonders auf die Benutzung von
Höhenstationen und Orten fern vom Lichtmeer der grossen Städte dabei hinge-
wiesen. In Befolgung dieser Aufforderung berichtet KLEIN in Band 1867, pag. 285,
derselben Zeitschrift über die scheinbare Ausdehnung der Milchstrasse, wobei
Hzıs feststellt, dass er ihr Licht noch weiter als KLEIN zu verfolgen im Stande
ist. Auf den Beobachtungen des ersteren beruhen dann die Zeichnungen in
Hzeıs’ »Atlas coelestis novus«, über deren technische Darstellung sich Hzrs selbst
nicht ganz befriedigt äussert!), während in dem Krrin'schen »Sternatlas für
Freunde der Himmelsbetrachtung«, Leipzig 1888, die Milchstrasse überhaupt
nicht dargestellt ist?).
MARTH hat in Uebereinstimmung mit Lord LassELL auf Malta solche Milchstrassen-
zeichnungen erleichtern wollen, indem er die galaktischen Coordinaten der dem
unbewaffneten Auge sichtbaren Sterne berechnete. Diese sollen zuerst in die
Karten niedergelegt und dann die Contouren der feinen Milchstrassennebel nach
Augenmaass zwischen sie eingefügt werden. Der Pol der Milchstrasse ist dabei
zu 190? A. R und 60? N. P. D?) angenommen. Und zwar finden sich in Monthly
Notices Vol. XXXIII, pag. 1 ff. alle Sterne der nórdlichen Hemispháre, deren
galaktische Breite 15? nicht übersteigt und eine Anzahl noch weiter von der
Milchstrasse abstehender und zwar nicht etwa in Länge und Breite, sondern
indem gleich die Lánge der zu projektirenden Karten zu 6 Fuss und ihre Breite
zu 8 Zoll angenommen ist, werden sofort die rechtwinkligen Coordinaten der
einzutragenden Sterne in Zollen angeführt, 5 Grade entsprechen sonach einem
Zol. Die zweite Hälfte — die südlichen Sterne — folgt im gleichen Bande,
pag. 317—527, ist aber auf je 20? Breite ausgedehnt und in Vol. XXXIV, pag. 77
—82 lässt MagTH ein Supplement folgen, welches auch für die nördliche Hälfte
noch die fehlenden Sterne nachtrügt, damit die Gesammtbreite der Zone auch
hier 40? wird. Diese Sterne sind wirklich als Skelett für die Eintragung der
Milchstrasse nur von TaouvELoT benutzt worden, dessen Pastellzeichnungen auf
der Ausstellung in Philadelphia zu sehen waren, und dann von CHARLES SCRIBNER'S
Sons in New-York herausgegeben wurden; auch sie gaben — in Cambridge,
Mass. angefertigt — nur den nördlichen Theil. MarTH kommt daher in Vol. LIII
der Monthly Notices, pag. 74, nochmals auf den Gegenstand zurück, und theilt
jetzt wirklich die galaktischen Lángen und Breiten der Sterne mit unter Beibe-
haltung des früheren Poles, obwobl er Gourp's Bestimmung für richtiger hilt,
dadurch wird die Wahl der Skala jedem freigestellt. Die erste Hälfte der Sterne
1) Vergl. V. A. G. Band VI, pag. 267.
3) Eine Darstellung der Milchstrasse, die SCHMIDT unter dem durchsichtigen Himmel Athens
angefertigt hat, liegt unveräffentlicht auf dem astrophysikalischen Observatorium in Potsdam,
3) Wie nach Verbesserung eines offensichtlichen Druckfehlers statt Decl. gelesen werden muss.