Full text: Sinn und Grenzen der exakten Wissenschaft

     
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
    
111. 
Was bedeutet nun aber dieser stándige Wechsel 1n dem, 
was wir als real bezeichnen? Ist er nicht für Jeden, der 
nach endgültiger wissenschaftlicher Erkenntnis sucht, im 
höchsten Grade unbefriedigend ? — Darauf ist vor allem zu 
erwidern, daß es zunáchst nicht darauf ankommt, ob der 
Tatbestand befriedigt, sondern darauf, was an ihm das 
eigentlich Wesentliche ist. Wenn wir aber dieser Frage 
nachgehen, machen wir eine Entdeckung, die wir unter 
allen Wundern, von denen wir vorhin gesprochen haben, 
als das grófte und hóchste betrachten müssen. Vorerst 1st 
festzustellen, daß die beständig fortgesetzte Ablösung eines 
Weltbildes durch das andere nicht etwa einem Ausfluß 
menschlicher Laune oder Mode entspringt, sondern daß 
sie einem unausweichlichen Zwang folgt. Sie wird jedesmal 
dann zur bitteren Notwendigkeit, wenn die Forschung auf 
eine neue Tatsache ın der Natur stößt, welcher das je- 
weilige Weltbild nicht gerecht zu werden vermag. — Eine 
solche Tatsache ist, um ein bestimmtes Beispiel anzufüh- 
ren, die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit ım leeren 
Raum. Eine andere Tatsache ist das Eingreifen des ele- 
mentaren Wirkungsquantums in den gesetzlichen Ablauf 
aller atomaren Vorgänge. Diesen beiden Tatsachen und 
noch vielen anderen konnte das klassische Weltbild nicht 
gerecht werden. Infolgedessen wurde sein Rahmen ge- 
sprengt, und es trat ein neues Weltbild an dessen Stelle. 
Das ist an sich schon recht verwunderlich. Aber was in 
noch hóherem Grade zur Verwunderung herausfordert, 
weil es sich durchaus nicht von selbst versteht, das 
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