Full text: Wege zur physikalischen Erkenntnis (Band 1)

    
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
     
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920. 
Kausalgesetz und Villensfreiheit. 
(Öffentlicher Vortrag, gehalten in der Preußischen Akademie der 
Wissenschaften am 17. Februar 1923.) 
Meine hochverehrten Damen und Herren! Kausalgesetz 
und Willensfreiheit — ein Thema so alt wie der innere Drang 
eines jeden ernsthaft nachdenkenden Menschen, das Bewußt- 
sein seiner eigenen sittlichen Würde in Einklang zu bringen 
mit seiner Überzeugung von dem Walten einer strengen Ge- 
setzlichkeit in dem gesamten Getriebe der äußeren und in- 
neren Welt. Offenbart sich hier doch auf den ersten Anblick 
ein Gegensatz, wie er schärfer kaum gedacht werden kann. 
Auf der einen Seite der Ablauf aller Geschehnisse nach un- 
verbrüchlichen Regeln — in der Natur wie im Geistesleben —, 
die Vorbedingung jeder wissenschaftlichen Erkenntnis und 
die Grundlage allen praktischen Handelns. Auf der anderen 
Seite die uns in unserem Selbstbewußtsein, also durch die 
unmittelbarste Erkenntnisquelle, die es geben kann, ver- 
bürgte Gewißheit, daß wir letzten Endes selber Herr sind 
über unsere eigenen Gedanken und Entschließungen, daß 
wir in jedem Augenblick die Möglichkeit haben, so oder 
so zu handeln, klug oder töricht, gut oder schlecht. Wie 
reimt sich dies beides zusammen? Sicherlich ist doch 
jeder einzelne von uns auch nur ein Stück der großen Welt, 
und daher ebenso wie alle übrigen Wesen ihren Gesetzen 
unterworfen. 
Schier unbegrenzt ist die Anzahl der Untersuchungen und 
die Fülle der Gedanken, welche die scharfsinnigsten Geister 
aller Kulturvölker diesem Problem gewidmet haben, und 
entsprechend unbegrenzt ist die Zahl der Vorschläge, welche 
zu seiner Lösung beigebracht worden sind. Erwarten Sie 
nicht, verehrte Anwesende, oder vielleicht besser gesagt: 
fürchten Sie nicht, daß ich den Ehrgeiz habe, alle auf diesem 
  
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