Full text: Wege zur physikalischen Erkenntnis (Band 1)

    
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Kausalgesetz und Willensfreiheit 
So unsinnig und unmöglich uns vom Wirklichkeitsstand- 
punkt aus das Eintreten eines solchen, aller Kausalität 
spottenden Ereignisses scheinen mag, so ist diese Art der 
Unmöglichkeit dennoch wohl zu unterscheiden von einer 
logischen Unmöglichkeit oder  Vernunftwidrigkeit, wie 
zum Beispiel derjenigen, daß jemals ein Teil irgendeines 
Dinges größer sein könnte als das Ganze. Denn das ver- 
mögen wir uns beim besten Willen nicht zu denken, da es 
einen Widerspruch in sich selbst enthält. Diese Art der 
Unmöglichkeit ist daher denknotwendig, während eine Ver- 
letzung des Kausalgesetzes sich mit der formalen Logik sehr 
wohl vertragen kann. Hieraus folgt für uns das wichtige 
Resultat, daß sich über die Gültigkeit des Kausalgesetzes 
in der wirklichen Welt auf rein logischem Wege sicherlich 
nichts entscheiden läßt. 
Die Wirklichkeit ist eben, obwohl freilich oft gerade das 
Gegenteil behauptet wird, nur ein ganz spezieller, schmaler 
Ausschnitt aus dem unermeßlichen Bereich dessen, was die 
Gedanken zu umspannen vermögen. Damit steht durchaus 
nicht im Widerspruch, daß unsere Einbildungskraft in letzter 
Linie stets an wirkliche Erlebnisse anknüpft; denn diese sind 
ja für uns der Ausgangspunkt alles Denkens. Aber wir be- 
sitzen nun einmal die Gabe, in Gedanken über die Wirklich- 
keit hinauszuschreiten. Ohne diese Fähigkeit unserer Ein- 
bildungskraft hätten wir weder Poesie noch Kunst. Sie ist 
unser höchstes, wertvollstes Gut, das uns oft in lichtere 
Regionen entführt, wenn die graue Alltäglichkeit gar zu un- 
erträglich auf uns lastet. 
Aber auch die strenge wissenschaftliche. Forschung kann 
ohne das freie Spiel der Einbildungskraft nicht vorwärts- 
kommen. Wer nicht gelegentlich auch einmal kausalwidrige 
Dinge zu denken vermag, wird seine Wissenschaft nie um 
eine neue Idee bereichern kónnen. Und nicht nur bei der 
Hypothesenbildung, sondern sogar in der endgültigen Formu- 
lierung fertiger wissenschaftlicher Resultate wird oft kausal- 
freies Denken vorausgesetzt. Ein einfaches Beispiel aus der 
Physik wird dies näher erläutern. Denken wir uns einen 
Lichtstrahl, der von einer entfernten punktförmigen Licht- 
quelle, etwa einem leuchtenden Stern, herkommend, durch 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
	        
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