Spektralanalyse durch Robert Bunsen, den Experimen-
tator, und Gustav Kirchhoff, den Theoretiker. Sıe hat
sich seitdem stetig weiter entwickelt und mit der Zeit
immer reichere Früchte getragen. Jedesmal, wenn durch
einen experimentellen Befund ein Widerspruch mit der be-
stehenden Theorie festgestellt 1st, kündigt sich ein neuer
Fortschritt an; denn dann wird eme Veránderung und Ver-
besserung der Theorie notwendig. Die Frage aber, an wel-
chem Punkte und in welcher Weise diese Veránderung vor-
zunehmen ist, bietet oft große Schwierigkeiten. Denn je
bewährter eine bestehende Theorie ist, um so empfind-
licher und widersetzlicher zeigt sie sich gegenüber allen
Abänderungsversuchen. Sie gleicht darın einem kunst-
vollen weitverzweigten Organismus, dessen einzelne Glie-
der sich gegenseitig bedingen und derartig eng zusammen-
hängen, daß ein Eingriff, den man an einer Stelle vollzieht,
sich zugleich auch an ganz anderen, scheinbar weit ent-
fernten Stellen geltend macht. Das gibt dann Anlaß zu
neuen Fragen, die experimentell geprüft werden können,
und führt dadurch manchmal zu Konsequenzen, an deren
Tragweite anfangs niemand gedacht hatte. So 1st die Rela-
tivitátstheorie entstanden, so die Quantentheorie, und so
gewährt auch gegenwärtig der Aufbau des neuesten Zwei-
ges der Physik, die Erforschung des Atomkernes, durch
die gegenseitige Ergänzung von Experiment und Theorie
ein Musterbeispiel für solch fruchtbares Zusammenwirken.
IV.
Weshalb aber nun diese ganze gewaltige Arbeit, welche
die besten Kräfte ungezählter Forscher ıhr ganzes Leben
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