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161
Physikalische Gesetzlichkeit
auflösbaren anzusehen, dagegen den Konstanten der zweiten
Gruppe und den ihnen entsprechenden Gesetzen einen ver-
wickelteren Charakter zuzuschreiben. Um diese Vermutung
auf ihre Berechtigung hin zu prüfen, muß man die Betrach-
tungsweise um einen Grad verfeinern, man muß die Vorgänge
sozusagen schärfer unter die Lupe nehmen. Sind die irrever-
sibeln Vorgänge wirklich von zusammengesetzter Art, so kön-
nen die sie beherrschenden Gesetze nur sozusagen im groben
gelten, sie müssen statistischen Charakter besitzen, da sie nur
für eine makroskopische summarische Betrachtung, also für
die Mittelwerte aus einer großen Anzahl von verschiedenen
Einzelvorgängen Bedeutung haben. Je mehr man die Zahl
der zur Mittelwertbildung herangezogenen Einzelvorgänge
einschränkt, um so deutlicher müssen sich zufällige Abwei-
chungen von den makroskopischen Gesetzen bemerklich ma-
chen. Mit anderen Worten: wenn die geschilderte Anschauung
wirklich zutrifft, so müssen die Gesetze der irreversibeln Vor-
gänge, die der Reibung, der Wärmeleitung, der Diffusion,
mikroskopisch betrachtet, sämtlich ungenau sein, sie müssen
in Einzelfällen Ausnahmen zulassen, Ausnahmen, die um so
stärker hervortreten, je mehr man die Betrachtung ver-
feinert.
Gerade diese Schlußfolgerung ist es nun, die mit einer im
Lauf der Zeit sich stets steigernden Sicherheit nach allen Rich-
tungen durch die Erfahrung bestätigt wurde, was natürlich
nur mit Hilfe einer außerordentlichen Verbesserung der Mes-
sungsmethoden gelingen konnte. Die große Annäherung, mit
welcher die Gesetze der irreversibeln Vorgänge gelten, rührt
lediglich her von der ungeheuren Anzahl der Einzelvorgänge,
aus denen sie sich gewöhnlich zusammensetzen. Nehmen wir
zum Beispiel eine Flüssigkeit von überall gleichmäßiger Tem-
peratur, so folgt aus dem makroskopischen Gesetz der Wärme-
leitung, daß keinerlei Strömung von Wärme innerhalb der
Flüssigkeit stattfindet. Dem ist aber, genau genommen,
durchaus nicht so. Denn die Wärme wird bedingt durch die
feinen schnellen Bewegungen der Flüssigkeitsmoleküle, und
die Wärmeleitung infolgedessen durch den Austausch dieser
Geschwindigkeiten beim Zusammenstoß. Gleichmäßigkeit der
Temperatur bedeutet also nicht Gleichheit aller Geschwindig-
Planck, Wege zur physikalischen Erkenntnis. 11
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