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Kausalgesetz und Willensfreiheit
So unsinnig und unmöglich uns vom Wirklichkeitsstand-
punkt aus das Eintreten eines solchen, aller Kausalität
spottenden Ereignisses scheinen mag, so ist diese Art der
Unmöglichkeit dennoch wohl zu unterscheiden von einer
logischen Unmöglichkeit oder Vernunftwidrigkeit, wie
zum Beispiel derjenigen, daß jemals ein Teil irgendeines
Dinges größer sein könnte als das Ganze. Denn das ver-
mögen wir uns beim besten Willen nicht zu denken, da es
einen Widerspruch in sich selbst enthält. Diese Art der
Unmöglichkeit ist daher denknotwendig, während eine Ver-
letzung des Kausalgesetzes sich mit der formalen Logik sehr
wohl vertragen kann. Hieraus folgt für uns das wichtige
Resultat, daß sich über die Gültigkeit des Kausalgesetzes
in der wirklichen Welt auf rein logischem Wege sicherlich
nichts entscheiden läßt.
Die Wirklichkeit ist eben, obwohl freilich oft gerade das
Gegenteil behauptet wird, nur ein ganz spezieller, schmaler
Ausschnitt aus dem unermeßlichen Bereich dessen, was die
Gedanken zu umspannen vermögen. Damit steht durchaus
nicht im Widerspruch, daß unsere Einbildungskraft in letzter
Linie stets an wirkliche Erlebnisse anknüpft; denn diese sind
ja für uns der Ausgangspunkt alles Denkens. Aber wir be-
sitzen nun einmal die Gabe, in Gedanken über die Wirklich-
keit hinauszuschreiten. Ohne diese Fähigkeit unserer Ein-
bildungskraft hätten wir weder Poesie noch Kunst. Sie ist
unser höchstes, wertvollstes Gut, das uns oft in lichtere
Regionen entführt, wenn die graue Alltäglichkeit gar zu un-
erträglich auf uns lastet.
Aber auch die strenge wissenschaftliche. Forschung kann
ohne das freie Spiel der Einbildungskraft nicht vorwärts-
kommen. Wer nicht gelegentlich auch einmal kausalwidrige
Dinge zu denken vermag, wird seine Wissenschaft nie um
eine neue Idee bereichern kónnen. Und nicht nur bei der
Hypothesenbildung, sondern sogar in der endgültigen Formu-
lierung fertiger wissenschaftlicher Resultate wird oft kausal-
freies Denken vorausgesetzt. Ein einfaches Beispiel aus der
Physik wird dies näher erläutern. Denken wir uns einen
Lichtstrahl, der von einer entfernten punktförmigen Licht-
quelle, etwa einem leuchtenden Stern, herkommend, durch