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Kausalgesetz und Willensfreiheit
gesetzes im Bereich der wirklichen Welt. Als Kausalität
kónnen wir ganz allgemein den gesetzlichen Zusammenhang
im zeitlichen Ablauf der Ereignisse bezeichnen. Ist nun
dieser Zusammenhang in der Natur der Dinge selbst begründet
oder ist er ganz oder teilweise ein Produkt der Einbildungs-
kraft, welches der Mensch sich ursprünglich zu dem Zweck
geschaffen hat, um sich im praktischen Leben zurechtzu-
finden, und das ihm in der Folge unentbehrlich geworden ist ?
Vor allem aber: Ist der Kausalzusammenhang ein absolut
vollkommener, unzerreiBbarer, oder läBt er gelegentlich auch
Lücken und Sprünge zu?
Es liegt am nächsten, den Versuch zu machen, ob nicht
diese Fragen sich allein durch systematisches Nachdenken
klären lassen, und in der Tat sind dieselben auf solche Weise
Jahrhunderte hindurch behandelt worden von den hervor-
ragendsten Geistern derjenigen Richtung, welche in der
Geschichte der Philosophie unter der Bezeichnung des Ratio-
nalismus zusammengefaßt wird. Hier ist nun leicht zu ver-
stehen, daß alles auf den gewählten Ausgangspunkt an-
kommt; denn aus nichts wird nichts, ohne bestimmte Vor-
aussetzungen läßt sich überhaupt nichts folgern. Daher
greifen die Philosophen des Rationalismus in der Regel zu-
nächst hinauf zu der allerhöchsten, ihnen absolut maßgeben-
den Instanz, der Gottheit, und leiten aus deren Attributen
die Antwort auf die sie interessierenden Grundprobleme her.
Da nun aber die Attribute der Gottheit als keineswegs fest-
stehend und bekannt anzusehen sind, da im Gegenteil die
höchsten Ideale in den Gedankenkreisen verschiedener Per-
sönlichkeiten recht verschiedene Färbungen aufweisen, so
kann es nicht ausbleiben, daß auch die gewonnenen Resultate
entsprechend verschieden ausfallen, oder mit anderen Worten,
daß in jedem derartigen philosophischen System sich letzten
Endes nur die besondere religiöse Weltanschauung seines
Schöpfers widerspiegelt.
Bei Rene Descartes, der häufig als der Vater der neueren
Philosophie bezeichnet wird, hat Gott alle Gesetze der Natur
und des Geistes aus seinem eigenen freien Wollen geschaffen,
nach Zwecken, die so hoch sind, daß unser menschliches
Denken gar nicht fähig ist, sie in ihrer ganzen Bedeutung