sein mag, immer das sich wundernde Kind bleiben und
muß sich stets auf neue Überraschungen gefaßt machen.
So sehen wir uns durch das ganze Leben hindurch einer
höheren Macht unterworfen, deren Wesen wir vom Stand-
punkt der exakten Wissenschaft aus niemals werden er-
gründen können, die sich aber auch von niemandem, der
einigermaßen nachdenkt, ignorieren läßt. Hier gibt es für
einen besinnlichen Menschen nur zwei Arten der Einstel-
lung, zwischen denen er wählen kann: entweder Angst und
feindseliger Widerstand, oder Ehrfurcht und vertrauens-
volle Hingabe. Wenn wir unseren Blick auf die Summe des
unsäglichen Leides und der beständigen Zerstörung von
Gut und Blut werfen, von denen die Menschen seit unvor-
denklichen Zeiten stets heimgesucht werden, so könnten
wir versucht sein, den Philosophen des Pessimismus beizu-
pflichten, welche den Wert des Lebens verneinen und die
Meinung verfechten, daß von einem dauernden Fortschritt,
von einer Höherentwicklung der Menschheit nicht die Re-
de sein kann, daß im Gegenteil eine jede Kultur, wenn sie
einmal einen gewissen Hóhepunkt erreicht hat, ihren Sta-
chel gegen sich selber kehrt und sich ohne Sinn und Ziel
wieder vernichtet.
Läßt sich eine solche weitgehende Behauptung durch
Berufung auf die exakte Wissenschaft rechtfertigen ? Diese
Frage muß schon deshalb verneint werden, weil die Wis-
senschaft für ihre Beantwortung nicht zuständig ist. Vom
wissenschaftlichen Standpunkt aus könnte man ebensogut
und vielleicht sogar mit noch mehr Recht die entgegenge-
setzte Behauptung vertreten. Man müßte nur den Stand-
punkt der Betrachtung etwas erweitern und nicht mit
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— mega