Geo-Informationssystemen (GIS).
Das Problem der photogrammetrischen Datenerfassung ist mit
dem Einsatz des Global Positioning System (GPS) zur Be-
stimmung der Parameter der äußeren Orientierung der Luft-
bildkammer weiter vereinfacht worden, so daß sich operatio-
nelle Verfahren in der Aerotriangulation abzeichnen, die mit
Hilfe von Bildzuordnungsalgorithmen ohne - oder mit wenigen
- Paßpunkten auskommen können.
In der Weiterverwendung photogrammetrisch gewonnener
Daten für Geo-Informationssysteme konnten ebenso weitere
Fortschritte erzielt werden. Hierbei handelt es sich um Stra-
tegien, die nicht nur Vektordaten objektweise erfassen und
strukturieren, sondern dieselben Verfahren und Objektdefini-
tionen für Bilddaten anwenden. Dennoch gibt es hier große
Defizite: Die Integration der photogrammetrischen Daten und
Methoden hat zwar die hybriden Geo-Informationssysteme er-
heblich weiterentwickelt, jedoch fehlen noch viele Bausteine
in der Bilddatenverarbeitung wie z.B. Objektidentifikation,
hybride Datenstrukturen, leistungsfähige Komprimierungsme-
thoden und Editierverfahren.
Diese kurze Übersicht zeigt den Wandel der Photogrammetrie
auf, die sich nun vollständig im digitalen Zeitalter befindet.
Dieses kam auch in den Veranstaltungen der Arbeitsgruppen
zum Ausdruck, auf die im folgenden ausführlicher einge-
gangen wird. Anhand einiger ausgewählter Literaturstellen
kann nur exemplarisch auf diese Weiterentwicklung der Pho-
togrammetrie verwiesen werden; der interessierte Leser findet
dort weitere Hinweise, um sich in einem speziellen Arbeitsge-
biet zu vertiefen.
Die eigentliche Forschungsarbeit der Kommission III wird
durch ihre Arbeitsgruppen (AG) initiiert und koordiniert. Für
den Zeitraum 1988 - 1992 stellte sich die Kommission III dar
durch die
AG IU/II: Entwurf und Algorithmische Aspekte digitaler
photogrammetrischer Systeme (Leitung: H. Ebner, München/I.
Dowman, London),
AG III//VI: Weiterbildung innerhalb mathematischer Daten-
analyse (Leitung: L. Mussio, Mailand/T. Bouloucos,
Enschede),
AG III/1: Geographische Informationstheorie (Leitung: M.
Molenaar, Wageningen/R. Groot, Ottawa),
AG III/2 Objektrekonstruktion und -Lage durch Bildverarbei-
tung (Leitung: W. Fórstner, Bonn/R.M. Haralick, Seattle),
AG III/3: Thematische Informationsextraktion aus digitalen
Bildern (Leitung: T. Schenk, Columbus/B.S. Schulz,
Frankfurt), und die
AG II/4 Wissensbasierte Systeme (Leitung: N.J. Mulder,
Enschede/T. Sarjakoski, Helsinki)
Von deutscher Seite ausgehend wurden von den AG-Vor-
sitzenden verschiedene Workshops und Symposien organisiert,
von denen die folgenden genannt werden sollen:
Workshop AG II/III zusammen mit der AG V/3 in London
(Februar 1990)
Workshop AG II/III in Boulder (März 1991)
Konferenz AG I/II in München (September 1991, vgl. H.
Ebner/D. Fritsch/C. Heipke, 1991)
Workshop AG III/2 in Seattle (Oktober 1990)
Workshop AG III/2 in Bonn (März 1992, vgl. W. Fórstner/S.
Ruwiedel, 1992).
2. Photogrammetrische Entwicklungen
Im Bereich der photogrammetrischen Entwicklungen ist be-
ginnend mit der Bilddatenerfassung auf die mathematischen
Algorithmen zur Integration von GPS-Daten hinzuweisen. In
diesem Zusammenhang sei exemplarisch auf P. Friess (1990)
verwiesen, wo die Daten der áuferen Orientierung der Luft-
bildkammer durch entsprechende Prozessierung mit einer Ge-
nauigkeit von wenigen cm erhalten werden kónnen. Diese Ar-
beit zeigt auf, daf bei entsprechender Satellitenkonstellation
die kinematische Positionierung mittels GPS operationell ein-
gesetzt werden kann.
