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Was bedeutet nun aber dieser stándige Wechsel 1n dem,
was wir als real bezeichnen? Ist er nicht für Jeden, der
nach endgültiger wissenschaftlicher Erkenntnis sucht, im
höchsten Grade unbefriedigend ? — Darauf ist vor allem zu
erwidern, daß es zunáchst nicht darauf ankommt, ob der
Tatbestand befriedigt, sondern darauf, was an ihm das
eigentlich Wesentliche ist. Wenn wir aber dieser Frage
nachgehen, machen wir eine Entdeckung, die wir unter
allen Wundern, von denen wir vorhin gesprochen haben,
als das grófte und hóchste betrachten müssen. Vorerst 1st
festzustellen, daß die beständig fortgesetzte Ablösung eines
Weltbildes durch das andere nicht etwa einem Ausfluß
menschlicher Laune oder Mode entspringt, sondern daß
sie einem unausweichlichen Zwang folgt. Sie wird jedesmal
dann zur bitteren Notwendigkeit, wenn die Forschung auf
eine neue Tatsache ın der Natur stößt, welcher das je-
weilige Weltbild nicht gerecht zu werden vermag. — Eine
solche Tatsache ist, um ein bestimmtes Beispiel anzufüh-
ren, die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit ım leeren
Raum. Eine andere Tatsache ist das Eingreifen des ele-
mentaren Wirkungsquantums in den gesetzlichen Ablauf
aller atomaren Vorgänge. Diesen beiden Tatsachen und
noch vielen anderen konnte das klassische Weltbild nicht
gerecht werden. Infolgedessen wurde sein Rahmen ge-
sprengt, und es trat ein neues Weltbild an dessen Stelle.
Das ist an sich schon recht verwunderlich. Aber was in
noch hóherem Grade zur Verwunderung herausfordert,
weil es sich durchaus nicht von selbst versteht, das
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