Beispiele für die Bilddatenerfassung im Nahbereich sind mit
den Arbeiten von T. Vógtle (1989) und P. Krzystek (1990) ge-
geben: Wihrend im ersten Fall StraBenverkehrsdaten mit
elektro-optischem Sensor erfaßt und ausgewertet werden, fin-
den sich in der zweiten Arbeit Algorithmen zur Auswertung
eines optischen Positionsmeßsystems, wie es in der hoch-
genauen Industrievermessung Einsatz findet. Damit hält die
Photogrammetrie Einzug in klassisch geodätische Vermes-
sungsmethoden (Kommission V der IGPF). Der Synergieeffekt
von Photogrammetrie und Ingenieurvermessung führt zu
hybriden Theodoliten und autonomen Systemen, die aufgrund
der Bilddatenverarbeitung ferngesteuert und fernbedient wer-
den können.
Über die Hinzunahme von Techniken der wissensbasierten
Systeme für die Ausmessung digitaler Bilder berichtet A. Meid
(1991). Damit können evt. Fehlereinflüsse von vorneherein
bereits während der Messung minimiert bzw. eliminiert wer-
den.
Das digitale Orthophoto hat sich mittlerweile zu einem Stan-
dardverfahren in der digitalen Photogrammetrie entwickelt
(H.P. Bähr/T. Vögtle, 1991). Über eine Kosten-/Nutzenanalyse
berichten H.P. Bähr/J. Wiesel (in H. Ebner et al., 1991).
Mittlerweile dient das digitale Orthophoto als Orientie-
rungshilfe für die Vektorgraphik in Geo-Informationssyste-
men, wo es als Rasterlayer verwaltet ist. Auf der Grundlage
dieser Orthophotos können durch einfache Bottom-up-Proze-
duren Knoten und Kantensegmente extrahiert werden, die be-
reits eine erste Grundlage zur Erfassung und Fortführung von
Vektoren liefern (D. Fritsch in H. Ebner et al., 1991).
Bildzuordnungsverfahren sind in der Periode 1988 - 1992
ebenso vertieft untersucht worden. Während R. Li (1990) Flä-
chen- und Kantenzuordnungen untersucht, werden in den Ar-
beiten von C. Heipke (1991), B. Straub (1991) und C.T.
Schneider (1991) erste Erfahrungen wiedergegeben, wenn bei
der Definition des Bildzuordnungsalgorithmus vom Objekt-
raum ausgegeangen wird. Der gleiche Ansatz wird am Institut
für Photogrammetrie und Kartographie der Technischen
Hochschule Darmstadt sehr detailliert untersucht (vgl. B.P.
Wrobel et al. in W. Förstner/S. Ruwidel (1992)). Der hier an-
fallende Mehraufwand bei der Auflösung der Gleichungssys-
teme kann durch entsprechende Lösungsverfahren wie Multi-
grid sowie Regularisierungsverfahren in Grenzen gehalten
werden; ebenso kommt dieser Formulierung der Fortschritt in
den Rechnerarchitekturen zugute (z.B. Advanced RISC). J.
Piechel (1991) weist Qualitätssteigerungen bei der Ableitung
digitaler Geländemodelle (DGM) nach, wenn die Kernlinien-
korrelation flächenhaft durchgeführt wird.
Über die Entwicklung einer operationellen Bildzuordnungs-
software wird in F. Ackermann/M. Hahn (in H. Ebner et al.,
1991) und P. Krzystek/D. Wild (in W. Förstner/S. Ruwiedel,
1992) berichtet, für die innerhalb einer Bildpyramide eine
Verkettung von Algorithmen, bestehend aus der Bildnor-
mierung, der Merkmalslokalisierung und der eigentlichen
Bildzuordnung, stattfindet. Damit können aus Luftbildern